Früherer britischer Konsulatsmitarbeiter erzählt vom „Alptraum“ seiner Inhaftierung und Folter in China

Ein Mitarbeiter des Britischen Generalkonsulats in Hongkong wird von chinesischen Beamten "entführt" als er sich kurze Zeit auf dem Territorium des Festlandes befindet. Nach zwei Wochen Verhören und Folter wird er entlassen. Danach geht er an die Öffentlichkeit.
Von 16. Januar 2020

Der ehemalige Mitarbeiter des Britischen Konsulats Simon Cheng hätte nie daran gedacht, dass er eines Tages durch seine Teilnahme an den pro-demokratischen Protesten in Hongkong in einem Gefängnis in China landen würde und als „Staatsfeind“ gelte.

Im vergangenen August wurde die kurze Geschäftsreise des Hongkonger Bürgers in die chinesische Grenzstadt Shenzhen zu einem Alptraum: Cheng wurde 15 Tage lang in Isolationshaft gehalten und von den chinesischen Behörden als britischer Spion dargestellt. Und er wurde gefoltert, um Informationen über die Demonstranten in seiner Heimatstadt zu erhalten.

Seit Juni 2019 waren Massendemonstrationen in Hongkong ausgebrochen, die sich vor allem gegen die zunehmende Einmischung des chinesischen Regimes in die inneren Angelegenheiten der Stadt richteten.

Cheng wurde erst freigelassen, nachdem er im staatlichen Fernsehen sein Verbrechen der „Anstiftung zur Prostitution“ ein Verstoß gegen das chinesische Gesetz „gestanden“ hatte.

Cheng hat dieses Geständnis mittlerweile zurückgewiesen und behauptet, dass er gezwungen wurde, die Anklage, die er als politisch motiviert bezeichnete, zuzugeben.

Inzwischen hat er seinen Posten im britischen Konsulat in Hongkong aufgegeben und über seine Erfahrungen gesprochen. Er weigert sich, zum Schweigen gebracht zu werden.

Dies hat jedoch seinen Preis. Cheng hat die Verbindungen zu seinen Verwandten in Hongkong und auf dem chinesischen Festland abgebrochen. In der Hoffnung, dass sie „in Ruhe und Frieden leben können, ohne Belästigung und Bedrohung von außen“, schrieb er in einem Facebook-Post vom 9. Januar.

„Wir haben uns einst geliebt und einander genährt, jetzt vergessen wir das lieber, damit wir keine Qualen und Sorgen mehr ertragen“, fügte Cheng hinzu.

Ein Alptraum

Im Laufe des Sommers stand der damals 28-Jährige bei mehreren Protesten in Hongkong an vorderster Front. Manchmal versuchte er, mit der örtlichen Polizei zu verhandeln, die die Demonstranten umzingelte und ihnen den Weg abschnitten.

Anfang August jedoch stellte eine Begegnung mit den Behörden des Festlandes sein Leben auf den Kopf. Auf dem Rückweg von seiner Geschäftsreise wurde er an einem Kontrollpunkt auf dem chinesischen Festland nahe dem Hongkonger Bahnhof West Kowloon verhaftet, als er sich nur wenige Schritte vom Territorium Hongkongs entfernt hatte.

Zollbeamte vom Festland beschlagnahmten seinen Rucksack und sein Telefon und nahmen ihn in Gewahrsam. Spät in der Nacht wurde er in einem Hochgeschwindigkeitszug nach Shenzhen gebracht und bereits im Zug den chinesischen Polizisten überstellt.

Cheng fragte die Polizei, was sie mit ihm machen würden. „Sei nicht so frech, Rotzlöffel!“ erinnerte er sich an die Antwort eines stämmigen Polizisten in Zivil, wie er in einem Interview mit der Epoch Times in London am 31. Dezember erzählte.

Aktivisten versammeln sich am 21. August 2019 vor dem Gebäude des Britischen Generalkonsulats in Hongkong, nachdem Simon Cheng, ein Angestellter des Konsulats in Hongkong von den Behörden des chinesischen Festlandes festgenommen wurde. Foto: Anthony Wallace/AFP über Getty Images

Die Beamten brachten ihn zu einer Polizeiwache im Bezirk Futian in Shenzhen.

Als das Auto in der Polizeistation ankam, konntest du nirgendwo um Hilfe bitten, denn man ist im Grunde genommen ihrer Gnade überlassen, man ist in ihrer Domäne“, sagte er.

Das war der Beginn dessen, was Cheng als 15 Tage andauernden „Alptraum“ in Erinnerung behielt.

„Keine Menschenrechte“

Das Verhör begann kurz nach seiner Ankunft am Bahnhof.

Cheng musste in einem Stahlkäfig sitzen, mit gefesselten Händen und an einen eisernen Hocker gefesselt, während ihn die Beamten des Verhörs sieben bis acht Stunden lang „grillten“.

Sie drängten Cheng in seine Rolle als Mitarbeiter der britischen Regierung bei den „Unruhen“ in Hongkong. Sie verlangten von ihm, Namen von Festlandbewohnern zu nennen, die sich an den Protesten beteiligten.

Angenommen, was Sie tun, ist in Hongkong legal, aber wo sind Sie jetzt? … Wenn Sie einmal auf dem chinesischen Festland sind, unterliegen Sie der Rechtsnorm des Festlandes“, sagten sie zu ihm.

„Es war ein eklatanter Widerspruch zu der ‚Ein Land zwei Systeme‘-Politik, aber ich konnte unter diesen Umständen nichts erwidern. Ich konnte nur mein Gefühl der Reue ausdrücken“, sagte Cheng und bezog sich dabei auf den Rahmen, in dem das chinesische Regime die Autonomie und die Freiheiten der Stadt zu erhalten versprach.

Cheng wurde während der gesamten Dauer seiner Tortur in zwei unterschiedliche Gefangenenlager verlegt. In jeder dieser Einrichtungen wurde er fast täglich an einen geheimen Ort gebracht, um dort verhört zu werden.

Die Wachen zogen ihm einen Sack über den Kopf, fesselten ihn und verbanden ihm die Augen, bevor sie ihn mit einem Transporter zum Verhör brachten. Ihm wurde angeordnet, seine Gefängnisuniform die mit seinem Namen und seinem Heimatort versehen war verkehrt herum zu tragen, um seine Identität nicht preiszugeben.

Die Verhöre dauerten jeweils etwa sieben bis acht Stunden.

Während einiger Sitzungen wurden ihm die Augen verbunden und seine Hände und Füße in die Spreizadlerposition gebunden eine Pose, die er stundenlang einnehmen musste. Bei anderen Gelegenheiten wurde er in die Hocke gezwungen, während er die Arme hoch heben musste.

Simon Cheng mit Menschenrechtler Benedict Rogers in London, Großbritannien, am 20. Dezember 2019. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Simon Cheng

Wenn er eine leichte Bewegung machte oder wenn seine Pose nicht „perfekt“ war, schlugen ihn die Beamten. Dabei schlugen die Polizisten mit einem scheinbar geschärften Schlagstock auf verletzliche Stellen wie Knöchel und Kniegelenke. Er musste diejenigen, die ihn verhörten, mit „Meister“ ansprechen, wenn er etwas sagen wollte, falls nicht, bekam er eine Ohrfeige.

Als er ihnen weinend erklärte, dass sie ihn nicht misshandeln müssten, sagten sie: „Das ist keine Folter, das ist Training. Wir helfen dir, den Körper zu trainieren.“

Sie sind diejenigen, die sagen wo’s lang geht, das ist deren Bühne … es ist ihnen egal, ob du redest oder nicht, und sie lassen dich nur reden, wenn sie Lust dazu haben“, sagte Cheng.

Ein Vernehmungsbeamter, der einwandfreies Kantonesisch sprach, sagte, dass Cheng „nichts weiter als menschlicher Abschaum“ sei. Ein Mandarin-Sprecher sagte ihm, es gäbe hier „keine Menschenrechte, über die man sprechen könnte“.

Als er dem geistigen Zusammenbruch nahe war und zu schluchzen begann, ließen sie Cheng für eine Weile frei und gaben ihm zu essen, während sie ihn jedoch immer noch nach Informationen ausquetschten.

Auch bezeichneten sie ihn als „Staatsfeind“.

Die Folterungen hörten in der zweiten Woche auf, als die Polizei auf Anweisungen von höherer Stelle wartete, sagte er. Die Beamten trugen Medizin und eine Salbe auf seine Wunden auf, um die Spuren des Missbrauchs zu beseitigen. Eine Zeit lang konnte Cheng seine Beine aufgrund der lang andauernden Folter nicht bewegen. Mittlerweile hat er sich wieder erholt.

Mitgefangene aus Hongkong

Während der zweiten Woche des Verhörs im Luohu Gefangenenlager ging Cheng an einer Gruppe von etwa zehn jungen Gefangenen vorbei, die in Glaszellen festgehalten wurden. In orangefarbenen Gefängnisuniformen schauten sie alle niedergeschlagen auf ihre Handschellen. Er vermutete, dass es sich um Demonstranten aus Hongkong handelte.

Cheng hörte dabei eine kantonesische Stimme von einer Wache, als er durch den Gang ging: „Heb‘ die Hände höher, hast du während der Proteste nicht die Banner sehr hoch gehalten?“

Er kam auch an einem jungen Mädchen von etwa 15 oder 16 Jahren vorbei. Ein Offizier sagte, es sei wegen der Proteste in Hongkong verhaftet worden und fragte, ob sie einander kannten. Er schüttelte den Kopf. „Das ist auch besser so“, sagte der Beamte.

Die Vernehmungsbeamten übergaben ihm zudem Fotos von etwa 1.000 Demonstranten, von denen einige wie Bilder aus sozialen Medien aussahen. Sie verlangten von ihm, Informationen über die ihm bekannten Personen zu geben. Er sollte eine Ecke des Fotos falten, wenn er ein Gesicht erkannte, und es mit seinem Fingerabdruck abstempeln. Er hatte keine andere Wahl als sich zu fügen und gab Informationen über die Demonstranten, die er erkannte.

Neubeginn

Ende August wurde Cheng nach Hongkong entlassen. Bald darauf buchte er einen Flug nach Taiwan, wo er sich drei Monate lang aufhielt und seine Erfahrungen mit den lokalen Medien teilte.

Drei Tage nachdem er an die Öffentlichkeit gegangen war, bemerkte er einen Mann, der ihm auf der Straße folgte. Der Mann reagierte nicht, als Cheng ein Foto von ihm machte. Ungefähr eine Stunde später sah er dieselbe Person, wieder. Diesesmal machte die Person etwas mit dem Telefon allerdings in einem anderen Outfit. Nachdem er den Vorfall der taiwanesischen Polizei gemeldet hatte, teilten ihm die Beamten mit, dass die Person kein Einheimischer sei.

Beunruhigt über den Vorfall, reiste Cheng bald nach England, wo er mit einem Geschäftsvisum bis dato verweilt.

Seine Erfahrung in chinesischen Gefängnissen verschaffte ihm einen Einblick in die Notlage von verfolgten Glaubensgruppen in China, so Chen. Wie beispielsweise die der Praktizierenden der spirituellen Praxis Falun Gong, die sich weigerten, der „staatlichen Verfolgungsmaschine“ nachzugeben oder ihren Glauben aufzugeben.

Folternachstellung hinter verschlossenen Türen werden Falun Gong-Anhänger in Chinas Arbeitslagern gefoltert. Foto: Getty Images

Ich war schon kooperativ, aber trotzdem bekam ich Schläge und Tritte und wurde gefoltert. Es ist noch schwieriger, sich vorzustellen, was ihnen blüht“, sagte er.

Aus Angst, dass das chinesische Regime Vergeltung üben könnte, indem es seine Familienmitglieder verletzt oder schikaniert, hat Cheng die Kommunikation mit seinen Verwandten auf dem Festland und in Hongkong abgebrochen.

Er sagte, dass die Aufdeckung solcher Menschenrechtsverletzungen durch das chinesische Regime eine moralische Verpflichtung sei und es etwas ist, was seine eigene Sicherheit gewährleistet. „Ich will nicht durch die Drohungen und Erpressungen der KPCh [Kommunistische Partei Chinas] zum Schweigen gebracht werden … sonst werde ich es ein Leben lang bereuen.

„Es war eine schwierige Entscheidung … ein Preis, den ich bezahlen musste.“

Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von rm)
Originalfassung: Former UK Consulate Employee Details ‘Nightmare’ of Being Detained, Tortured in China



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