Berlin ohne Strom: Hochspannungsmasten brennen - Polizei prüft politischen Anschlag
Ampeln bleiben dunkel, Beatmungsgeräte fallen aus, Pflegeheime müssen evakuiert werden: In Berlin verursachte ein Feuer an zwei Hochspannungsmasten einen Stromausfall. Etwa 50.000 Haushalte waren betroffen.

Die Polizei musste den Verkehr regeln.
Foto: Jens Kalaene/dpa
Wegen eines Brandes an zwei Strommasten kam es am Dienstagmorgen im Berliner Südosten zu einem großflächigen Stromausfall. Betroffen waren Teile von Altglienicke, Grünau, Adlershof, Spindlersfeld, Alt-Johannisthal und Oberschöneweide, teilte die Polizei mit.
Auch der öffentliche Nahverkehr war teilweise eingeschränkt, Ampeln fielen aus. Kriminaltechnik und Kriminalpolizei sind vor Ort, die Ermittlungen führt der Staatsschutz des LKA. Nach erster Einschätzung der Polizei könnte der umfangreiche Stromausfall durch einen politisch motivierten Brandanschlag von Extremisten verursacht worden sein. Hinweise darauf seien die gezielte Wahl der beiden Strommasten und das Vorgehen der Täter.

Nichts fährt mehr: Stromausfall in Teilen Berlins
Foto: Julius-Christian Schreiner/dpa

Viele Geschäfte sind wegen des Stromausfalls geschlossen.
Foto: Julius-Christian Schreiner/dpa
In Pflegeheimen fielen Beatmungsgeräte aus
Wie ein Polizeisprecher mitteilt, wurden die brennenden Masten gegen 3:30 Uhr gemeldet. Nur gut eineinhalb Stunden später, um 5:09 Uhr, brachen nach „Bild“-Informationen Feuer in den Umspannwerken Moissistraße, Wegedornstraße und Fernheizkraft Neukölln aus. Das führte zu einem kompletten Ausfall der Umspannwerke.
Das alles hatte Auswirkungen auf den Nah- und Straßenverkehr. Straßenbahnen und Züge (S8, S85, S9, S45, S46, S47) fielen aus, Ampeln ebenfalls. Gegen 7:30 Uhr funktionierte der Zugverkehr wieder „ohne Einschränkungen“. Allerdings blieben die Fahrkartenautomaten außer Betrieb, Lautsprecheransagen waren nicht möglich, Anzeigentafeln blieben dunkel.
Ein Pflegeheim in der Semmelweisstraße in Altglienicke war ebenfalls betroffen. Dort fielen Beatmungsgeräte aus, die Feuerwehr kam dort zum Einsatz. Wie der „Tagesspiegel“ berichtet, kümmerten sich die Einsatzkräfte um die betroffenen Patienten. Vier Menschen kamen in ein nahegelegenes Krankenhaus, weil unklar war, wie lange der Stromausfall andauern würde.
Dem Bericht zufolge könnten die Geräte in einem Rettungswagen nur kurzfristig zur Überbrückung genutzt werden. Auch ein Beatmungspatient aus einem Pflegeheim in Niederschöneweide musste in eine Klinik verlegt werden.

Polizei steht vor dem teilweise beschädigten Strommast im Königsheideweg.
Foto: Jens Kalaene/dpa
Betroffene Haushalte und Verkehr
Johannisthal, ein Stadtteil des Bezirks Treptow-Köpenick, ist besonders stark betroffen. Laut Netzbetreiber Stromnetz Berlin sind knapp 50.000 Kunden ohne Strom, die Feuerwehr schätzt rund 43.000 betroffene Haushalte. Wann die Versorgung wiederhergestellt wird, ist derzeit unklar.
Feuerwehr richtet Betreuungsplätze ein
Die Hauptstadtfeuerwehr kündigte die Einrichtung verschiedener Anlaufpunkte an, die Bürger im Notfall nutzen können. Einen großen Betreuungsplatz gibt es am Groß-Berliner Damm. Anwohner im betroffenen Gebiet sollten nach Vorstellung der Feuerwehr per Lautsprecherdurchsagen informiert werden. Dies müsse allerdings mit der Polizei abgestimmt werden, so ein Sprecher.
Des Weiteren gab es am Dienstag auch eine Panne beim Portal „Digitale Daten im Katastrophenschutz“ (DiDaKat). Das Notfalltelefonbuch des Landes Berlin war am Morgen nicht erreichbar. Es beinhaltet relevante Kontakte aller betroffenen Stellen und Einrichtungen. Darauf wies der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Vasili Franco, im sozialen Netzwerk „Bluesky“ hin. „Das bezeichnet leider relativ treffend den Zustand des Berliner Katastrophenschutzes“, kommentierte er den Sachverhalt.

Nach einem Brandanschlag und einem Stromausfall ermittelt die Polizei.
Foto: Jens Kalaene/dpa
GdP fordert besseren Schutz kritischer Infrastruktur
(Mit Material von Nachrichtenagenturen)
Anm. d. Red.: Dieser Artikel wurde am 09.09.2025 aktualisiert und mit einer ausführlicheren Stellungnahme vom GdP-Sprecher erweitert.
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