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plus-icon423 Sexualstraftaten

Sexuelle Belästigung im Schwimmbad „ist nichts Einmaliges“

Die sexuellen Übergriffe im Barbarossabad im hessischen Gelnhausen bewegen viele Freibadbesucher. Die Frage nach Konsequenzen und Vertrauen in den Rechtsstaat steht nun im Raum.

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Die Staatsanwaltschaft Hanau führt ein Ermittlungsverfahren wegen des Tatverdachts der sexuellen Belästigung im Barbarossabad in Gelnhausen. (Symbolfoto)

Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

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Lesedauer: 7 Min.

Die Quecksilbersäule kratzt mit ihrer Spitze an der 39-Grad-Marke. Der Wunsch nach Schatten, Abkühlung und erfrischenden Getränken steigt entsprechend. Es ist eigentlich zu heiß zum Reden. Doch ein paar Worte müssen wir an diesem hochsommerlichen Tag dennoch verlieren, nämlich über die Ereignisse im Barbarossabad.
Der Bade- und Freizeittempel im hessischen Gelnhausen kam in die Schlagzeilen, weil dort vier Syrer neun Mädchen in einem Schwimmbecken sexuell belästigt hatten. Die Ermittlungen laufen, doch ein Haftbefehl kam nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft nicht in Betracht, da keine Wiederholungsgefahr bestehe.

„Das macht was mit einem“

Am Eingang eines Freibades in einer unterfränkischen Stadt, knapp 50 Kilometer von Gelnhausen entfernt, tummeln sich weniger Gäste im kühlen Nass als an Wochenenden. Keine Schlange vor der Kasse an diesem Werktag. Doch gibt es Gelegenheit, ein paar Besucher für einen kurzen Moment anzusprechen und Fragen zu den Vorkommnissen in Gelnhausen zu stellen.
Es verfolge sie nicht ständig ein schlechtes Gefühl, sagt eine Frau. Das liege sicher auch daran, dass sie von Begebenheiten wie in Gelnhausen bisher nur gehört oder gelesen habe. Dennoch sei sie vorsichtig: „Das macht ja etwas mit einem“, sagt sie. So ganz aus dem Kopf bekomme sie das nicht. „Ich bin vorsichtiger geworden.“ Sie sagt, sie wählt ihren Liegeplatz im Freibad nun bewusster aus und achtet darauf, dass keine Ausländer in der Nähe sind.
Eine Gruppe Jugendlicher sucht an diesem Nachmittag ebenfalls Abkühlung im Bad. Natürlich haben die 15-, 16-Jährigen von den Übergriffen in Gelnhausen gehört. Die sozialen Medien sind voll davon. „Voll eklig“, kommentiert ein junges Mädchen die Geschehnisse. Sie möchte sich nicht vorstellen, „wie mich einer angrabscht“. Die anderen lachen verunsichert, wollen sich den Freizeitspaß aber nicht verderben lassen. „Wir passen halt besser aufeinander auf“, sagen sie und hoffen, dass das in ihrem Freibad nicht vorkommt.

Wenig Vertrauen in Politik und Polizei

Ein älterer Mann, der mit seinen beiden Enkeln zum Schwimmen geht, fordert von Regierung und Justiz „klares Handeln“. Es könne nicht sein, dass die vier mutmaßlichen Täter „ungeschoren davonkommen“. Dass die Syrer allerdings tatsächlich bestraft werden, glaubt er nicht. Staat und Justiz gehen „mit denen“ zu großzügig um, findet er und fordert für kriminelle Migranten die „Abschiebung, und zwar ganz schnell“.
Eine Mutter mit zwei Töchtern, beide etwa acht bis zehn Jahre alt, versucht, die Sorgen zu verdrängen: „Sonst traut man sich ja bald überhaupt nicht mehr vor die Tür.“ Dennoch habe sie stets ein Auge auf ihre Kinder, nicht erst seit Gelnhausen. Das, was dort vorgefallen sei, „ist nichts Einmaliges“, sagt sie. Und sie glaubt, „dass das viel öfter passiert“. Doch werde es entweder von Polizei und Behörden „vertuscht und verschwiegen“ oder Betroffene gingen erst gar nicht zur Polizei, „weil die ohnehin nicht viel macht“. Probleme mit Migranten in Schwimmbädern gebe es „schon länger“, und das sei ja „klar, weil die so was aus ihrer Heimat gar nicht kennen“.
Gelnhausens Bürgermeister Christian Litzinger (CDU) reagierte in einer Stellungnahme, dass ihm als Familienvater die Vorfälle „sehr nahe gehen“. Auch habe die Stadt „alle denkbaren Maßnahmen“ zur Unterstützung der Ermittlungen und Opferhilfe ergriffen. Künftig werde die Stadtpolizei regelmäßig im Freibad Streife laufen. Auch das Personal soll besser geschult werden.
Die Bitte um eine Stellungnahme gegenüber Epoch Times ließ der CDU-Politiker bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet.

Warnung vor pauschaler Diskreditierung von Migranten

Thorsten Stolz, Landrat des Main-Kinzig-Kreises, dem Gelnhausen angehört, sagte: „Wenn sich die Vorfälle im Gelnhäuser Freibad durch die Ermittlungen der Polizei- und Justizbehörden so bestätigen, wie sie sich aktuell darstellen, dann muss rechtlich und politisch alles drangesetzt werden, dass die vier aus Syrien stammenden Personen keine Zukunftsperspektive mehr in unserem Land haben, sondern in ihr Heimatland zurückgeführt werden.“
Zugleich warnte der SPD-Politiker angesichts des Vorfalls vor pauschalen Diskreditierungen von Migranten.
Auf Landesebene war der Vorfall ebenfalls ein Thema. So forderte Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) in „Welt“ eine schnelle und umfassende Aufklärung:
„Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Schwimmbäder Orte für sexuelle Übergriffe sind.“
Auch im Nachrichtensender „Welt TV“ hatte sich Poseck geäußert und erklärt, „dass wir eine Trendwende in der Migrationspolitik brauchen“. Er verwies auch auf die Innenministerkonferenz, die Abschiebungen, auch nach Syrien, fordere. Dies unterstütze er „nachdrücklich“.
Die AfD-Fraktion im Hessischen Landtag fordert von der schwarz-roten Landesregierung eine umfassende Aufklärung zu dem Vorfall. „Wir verlangen volle Transparenz und fordern die Landesregierung auf, ihrer Pflicht zur detaillierten Information nachzukommen“, so die innenpolitische Sprecherin Sandra Weegels. Versuche, Informationen „insbesondere über die Tatverdächtigen zurückzuhalten“, werde die AfD-Fraktion nicht hinnehmen.
Innenminister Posecks Pflicht sei es, dafür zu sorgen, dass sich Vorfälle wie in Gelnhausen nicht wiederholen. Es sei nicht hinnehmbar, „dass Freibäder auch in Hessen immer mehr zu Orten der Angst vor Übergriffen und Gewalt werden“, so Weegels.

LKA: Bäder kein Kriminalitätsschwerpunkt

Laut „Focus“ hat das Bundeskriminalamt 2024 bundesweit 423 Sexualstraftaten in Bädern und Badestellen registriert. 367 Tatverdächtige konnte die Polizei ermitteln, davon waren 365 männlich. Fast zwei Drittel (64,6 Prozent) stammten nicht aus Deutschland. Die Aufklärungsquote betrug 81 Prozent.
Ähnliche Zahlen kommen aus Hessen: Im vergangenen Jahr sind in Schwimmbädern 74-mal Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung verübt worden, schreibt das Magazin unter Berufung auf das Landeskriminalamt. Knapp 60 Prozent dieser Vergehen gingen auf das Konto von Nichtdeutschen. Die Aufklärungsquote betrug 80 Prozent. Das LKA betonte zudem, dass Bäder in Hessen keinen Kriminalitätsschwerpunkt darstellten.
Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen hat 2024 ein Sicherheitskonzept veröffentlicht, in dem sie sich mit Kriminalität in Bädern befasst. Dabei geht es schwerpunktmäßig um Gewalt, die von Jugendlichen ausgeht. Zu Maßnahmen, die dem entgegenwirken sollen, gehören die Überwachung mit Kameras und der Einsatz von Sicherheitsdienstmitarbeitern, die in erster Linie an besucherstarken Tagen in den Bädern verstärkt aufpassen.
Pilotprojekte wie in Berlin setzen auf geschulte Ansprechpartner vor Ort, die bei Konflikten oder Übergriffen helfen. Einige Kommunen integrieren mobile Jugendarbeit zur Ansprache und Sensibilisierung Jugendlicher.
Nach einem zweijährigen Volontariat arbeitet Oliver Signus seit mehr als 30 Jahren als Redakteur. Seit 2022 schreibt er für Epoch Times. Dabei ist die vielschichtige, abwechslungsreiche Arbeit das tägliche Salz in der Suppe. Als Schwerpunkte haben sich die brisanten Themen unserer Zeit wie das World Economic Forum (WEF) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) herauskristallisiert.

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