Diese “Drogen” habt ihr im Küchenschrank, ohne es zu wissen

Nicht mal einen Esslöffel braucht es, um in einen euphorischen Zustand mit Halluzinationen zu geraten, der tagelang anhalten kann. Die Rede ist von Muskatnuss. Auch Hustensaft hat es in sich.
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Ein Löffel Muskatnuss kann einen Vollrausch bedeuten.Foto: MIGUEL GARCIA SAAVED/fotolia.com
Epoch Times20. April 2016

Sie stehen im Gewürzregal oder begegnen uns im Badezimmer. Sie sehen harmlos aus, haben aber eine ganz schön berauschende Wirkung. Muskatnuss, Nasenspray und Hustensaft können uns auf eine Reise schicken, die wir so gar nicht wollten.

„Mein Kurzzeitgedächtnis setzte aus, mein Körper fühlte sich gleichzeitig besonders schwer und besonders leicht an, ich konnte nicht mehr zwischen warm und kalt unterscheiden. Drei Stunden später war ich total euphorisch, aber ich konnte mich nicht mehr bewegen. Erst zwei Tage später war ich wieder ganz klar.“ Das schreibt ein anonymer Internetnutzer in einem Forum, nachdem er sich Muskatnuss gerieben hat und dann auch noch gegessen. Sicher nicht wenig.

Die "Haushaltsdrogen"

Wir wollen hier niemanden dazu anregen, sich Rauscherfahrungen zu verschaffen, auf die er gerne hätte verzichten können. Wir wollen darüber aufklären, wie hochwirksam manche Mittel aus dem Küchen- oder Badezimmerschrank sind und wie sorgsam man mit ihnen umgehen sollte.

„Das Problem ist, dass in Drogen-Foren oft nur beschrieben wird, wo man die Stoffe bekommt und wie toll sie wirken. Eine Erklärung, warum die Stoffe gefährlich sind, erhalten die Jugendlichen aber fast nie im Internet”, sagt Uwe Stedtler von der Vergiftungs-Informations-Zentrale in Freiburg. Verstehen Sie dies also nicht als Anleitung zum Rausch, aber seien Sie gut informiert.

Muskatnuss ähnelt Ecstasy

Sie passt sehr gut zu Blumenkohl und in Kartoffelaufläufe. Auch einem Hefeteig beschert sie mehr Nuancen. Doch wer hätte sich ausmalen können, dass bereits ein Löffel in einen euphorischen Zustand geleitet, der mit Halluzinationen einhergeht? Das kann dann sogar mehrere Tage andauern.

Es ist das ätherische Öl Myristicin in der Nuss, das für die berauschende Wirkung sorgt.  Zeit- und Raumgefühl verändern sich. 

Muskatnuss: Die Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen reichen von Übelkeit und Brechreiz bis hin zu Psychosen, berichtet “Praxisvita.de”. Myristicin ist ein sogenannter Monoaminooxidase (MAO)- Hemmer, der auch in Antidepressiva vorkommt. Aus ihm produziert der Körper einen Stoff namens 3-Methoxy-3,4- Methylendioxyamphetamin (MMDA), der Meskalin und auch Ecstasy ähnelt. In der Muskatnuss ist außerdem Safrol enthalten, das als krebserregend und leberschädigend eingestuft wird.

Neben den beschriebenen Erscheinungen können auch Vergesslichkeit sowie Ruhelosigkeit und Muskelzuckungen auftreten. Erste Vergiftungserscheinungen treten ab einer Menge von vier Gramm auf. Das entspricht gerade einer ganzen Muskatnuss.

100.000 Deutsche “sind auf Nasenspray”

Xylometazolin ist ein Wirkstoff im Nasenspray. Er sorgt dafür, dass die Nasenschleimhäute abschwellen. Lässt die Wirkung des Nasensprays nach, schwellen die Schleimhäute schnell wieder übermäßig an. Dann wird eine neue Dosis fällig.

Genau das erleben mehr als 100.000 Deutsche. Sie sind von ihrem Nasenspray abhängig. Ein Teufelskreis. Die dauergereizten Nasenschleimhäute trocknen schließlich immer mehr aus. Die Betroffenen können sogar ihr Riechvermögen verlieren, wodurch auch der Geschmackssinn eingeschränkt wird. Geht den Betroffenen das Spray aus, kann es zu heftigen Entzugserscheinungen kommen.

„Die Abhängigen glauben, keine Luft mehr zu kriegen, sie können ohne das Spray nicht mehr leben", erklärt HNO-Mediziner Christian Paschen aus Tübingen. Apotheker weisen deshalb darauf hin, das Nasenspray nicht mehr als sieben Tage in Folge zu verwenden.

Mit Hustensaft ins Unterbewusstsein

Normalerweise stillt das Dextromethorphan (DXM) aus dem Hustensaft den Hustenreiz. Nicht so bei einer Überdosis: Löffelt man eine Flasche auf einmal, hat DXM eine ähnliche Wirkung wie Lachgas und löst Halluzinationen, Verfolgungswahn und Schwindelgefühle aus.

Das Hormon Dopamin wird ausgeschüttet, die sogenannten NMDA-Rezeptoren werden blockiert, weiß “Praxisvita.de”. Diese NMDA-Rezeptoren sind für Lernprozesse wichtig, da sie die Leitfähigkeit bestimmter synaptischer Bahnen im Gehirn verbessern.

Hustensafterfahrene erzählen in Internetforen, sie hätten ihr Unterbewusstsein nach schwierigen Erinnerungen durchleuchten wollen. Andere meinen, sie hätten ihr Zeitgefühl verloren.

Tatsache ist aber: DXM macht physisch abhängig und führt zu schweren Organschäden. Auch Wochen nach der vollen Dröhnung bemerken die Betroffenen noch Schwindel, Bluthochdruck und Kopfschmerzen. Daher sollte nach dem empfohlenen Löffel Hustensaft Schluss sein. (kf)



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