„Der König der Könige“: Das Leben Christi in einem völlig neuen Licht
Dieser intelligente und familienfreundliche Film ist schon jetzt ein echter Animationsklassiker.

Szene aus dem Animationsfilm „Der König der Könige“. Ab dem 24. April in den deutschen Kinos.
Foto: Kinostar Filmverleih
Jesus Christus ist wohl die am häufigsten dargestellte Gottheit in der Geschichte von Film und Fernsehen. Angesichts dieser Tatsache könnte man meinen, dass es kaum Neues gibt, was ein Filmemacher dem Thema hinzufügen könnte.
Der Großteil der bisherigen Filme und Serien konzentriert sich auf die letzten drei Jahre im Leben Jesu. Nur wenige erzählen seine Geschichte von der Wiege bis zum Grab. Und von diesen sind nur eine Handvoll wirklich für die ganze Familie empfehlenswert – sei es aus qualitativem Mangel oder aufgrund zu gewalttätiger Inhalte.
In „Der König der Könige“, produziert von Angel Studios, ist der südkoreanische Filmemacher Seong-ho Jang in seinem Langfilmdebüt gleichzeitig Autor, Regisseur, Cutter und Co-Produzent. Er schafft es, mit diesem Animationsfilm der „größten Geschichte aller Zeiten“ eine völlig neue und willkommene Perspektive zu geben.
Trotz einer relativ kurzen Laufzeit von 103 Minuten gelingt es Seong-ho, fast alle wichtigen Stationen im Leben Jesu Christi als auch die Kernpunkte seiner Lehre darzustellen – ohne zu hetzen, zu kürzen oder nur in Stichpunkten zu erzählen.
Es gibt keine einzige Szene in „Der König der Könige“, die nicht schon in anderen Produktionen dargestellt worden wäre. Doch was diesen Film so besonders, anders und überaus sehenswert macht, ist die sehr originelle Art der Darstellung.
Der Elefant im Raum
Klar, die meisten Erwachsenen – sprich über 50 Prozent – schauen keinen Animationsfilm. Egal, um welchen Inhalt es geht. Für sie sind das nichts weiter als aufgebauschte, überlange Zeichentrickfilme. Das kann ich verstehen. Denn nur wenige Animationsfilme schaffen es tatsächlich, Zuschauer aller Altersgruppen zu begeistern. Aber man denke nur an den ersten „Shrek“, die „Toy Story“-Reihe oder das 2024 erschienene Meisterwerk „Flow“.
„Der König der Könige“ wird ganze Familien nicht allein wegen seines reichen und bewegenden biblischen Inhalts fesseln – sondern vor allem, da dieser auf kindgerechte und zugleich mitreißende Weise erzählt wird.
Für diesen ansprechenden und unkonventionellen Umgang mit dem Stoff verdient Seong-ho große Anerkennung. Doch gäbe es diesen Film schlicht nicht ohne das Buch „Das Leben unseres Herrn Jesus Christus“ von Charles Dickens.
Der private Dickens
Das Buch wurde etwa zur gleichen Zeit wie „David Copperfield“ (1846 bis 1849) geschrieben, aber erst 1934 veröffentlicht – ein Jahr nach dem Tod von Dickens’ letztem überlebenden Kind. Diese Klausel wurde ausdrücklich in das Testament des Autors aufgenommen, da er das Buch nicht aus Profitinteresse geschrieben hatte, sondern um es seinen zehn Kindern jedes Jahr zu Weihnachten vorzulesen.
Bei der Zusammenstellung von „Könige“ kombiniert Seong-ho Elemente der Bibel mit Dickens’ Buch. Mit erstaunlicher Wirkung. Der Film beginnt damit, dass Dickens (Stimme im englischen Original: Kenneth Branagh) eine öffentliche Bühnenlesung aus seinem Buch „Eine Weihnachtsgeschichte“ hält. Dabei wird er von seinem zweiten Sohn Walter (Roman Griffin Davis) unterbrochen. Walter und seine Katze Willa spielen Teile von „König Artus und die Ritter der Tafelrunde“ nach. Das erzürnt Dickens so sehr, dass er Walter streng ermahnt, worauf dieser tief verletzt und niedergeschlagen ist. Der Vater schickt ihn nach Hause.
Auf Drängen seiner Frau Catherine (Uma Thurman) versucht Dickens, seinen Ausbruch wiedergutzumachen, indem er Walter zum ersten Mal „Das Leben unseres Herrn Jesus Christus“ vorliest. Der noch immer erschütterte Walter zeigt zunächst wenig Interesse, wird aber munter, als Dickens ihm erklärt, dass „König Artus“ auf dem Leben des größten Königs aller Zeiten, Jesus Christus (Oscar Isaac), basiert.
Bereits nach wenigen Minuten ist Walter von der Geschichte gefesselt und lauscht jedem Detail. Dickens und sein Sohn verlassen im Film das Arbeitszimmer nie physisch. Doch als Dickens beginnt, Einzelheiten der Ereignisse zu schildern, setzt beim Sohn die Vorstellungskraft ein – er stellt sich vor, selbst bei diesen Ereignissen dabei gewesen zu sein. Zunächst betrachtet er die Geschichte als reine Abenteuergeschichte, ändert aber langsam seine Sichtweise, als ihm klar wird, dass Christus der Sohn Gottes war.
Zeugen aus erster Hand
Was nur ein Roman und eine ziemlich gute Sonntagsschulstunde hätte sein können, wird zu etwas durch und durch Fesselndem. Anstatt Dickens und Walter ganztägig im Studierzimmer der Familie zu zeigen, versetzen Seong-ho und seine Illustratoren die Figuren Walter und Willa (und manchmal Dickens) in den Zeitraum von Christus und sie werden so zu Zeugen aus erster Hand seiner außergewöhnlichen Handlungen und Taten.
Als Christus die Verwandlung eines Tempels in einen Marktplatz moniert, scheint Walter zunächst mit Christus zu interagieren. Doch durch einen beeindruckenden erzählerischen Kunstgriff stellt sich heraus, dass es sich um etwas anderes handelt – ohne dabei den Anspruch zu erheben, die Geschichte umzuschreiben oder zu fiktionalisieren.
Meine größte Sorge zu Beginn des dritten Akts war, wie Seong-ho die Darstellung der Kreuzigung umsetzen würde. Glücklicherweise wurde dieser Abschnitt überwiegend nur angedeutet und größtenteils im Off abgehandelt. Sie konnte aber dennoch die beabsichtigte Wirkung entfalten und so im Rahmen der Altersfreigabe für einen familienfreundlichen Film bleiben.
Seong-hos größter Triumph unter vielen besteht darin, dass „Der König der Könige“ kein religiöser Film ist. Stattdessen ist er verwurzelt in Moral, Wundern, Lebenslektionen und dem ständigen Streben, das Richtige zu tun. Er führt durch Vorbilder, nicht durch Dogmen.
Wenn Sie – hoffentlich mit Ihrer Familie – sich entscheiden, den Film zu sehen, bleiben Sie unbedingt bis zum Ende des Abspanns. Er enthält eine QR-Code-Option und eine Videomontage von jungen „Kritikern“, die ihre oft scharfsinnigen Meinungen zu dem Film äußern.
„Der König der Könige“
Regie: Seong-ho Jang
Besetzung: Kenneth Branagh, Oscar Isaac, Uma Thurman, Mark Hamill, Roman Griffin Davis
Laufzeit: 1 Stunde, 43 Minuten
Altersfreigabe: keine Angabe
Start: 24. April 2025
Bewertung: 4,5 Sterne von 5
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel ‘The King of Kings’: The Life of Christ Presented in a Whole New Light. (deutsche Bearbeitung sza)
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