Ex-Ministerin Kristina Schröder: „Bei Gewaltbereitschaft von Migranten macht Islam den Unterschied“

In einem Kommentar für die „Welt“ unterstreicht die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, dass sie den Islam für einen entscheidenden Faktor halte, wenn es um die Erklärung einer erhöhten Gewaltbereitschaft unter bestimmten Einwanderergruppen gehe. Der Ansatz interreligiöser Dialoge, Christentum und Islam nur von ihren Gemeinsamkeiten zu betrachten, sei verfehlt.
Titelbild
Junge syrische Männer in Suruc, Türkei.Foto: iStock
Von 9. August 2019

Bereits in ihrer Amtszeit als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Kabinett Merkel II von 2009 bis 2013 galt Kristina Schröder als Identifikationsfigur vieler Konservativer in der CDU – obwohl sie beispielsweise die „Ehe für alle“ befürwortete oder den feministischen „FrauenMediaTurm“ von Alice Schwarzer durch üppige Subventionen rettete.

Schwerer wog für ihre Anhänger, dass Schröder als langjähriges ordentliches Mitglied im Innenausschuss und Berichterstatterin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Islam, Integration und Extremismus auch kritische Worte in der Islamdebatte und mit Blick auf den Linksextremismus nicht scheute.

Dass sie nach der Wahl 2013 das Kabinett verließ, geschah wiederum auf Grund einer konservativen Grundsatzentscheidung: Das bekennende Mitglied der Selbstständig Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) wollte nach eigenen Angaben politisch kürzertreten, um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Zur Bundestagswahl 2017 trat Schröder nicht mehr an.

Beeinträchtigen Steuerbetrüger die Lebensqualität der Bürger in gleicher Weise wie Gewalttäter?

Als politische Kolumnistin meldete sie sich jedoch seit dieser Zeit mehrfach zu Wort und in dieser Funktion verfasste sie jüngst in der „Welt“ einen Kommentar, in dem sie die Auffassung vertrat, dass der Islam einen kritischen Faktor mit Blick auf eine höhere Gewaltbereitschaft unter jungen Migranten darstelle. Darin zeige sich, dass Christentum und Islam „eben nicht gleich“ seien – und dass man dies endlich als Tatsache anerkennen solle.

Schröder meint, dass die Bereitschaft, die Frage nach dem Zusammenhang zwischen importierter Gewalt und Islam zu stellen, größer geworden sei. Zwar gebe es immer noch die bekannten Vorwürfe des „Rassismus“ oder „Kulturalismus“, die von linker oder islamischer Seite routinemäßig erhoben würden, oder Gleichsetzungen ausländischer Gewaltkriminalität mit „bayerischen Steuerbetrügern“ – als ob diese die Lebensqualität des gesetzestreuen Bürgers auch nur annähernd so stark beeinträchtigen würden – wie jüngst durch den SPD-Bundestagsabgeordneten Mahmut Özdemir.

Auf der anderen Seite stünden jedoch Persönlichkeiten wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der grüne Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer oder der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände, Ali Ertan Toprak, die sich nicht scheuten, darauf hinzuweisen, dass die Gewaltbereitschaft nicht unter allen Migrantengruppen gleich sei.

Schröder betont, dass ihre Thesen nicht auf Pauschalisierungen, sondern auf empirischen Daten beruhten. Und natürlich müsse man noch weiter differenzieren:
„So ist an dem linken Erklärungsmuster natürlich etwas dran, dass es eher die Ungebildeten, Erfolg- und Perspektivlosen unter den Zugewanderten sind, die zur Gewalt neigen. Und tatsächliche oder vermeintliche Diskriminierungserfahrungen spielen bestimmt auch eine gewichtige Rolle.“

Islam als „Elefant im Raum“

Die wichtigste Differenzierung jedoch laute:

Es sind nicht alle Migrantengruppen, die eine höhere Gewaltneigung aufweisen. Sondern es sind vor allem die, die aus einem islamisch geprägten Kulturkreis stammen.“

Der Begriff „Islam“ falle in diesem Zusammenhang selten, so Schröder, er sei „der Elefant im Raum, über den die aufgeklärte Mitte im Zusammenhang mit Gewalt nach wie vor kaum spricht. Und das Thema damit denen überlässt, die undifferenziert und verächtlich gegen alle Gläubige dieser Religion hetzen“.

Bei der Erläuterung des Unterschiedes, den Schröder zwischen Islam und Christentum wahrnimmt, greift sie jedoch zu eigenwilligen Interpretationen. So liege der fundamentale Unterschied zwischen beiden Religionen darin, dass sich der Islam „noch nicht aufgeklärt“ habe.

Eine „Interpretation des christlichen Glaubens, die komplementär mit den ebenfalls entstehenden westlichen Vorstellungen von Demokratie und Rechtsstaat harmonierte“, habe sich demnach erst „seit Humanismus, Aufklärung und Reformation“ entwickelt. Jesu Diktum „So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“, habe lediglich „dazu vermutlich beigetragen“.

Demnach habe es bis ins Europa des 16. Jahrhunderts gedauert, bis dort das Christentum im Sinne seines Begründers interpretiert worden sei, während sich der Islam seit seinen Anfängen im 7. Jahrhundert zu keiner Zeit verändert habe. Dass die Umstände der Entstehung beider Religionen wesentlich andere waren und Jesus im Unterschied zu Mohammed nie in die Situation gekommen war, einen Staat zu gründen und diesen führen zu müssen, wird in dieser Betrachtungsweise marginalisiert.

Ist das Christentum erst durch die Aufklärung zum Christentum geworden?

Dies gilt auch für die Tatsache, dass beide Weltreligionen über die Jahrhunderte hinweg in vielfältigen Wechselwirkungen mit regionalen und überregionalen politischen Ereignissen und kulturellen Bezügen Traditionen begründet oder durchbrochen haben, die durchaus das reale Erscheinungsbild beider Religionen beeinflussten.

Die moderne eurozentrische Sichtweise, die Schröder hier offenbart, hat selbst einen spezifischen Hintergrund – nämlich darin, die Aufklärung und die auf ihr begründeten säkularen Ideologien, die in Europa wirkmächtig geworden sind, zu rechtfertigen. Unter Historikern, Kultur- und Islamwissenschaftlern, vor allem aber unter Islamgelehrten gilt sie jedoch als unterkomplex, was regelmäßig dazu führt, dass die islamische Seite – selbst wenn sie selbst nicht allzu fundamental ausgerichtet ist – diese Sichtweise nicht ernst nimmt.

Schröder problematisiert in weiterer Folge die familienbezogene Vorstellung von Ehre, die sie als Eigentümlichkeit des Islam einordnet. Unter Berufung auf die Soziologin Necla Kelek und Forschungsergebnisse zu „gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen“ verweist sie auf Einstellungsmuster in Einwanderermilieus, die auch Gewalt als angemessenes Mittel betrachten, um die „Familienehre“ zu wahren – gegen Beleidigungen von Familienmitgliedern oder Verletzungen durch als unehrenhaft wahrgenommenes Verhalten, insbesondere von Frauen.

Natürlich, so schränkt Schröder ein, gebe es „auch unter Nichtmuslimen Anhänger dieser Normen“. Sie spielt damit nicht auf rigide Vorstellungen von Familienehre in Südeuropa oder Lateinamerika an, sondern – unter Bezugnahme auf den Kriminologen Christian Pfeiffer – „auch bei deutschen fremdenfeindlich eingestellten Jugendlichen“.

Staaten mit islamischer Mehrheit selten demokratisch

Dennoch seien sich die meisten Studien einig: „Unter Migranten aus dem muslimischen Raum sind sie besonders verbreitet. Und sie stellen meines Erachtens einen Schlüssel zum Verständnis der höheren Gewaltneigung dieser Personengruppe dar.“

Schröder spricht sich auch gegen Verkürzungen im Rahmen des „Interreligiösen Dialogs“ aus, die Islam und Christentum im Wesentlichen auf ihren monotheistischen Kern reduzieren und in zentralen Glaubenssätzen Gemeinsamkeiten auswiesen.

„Ich glaube nicht an die These, dass Christentum und Islam hinsichtlich ihrer dogmatischen und praktischen Legitimation von Gewalt gleich oder auch nur ähnlich sind“, schreibt Schröder und konzediert in diesem Zusammenhang dann doch, dass es wesentliche Unterschiede in der Entstehungsgeschichte gegeben habe. „Wieso auch? Diese zwei Religionen sind in völlig verschiedenen historischen Kontexten entstanden, ihre zentralen Stifter, Mohammed und Jesus, waren in Leben, Wort und Werk völlig unterschiedlich.“

Dennoch bemüht sie wieder die Aufklärung als vermeintlichen Grund dafür, dass das Christentum überwiegend in demokratischen und rechtsstaatlichen Systemen verbreitet sei, der Islam hingegen Mehrheitsreligion fast ausschließlich in Despotien sei. Dies deute darauf hin, dass beide Religionen auch einen unterschiedlichen Zugang zur Frage der Legitimation von Gewalt hätten.

Das heißt nicht, dass soziale Faktoren wie Bildung, Einkommen, Perspektiven bei der Erklärung von Gewalt keine Rolle spielen. Aber ohne den kulturellen Teil der Erklärung – und Religion ist nichts anderes als ein bedeutender Teil von Kultur – werden wir nicht auskommen.“

Aufgeklärtes Europa als Vorbild für die Welt?

Ob Schröder dabei den Kern der kulturellen Erklärung getroffen hat, sei dahingestellt. Inwieweit das Christentum oder der Islam – die beide in einer politisch instrumentalisierten Form imperiale Tendenzen offenbaren – tatsächlich Verhaltensweisen erklären, die in ausgeprägten Stammesgesellschaften und damit anarchischen Lebensumständen gewachsen sind, lässt sich durchaus auch anhand einer inversen Probe untersuchen.

Um eine seriöse Antwort geben zu können, steht nämlich auch die Frage im Raum: Wären die beanstandeten Einstellungsmuster in bestimmten Gemeinschaften, wie übersteigerter Ehrbegriff oder darauf beruhende Gewaltneigung, auch ohne Christianisierung oder Islamisierung dort vorhanden oder nicht? In vielen Fällen, etwa im arabischen Raum, lässt sich dies durchaus bejahen. Der Islam hätte in diesem Fall lediglich in den bisherigen 14 Jahrhunderten seiner dortigen Dominanz nichts daran verändert. Ebenso wenig wie das Christentum an Femiziden in dörflichen Strukturen Mexikos.

Ähnlich ließe sich jedoch auch mit Blick auf die Aufklärung verfahren, die Schröder als Allheilmittel gegen vermeintlich oder tatsächlich religiös bedingte Missstände in Einwanderercommunitys anpreist: Auch vor dieser hatte es in Europa willkürliche Machtausübung, Kriege und Massenmorde gegeben. Dass in vielen Fällen, etwa im Dreißigjährigen Krieg, die Religion zu deren Legitimierung herangezogen wurde, war einer der Gründe dafür, dass Aufklärung und Säkularisierung überhaupt an Akzeptanz gewinnen konnten.

Allerdings zeigt der Blick auf die Gräuel der Französischen Revolution, auf die in Europa ersonnenen totalitären Ideologien der Moderne und auf Weltkriege und Völkermorde im 20. Jahrhundert, dass auch diese nicht in der Lage war, durch kollektive Narrative gestützten barbarischen Verhaltensweisen Einhalt zu gebieten. Manche meinen sogar, die Aufklärung habe Europa diesbezüglich sogar vom Regen in die Traufe gebracht.

In der islamischen Welt wurde dies durchaus registriert – mit der Konsequenz, dass Appelle an das „Vorbild Europa“, an dem sich Muslime orientieren sollten, dort regelmäßig Reaktanz hervorrufen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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