Die Planwirtschaft ist zurück. Hunger wird folgen.

Chris Veber vergleicht Maos „Großen Sprung nach vorn“ mit der heutigen Lage in Europa: „Europa deindustrialisiert sich und wird Afrika.“ Ein Kommentar.
Die Planwirtschaft ist zurück. Hunger wird folgen. Ein Kommentar
Niederländische Bauern im Juli 2022 in ihren Traktoren in der Stadt Bathmen.Foto: Bart Maat/ANP/AFP via Getty Images
Von 24. September 2022

Die tödlichste Hungersnot in der Geschichte der Menschheit hatte ihren Ursprung im „Großen Sprung nach vorn“, der vom Chef der Kommunistischen Partei Chinas, Mao Zedong, 1958 angeordnet wurde.

Er ist der umfassendste Beweis für das Scheitern einer von oben herab oktroyierten Wirtschaftsplanung, für das Scheitern ideologiegetriebener Weltverbesserungspläne und für die Unfähigkeit der durch die eigene Gesinnung eingeschränkten Führung, komplexe Systeme zu erkennen und einzuschätzen.

Drei Meter große Schweine

Der „Große Sprung nach vorn“ sollte fünf Jahre dauern (Fünfjahrespläne waren schwer in Mode), wurde aber nach drei Jahren wegen der katastrophalen Folgen abgebrochen. Bis dahin führte er zu Absurditäten, Idiotien und glatten Lügen in epischem Ausmaß.

Die Produktion der zwangskollektivierten Landwirtschaft sollte gesteigert werden. Schon die Kollektivierung hatte dazu geführt, dass ein Bauer seinen Ochsen lieber schlachtete und das Fleisch verkaufte, als ihn dem Kollektiv zur Verfügung zu stellen. Der „Überragende Führer“ (offizieller Ehrentitel) Mao plante selbst anhand der Pseudowissenschaft des Lyssenkoismus die Produktionssteigerung der Kommunen. Kurzer Einschub: Der Lyssenkoismus leugnete die Existenz von Genen. Biologen, die widersprachen, wurden als faschistisch verfolgt. Die Resultate waren wunderbar: Drei Meter große Schweine. Kreuzungen von nicht miteinander verwandten Pflanzen wie Baumwolle mit Tomaten – Riesenfrüchte. Aber leider existierten diese Erfolge nur auf dem Papier. Die Bauern logen. Die Funktionäre logen. Die Medien logen. Wer Zweifel äußerte, landete im Arbeitslager.

In der Originalunterschrift der offiziellen chinesischen Nachrichtenagentur „Xinhua“ heißt es: „Jeden Tag, bevor sie mit der Feldarbeit beginnen, lesen und meditieren junge Menschen und junge Mädchen gemeinsam über einige der ‚Gedanken von Mao Zedong‘“. Foto: XINHUA/AFP über Getty Images

Darum wies auch niemand auf die Absurdität hin, Stallgebäudemauern zur Düngemittelproduktion abzureißen – oder auf die negativen Folgen der Klassifikation des Sperlings als Schädling: keine Sperlinge, mehr Schadinsekten – mehr Schadinsekten, mehr Pestizide – mehr Pestizide, weniger Bienen. Selbst etwas so „einfaches“ wie Ackerbau und Viehzucht erwies sich als überaus komplexes System, das sich weigerte, den Plänen der Führung zu folgen. Aber auf dem Papier sah alles gut aus, es wurden Rekordernten gemeldet.

Menschliche Opfer? „Kein Anlass, besorgt zu sein“

Auch die angeordnete Industrialisierung funktionierte nach Plan. Die Stahlproduktion sollte erhöht werden. Als Motivation zur Planerfüllung diente die Deportation. Die Folge war nicht nur, dass viele Bauern statt am Feld am Hochofen arbeiteten und damit bei der Ernte fehlten. Zur Erfüllung der Ziele wurden auch landwirtschaftliche Geräte eingeschmolzen. Der Plan musste erfüllt werden, unter allen Umständen, koste es, was es wolle.

Wer diesem Irrsinn widersprach, wurde, Sie ahnen es schon, als „rechts“ gebrandmarkt und als Abweichler verurteilt.

Der chinesische Außenminister Chen Yi sagte 1958 zu möglichen menschlichen Opfern: „Das ist ein Preis, den wir zu zahlen haben und kein Anlass, besorgt zu sein.“ Klingt das in Ihren Ohren auch irgendwie vertraut?

Deng Xiaoping verlautbarte 1958, das (dem Großen Sprung geschuldete) Exportproblem könnte gelöst werden, „wenn jeder ein paar Eier, ein Pfund Fleisch, ein Pfund Öl und sechs Kilo Reis einspare“. Ein wenig Verzicht, dann wirds schon. Auch ein merkwürdig wohlbekannter Spruch.

Hehre Ziele 2022

Und jetzt springen Sie bitte mit mir nach vorn, vom China des Jahres 1958 ins Europa des Jahres 2022. In der EU haben wir Siebenjahrespläne statt Fünfjahrespläne.

Die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen hat den Europäischen Grünen Deal vorgestellt. Damit will die EU-Kommission die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad begrenzen und die Umweltzerstörung stoppen. Zum Green Deal gehört unter anderem ein Aktionsplan für die Schadstofffreiheit von Luft, Wasser und Boden. Wahrlich hehre Ziele, oder?

Dieser Aktionsplan sieht unter anderem eine Reduktion der Ammoniak- und Stickstoffemissionen vor. Im Klartext: Es soll weniger gedüngt werden und es sollten weniger Tiere gehalten werden. Konkret soll zum Beispiel in Deutschland 20 Prozent weniger gedüngt werden, was zur Unterernährung vieler Kulturen führt. In den Niederlanden soll die Stickstoffemission um 50 Prozent gesenkt werden, was ein Drittel der Bauern zum Aufgeben zwingen würde. Die zuständige Ministerin für Natur und Stickstoff, Christianne van der Wal, sagte dazu: „Die schmerzliche Schlussfolgerung ist, dass nicht alle Landwirte ihren landwirtschaftlichen Betrieb weiterführen können.“ Zur schnelleren Lösung der „Stickstoffkrise“ sollen die Bauern in den Niederlanden auch enteignet werden können. Jetzt kennen Sie den Grund der anhaltenden Proteste der niederländischen Bauern.

Die EU-Kommission will also, dass in der EU weniger Nahrungsmittel erzeugt werden. Das treibt den Preis für Nahrungsmittel in der EU in die Höhe und verringert die Möglichkeit für Exporte in Weltgegenden, die sich aufgrund der Bevölkerungsexplosion nicht mehr selbst ernähren können – Stichwort Afrika.

Das Paradies auf Erden

Aber nicht nur in die Nahrungsproduktion greift die EU-Kommission ein. Auch die Energieversorgung soll – wie die gesamte EU – bis 2050 „klimaneutral“ werden. Bis 2030 ist eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 55 Prozent geplant. Diese „Energiewende“ soll zur „Gewährleistung einer sicheren und erschwinglichen Energieversorgung in der EU“ führen sowie zu „saubererer Luft, Wasser und Böden, niedrigere Energiekosten, renovierte Häuser, bessere öffentliche Verkehrsmittel und mehr Ladestationen für E-Autos, weniger Abfall, gesündere Lebensmittel und eine bessere Gesundheit für heutige und zukünftige Generationen.“ In Anführungszeichen gesetzte Texte sind Originalzitate der Website des EU-Parlaments. Der Europäische Green Deal bringt das Paradies auf Erden – zumindest auf dem Papier.

Schauen wir uns die Realität an.

Ursula von der Leyen tritt inzwischen für verpflichtende Energierationierungen ein, um den Anstieg der Energiepreiskurve abzuflachen. Sie hat wirklich exakt die gleiche Wortwahl verwendet wie bei COVID, „flatten the curve!“. Wäre die Lage nicht so ernst, würde man darüber lachen. Sie sagte am 8. September: „Betrachtet man die Stromkosten, so gibt es Bedarfsspitzen. Und das ist teuer, denn in diesen Spitzenlasten kommt das teure Gas auf den Markt. Wir müssen also die Kurve abflachen und Spitzenlasten vermeiden. Wir werden ein verbindliches Ziel zur Reduzierung des Stromverbrauchs zu Spitzenzeiten vorschlagen.“

Deutschlands Unwirtschaftsminister Robert Habeck meinte wörtlich, dass wenn Unternehmen durch die explodierenden Energiepreise untragbar hohe Kosten hätten, dies kein Problem wäre. Sie müssten nur aufhören zu verkaufen, dann wäre alles gut. Als Beispiel nannte Habeck unter anderem Bäckereien. Wenn Bäckereien kein Brot mehr backen und verkaufen, dann gibt es nichts mehr zu essen. Und natürlich keine Unternehmen und keine Arbeitsplätze. Aber mit solchen Kleinigkeiten kann man sich nicht aufhalten, wenn man das Klima und die Ukraine retten will.

Deutschland in die Armut treiben

Dafür will Deutschland jetzt in der Türkei Kraftwerksschiffe einkaufen oder anmieten, die mit Dieselgeneratoren Strom erzeugen. Diese Schiffe werden sonst in Entwicklungsländern wie Ghana oder dem Sudan eingesetzt.

Währenddessen spricht sich der österreichische Vizekanzler Werner Kogler für eine Verschärfung des Wirtschaftskrieges gegen Russland aus, und der noch amtierende Bundespräsident Van der Bellen nennt Kritiker des Wirtschaftskrieges Kollaborateure von Putin. Die NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger beschimpft sie gleich als Volksverräter.

Die Politik weigert sich einzugestehen, dass die „Energiewende“ ein Irrweg ins Verderben war. Ein industrialisierter Kontinent ist nicht mit Wind und Sonne zu betreiben, weil die benötigte Grundlast damit nicht bereitgestellt werden kann. In Afrika gibt es die von der Grünfront herbeigeredete angebotsorientierte Energieversorgung. Aber in Afrika ist es oft dunkel. Kernenergie wäre ein Ausweg, aber der wird aus ideologischen Gründen in Deutschland und Österreich abgelehnt. Abgesehen davon baut sich ein Atomkraftwerk nicht über Nacht.

Die politische Führung weigert sich auch einzugestehen, dass der Wirtschaftskrieg gegen Russland weder Russland in die Knie zwingt noch der Ukraine nützt (wertfreie Feststellung). Russland verzeichnet Rekordeinnahmen, der Rubel ist gegenüber dem Euro so stark wie das letzte Mal im Mai 2015. Von einer internationalen Isolierung Russlands ist – abseits der meisten NATO-Staaten – nichts zu sehen. Dafür treibt die Weigerung, die Sanktionen gegenüber Russland zu beenden und die Pipeline Nord Stream 2 zu öffnen, die europäischen Unternehmen in die Pleite oder ins Ausland und die europäischen Bürger in die Armut (aktuell am extremsten in Deutschland zu beobachten).

Ein Energie-Sprung in den Abgrund

Für die Grünen ist das ein durchaus beabsichtigter Effekt ihrer Politik. Energie sollte teurer werden. Es sollte weniger Energie verbraucht werden. Der Konsum sollte eingeschränkt werden – für das Klima. Nur wird das zu Massenarbeitslosigkeit, Kälte, Hunger und Armut führen. Europa deindustrialisiert sich und wird Afrika. Verlässlich verfügbare und günstige Energie war die Grundlage für Europas Wohlstand.

Der Große Grüne Energiesprung nach vorne, wie er geplant und durchgeführt wird, ist ein Sprung in den Abgrund. Eventuell sollten wir einen Schritt zurücktreten.

Über den Autor:

Chris Veber ist Ex-Philosoph, Ex-Grüner, Unternehmer und Freelance Journalist.

Dieser Artikel erschien zuerst im zuerst auf chrisveber.blogspot.com unter dem Titel: „Die Planwirtschaft ist zurück. Hunger wird folgen.“ (redaktionelle Bearbeitung ks)

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 63, vom 24. September 2022.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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