Wie viele Füße stehen im Garten? – Ein Kettenbrief-Rätsel mit völlig überspitzter Lösung

Früher kamen sie über ICQ, heute über WhatsApp: Kettenbriefe sind nervig. Zumindest die meisten, denn einige enthalten amüsante Rätsel, die eine genauere Analyse verdienen. Zum Beispiel: „Sie kommen in ein Zimmer. Auf dem Bett liegen 2 Hunde, 4 Katzen. Eine Giraffe und fünf Nilpferde stehen da auch rum ...“
Titelbild
Eine Giraffe am Fuß des Kilimandscharo.Foto: iStock
Von 25. März 2020

Kaum aufgestanden, schreit schon das Smartphone nach Aufmerksamkeit. Doch statt einer sinnvollen Nachricht hatte irgendjemand zu viel Zeit und versendet Kettenbriefe. Vor einiger Zeit geisterte auch dieses „Wie viele Füße stehen im Zimmer?“-Rätsel durch die sozialen Medien.

Die Ausgangssituation war ausreichend unklar formuliert, sodass nahezu jede Antwort falsch sein konnte. Und genau das war das Ziel, denn wer die Antwort nicht wusste, musste drei Tage lang eine Giraffe als Profilbild benutzen.

Du kommst ins Zimmer; auf dem Bett liegen 2 Hunde und 4 Katzen. Eine Giraffe und 5 Nilpferde stehen da auch rum… 3 Hühner und eine kleine Ente fliegen durch die Gegend… so! Wie viele Füße stehen im Zimmer?“, lautete das Rätsel.

Egal welche Lösung man dem Absender nannte, sie war falsch. Punkt. Das einzige Ziel war es, möglichst vielen Nutzern ein Giraffen-Bild zu verpassen. Mit Erfolg. Dabei ist das Rätsel doch ganz einfach, oder?

Wie viele „Füße“ stehen im „Zimmer“?

Das erwünschte Ergebnis lautet entweder zwei – „Du kommst ins Zimmer“ – oder sechs – Ihre Füße plus die des Bettes. Doch selbst das ist fraglich, denn ein Bett muss nicht zwangsläufig vier Füße haben. Es gebe da zumindest noch das Bettgestell, das direkt auf dem Boden liegt (keine Füße), oder ein sehr breites Bett mit Mittelstütze (fünf Füße). Und was ist eigentlich mit den ganzen Tieren?

Zuerst zu Hunden und Katzen. Im Rätsel heißt es, „auf dem Bett liegen 2 Hunde und 4 Katzen.“ Das impliziert, dass weder Hund noch Katze stehen und demzufolge nicht in die Zählung fallen. Abgesehen davon, sind Pfoten – je nach Auslegung – keine Füße. Dementsprechend haben Haustiere zwar Beine aber keine Füße.

Eine Giraffe passt nur als Kuscheltier ins Zimmer. Foto: iStock

Als nächstes „stehen da auch rum“ eine Giraffe und fünf Nilpferde. Angesichts der Größe der Tiere passen weder die fünf Dickhäuter noch der Langhals in ein Zimmer, es sei denn es sind Kuscheltiere. Die liegen dann wiederum und stehen nicht. Sollte sich das Zimmer tatsächlich in einem Zoo oder in einer Safari-Lodge befinden, müssten wir zumindest 24 Beine dazu addieren.

Ob Hufe, beziehungsweise anatomisch korrekt benannt, die Klauen von Paarhufern wie Giraffen und Nilpferd als Füße gelten, ist fraglich. Biologisch gesehen entsprechen Hufe den Finger- oder Fußnägeln.

Und die Hühner und die Ente? Da sie „durch die Gegend fliegen“, stehen sie ebenfalls nicht im Zimmer. Darüber hinaus haben Enten Latschen und keine Füße. Die Lösung steht also irgendwo zwischen zwei und mindestens 26 – mit Paarhufern, aber ohne Bett.

Beine, Füße, Pfoten, Hufen oder Latschen

Ach ja, da wäre noch was. Unter der Voraussetzung, dass alle Tiere nie und nimmer in ein normales Zimmer passen, können wir davon ausgehen, dass es sich um Kuscheltiere handelt. Ein Bett mit so vielen Kuscheltieren gehört wiederum vermutlich zu einem Kinderzimmer und das enthält zudem meist Schreibtisch, Stuhl und (mindestens) einen Schrank. Regale, Spielzeugtruhen und -figuren ignorieren wir.

Damit entfallen Pfoten und Hufe der Tiere, währen die Diskussion um „Möbelfüße“ so richtig in Schwung kommt. Ausgehend vom einfachsten Fall hat jedes Möbelstück vier Beine mit jeweils einem Fuß. Mit Schreibtisch, Stuhl, Schrank und Ihnen stehen also 14 Füße im Zimmer. Das Kind sei gerade abwesend – zum Beispiel bei Oma im Garten.

Fazit: Das Rätsel ist so schwammig formuliert, dass Sie nur als Giraffe enden können. Dann haben Sie allerdings vier Beine und die Lösung ist schon wieder falsch.

Wenn Sie dennoch sicher sind, dass Sie das Giraffenbild zu Unrecht tragen, probieren Sie es nochmal. Wir ändern die Ausgangssituation.

Stelle Sie sich vor, Sie besuchen Ihre Schwiegermutter. Sie hat bereits die Gartenstühle aus dem Schuppen geholt und freut sich auf Ihren selbst gebackenen Kuchen. Angesichts des sonnigen Wetters durfte Ihr Wellensittich natürlich auch auf die Terrasse. Das Grundstück ist recht groß und besitzt einen schönen Gartenteich. Darin befinden sich wiederum fünf Nilpferde und eine Giraffe, die allesamt knapp aus dem Wasser schauen. Am Ufer steht außerdem ein Flamingo und die drei Nachbarkatzen räkeln sich auf der nahen Hollywoodschaukel.

Die Frage ist fast dieselbe:

Wie viele Beine stehen im Garten?

Um die möglichen Antworten auf eine endliche Zahl und die Diskussionen um Füße, Pfoten und Beine so weit wie möglich zu beschränken, gehen wir davon aus, dass jedes Bein – egal ob Bett, Mensch oder Tier – ein Fuß hat. Dennoch gibt es (mindestens) drei Lösungen für dieses Rätsel.

Stellen Sie sich vor, Sie besuchen Ihre Schwiegermutter. Wie viele Füße stehen dann im Garten? Foto: iStock

Zuallererst wäre da die Schwiegermutter (2 Füße), die in ihrem Garten auf Sie und den Kuchen wartet. Da Besuche bei der Schwiegermutter meist eher Pflicht als Kür sind, ist davon auszugehen, dass Sie nicht allein, sondern in Begleitung Ihres Partners oder Ihrer Partnerin dort hingehen. Daraus folgt, dass zu einem Zeitpunkt schon sechs Menschenfüße im Garten stehen. Diese brauchen drei Stühle mit jeweils vier Füßen – und der Kuchen einen Tisch mit vier weiteren Füßen.

Das ergibt in der Summe schon sechs Menschen- und 16 Möbelfüße. Da die Schwiegermutter jedoch wartet, sitzt sie vermutlich mit einer Tasse Kaffee bereits auf einem der Stühle und es stehen zwei Füße weniger im Garten. Ihr Wellensittich wiederum sitzt in einem Käfig, der auf der Terrasse hängt. Somit zählen weder der Standfuß des Käfigs noch die des Vogels. Bisher stehen also 20 Füße.

Terrasse vs. Garten und die Katzen des Nachbarn

Im Gartenteich befinden sich 20 weitere Beine, von denen jedoch nur vier als stehend bezeichnet werden können. Wenn Giraffe und Nilpferde „knapp aus dem Wasser schauen“, müssen letztere zwangsweise schwimmen. Am Ufer steht zudem ein Flamingo, der statistisch gesehen 90 Prozent seines Lebens auf einem Bein verbringt. Damit stehen 25 Füße im Garten.

Die drei Katzen wiederum liegen auf der Hollywoodschaukel, die auf vier Füßen steht. Da es die Katzen des Nachbarn sind, könnte die „nahe Schaukel“ jedoch auch außerhalb des Gartens stehen. In diesem Fall bleiben es 25 stehende Füße im Garten, oder?

Nein, denn Sie haben das Kind vergessen. Das war schon bei seiner Oma (Ihrer Schwiegermutter), als Sie noch im Kinderzimmer standen und die Füße der Kuscheltiere gezählt haben. Da das Kind auch einen Stuhl (+ 4 Füße) braucht, aber trotzdem die meiste Zeit im Garten bei den Tieren verbringt (+ 2 Füße), steigt die Zahl auf 31 stehende Füße.

Wenn Sie jetzt pingelig werden – was Ihr gutes Recht ist – könnten Sie zudem die Terrasse als Teil des Hauses vom Garten trennen. Damit entfallen sämtliche Möbelfüße, sowie die Ihren und die Ihres Partners. Mit Giraffe (4), Flamingo (1) und Kind (2) verbleiben sieben Füße im Garten. Der Standort der Hollywoodschaukel ist weiterhin ungeklärt.

Giraffen sehen in der Gruppe viel besser aus

Zu guter Letzt können Sie sich entspannen, denn Sie haben Ihre Schwiegermutter nie besucht. Im Rätsel heißt es lediglich „Stellen Sie sich vor“. Da Ihre Schwiegermutter nur die Gartenstühle aus dem Schuppen geholt hat, standen der Tisch und die Hollywoodschaukel bereits vorher an ihrem Platz. Der kleine Privatzoo ist ebenfalls ein Produkt Ihrer Vorstellung.

Solange die Hollywoodschaukel noch immer beim Nachbarn steht, stehen also lediglich vier Tisch-Füße auf der Terrasse ihrer Schwiegermutter. Mit anderen Worten, kein einziger Fuß steht im Garten.

Hätten Sie diese Lösung gewusst? Macht nichts, wir auch nicht. Und Giraffen sehen gemeinsam in der (WhatsApp)-Gruppe sowieso viel besser aus …



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