Die letzte Pharaonin Kleopatra: Die rätselhafteste Frau der Geschichte
War sie äußerlich eine Schönheit oder war es schön, ihr zuzuhören? Liebte sie die beiden größten Römer ihrer Zeit von Herzen oder war es Taktik? Kleopatra war eine der berühmtesten Frauen der Antike und ist bis heute für Forscher ein unerschöpfliches Rätsel.
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Kleopatra regierte von 51 bis 30 v. Chr. als letzte Pharaonin über Ägypten. Gemälde von Frederick Arthur Bridgman (1896).
Kleopatra regierte von 51 bis 30 v. Chr. als letzte Pharaonin, bevor Ägypten zu einer römischen Provinz wurde.
Ihre Liebschaften mit Iulius Caesar und Marcus Antonius machten die Königin zu einer der berühmtesten Frauen der Geschichte.
Bis heute geben ihr Leben und ihr mysteriöser Tod zahlreiche Rätsel auf, die mit der Entdeckung ihres Grabes gelöst werden könnten.
Wir befinden uns im Jahre 30 v. Chr. Ganz Ägypten ist nach dem Tod der Pharaonin Kleopatra von den Römern besetzt und soll in den folgenden Jahren zu einer Provinz des aufstrebenden Weltreiches werden.
Heute ist die ägyptische Königin für ihre zweifelhafte Schönheit, ihre verführerische Wortgewandtheit und die folgenschweren Liebschaften mit zwei großen römischen Männern weltweit bekannt.
Zahlreiche Dichter und Schreiber widmeten der bekanntesten Frau der Geschichte über 70 Theateraufführungen, 45 Opern und zahlreiche Auftritte in den Asterix-Comics von Goscinny und Uderzo. Aber noch rätselhafter als ihr Leben sind ihre Todesumstände – und wo die letzte Königin Ägyptens begraben liegt.
Die US-amerikanische Schauspielerin Theda Bara im Film „Cleopatra“ (1917).
Kleopatra VII. wurde 69 v. Chr. in Alexandria, Ägypten, als zweites von fünf Kindern des Pharaos Ptolemaios XII. geboren. Zusammen mit ihren beiden jüngeren Brüdern und den Schwestern stammte sie von Ptolemaios I. ab, der als General unter Alexander dem Großen (356–323 v. Chr.) diente.
Nach dem Tod des bekannten griechischen Feldherren und dem Zerfall des Makedonischen Reiches erhielt Ptolemaios I. die Herrschaft über Ägypten. Der neue König von Ägypten ließ den legendären Leuchtturm von Alexandria erbauen, gab den Anstoß zur Gründung der Bibliothek von Alexandria und etablierte die Herrschaft der Ptolemäer, die rund 300 Jahre später mit dem Tod Kleopatras enden sollte. Ähnlich turbulent wie das Ende ihrer Herrschaft war auch der Beginn.
Der Kopf einer ptolemäischen Königin, möglicherweise Kleopatra.
Die sprachbegabte, griechisch erzogene und für antike Verhältnisse äußerst gebildete Frau wurde auf Wunsch ihres Vaters zu seiner Erbin. So sollte die damals 18-Jährige ihren zehnjährigen Bruder Ptolemaios XIII. heiraten und gemeinsam mit ihm über Ägypten herrschen. Der Brauch des geschwisterlichen Herrscherpaares lag in der ägyptischen Religion begründet, in der die wichtigsten Götter, Isis und Osiris, ebenfalls als Geschwister und Ehepaar erscheinen.
Während die Berater ihres jungen Bruders nach mehr Macht strebten, versuchte Kleopatra, ihre Alleinherrschaft durchzusetzen. Da ihr Vorhaben zunächst scheiterte, musste die Pharaonin ins Exil flüchten.
Wie bereits ihr Vater wandte sich Kleopatra 48 v. Chr. Hilfe suchend an einen der einflussreichsten Machthaber des damaligen Mittelmeerraums: den römischen Staatsmann Gaius Iulius Caesar (100–44 v. Chr.). Sie ging eine Liebschaft mit dem bereits verheirateten Mann ein und brachte ihren gemeinsamen Sohn Caesarion zur Welt.
Ein Jahr später wurde Kleopatra mit Unterstützung durch das römische Militär wieder zur Pharaonin von Ägypten. Da ihr Rivale und Bruder Ptolemaios XIII. bei den Kämpfen ums Leben kam, heiratete Kleopatra ihren zweiten Bruder Ptolemaios XVI. Mit ihm bildete sie erneut nach ägyptischer Tradition einen Doppelthron. Auf dem Papier ist ihr Bruder als Mitregent erwähnt, doch in der Realität herrschte Kleopatra vermutlich allein.
Das Gemälde „Kleopatra und Caesar“ (1866) von Jean-Léon Gérôme (1824–1904).
In den folgenden Jahren besuchte Kleopatra ihren Caesar einige Male in Rom, wo sie aufgrund ihres politischen Einflusses auf den römischen Staatsmann wenig beliebt war. Außerdem empfanden die römischen Adligen Kleopatra als herablassend, unsympathisch und hochmütig. 44 v. Chr. endete der Einfluss endgültig mit dem Mord an Caesar.
Obwohl Iulius Caesar zu Lebzeiten seinen unehelichen Sohn mit Kleopatra anerkannte, sollte sein Großneffe Octavian das Erbe Roms fortführen. Dieser teilte seine Macht mit zwei weiteren Männern, unter anderem mit Marcus Antonius.
Kleopatra kehrt dagegen nach Alexandria zurück und regiert in Ägypten weiter, wobei kurz nach Caesars Tod auch ihr Bruder Ptolemaios XVI. auf mysteriöse Weise stirbt. Der neue Mitregent an der Seite der Pharaonin wird ihr Sohn Caesarion, der fortan Ptolemaios XV. heißt.
Das Relief zeigt Kleopatra (l.) mit ihrem Mitregenten und Sohn Caesarion.
Bereits kurze Zeit später, ebenfalls im Jahr 44 v. Chr., besuchte die ägyptische Pharaonin den römischen General Marcus Antonius, der Anspruch auf Roms Thron erhob. Aus der politischen Allianz wurde bald eine der bekanntesten Liebesbeziehungen der Geschichte, aus der drei Kinder und das Bild einer schönen Kleopatra hervorgingen.
Das Gemälde „Das Treffen von Marcus Antonius und Kleopatra“ (1885) von Lawrence Alma-Tadema (1836–1912).
Aufgrund zahlreicher zeitgenössischer Darstellungen zweifelten viele Historiker die tatsächliche Schönheit der Pharaonin an. Der spätere Geschichtsschreiber Cassius Dio (um 163–235), der Kleopatra nicht persönlich kannte, schrieb:
„Herrlich war es, sie anzusehen, und schön war es, ihr zu lauschen. Sie verstand es, jedermann auf gewinnende Art zu begegnen.“
Heute gehen viele Forscher davon aus, dass sie weniger wegen ihres Äußeren, sondern mehr wegen ihrer Wortgewandtheit und Intelligenz für schön befunden wurde.
„Die Interaktion mit ihr war fesselnd und ihre Erscheinung, zusammen mit ihrer Überzeugungskraft in der Diskussion und dem bei jeder Äußerung aufscheinenden Charakter, war stimulierend“, schrieb der griechische Schriftsteller Plutarch (um 45–125).
Die Wandmalerei aus Herculaneum, die durch den Vulkanausbruch des Vesuv im 1. Jahrhundert n. Chr. erhalten geblieben ist, könnte Kleopatra darstellen.
Die Allianz zwischen Kleopatra und Marcus Antonius brachte dem Ägyptischen Reich Gebietserweiterungen ein – zumindest für kurze Zeit. Mit der zunehmenden Rivalität zwischen Octavian und Marcus Antonius spitzte sich die Lage immer weiter zu und gipfelte 31 v. Chr. in der Seeschlacht bei Actium.
Kleopatra und Marcus Antonius müssen sich geschlagen geben und Octavian, der spätere Augustus und erste Kaiser Roms, nimmt Alexandria ein. Infolgedessen kommt es 30 v. Chr. zum Tod der beiden. Die genauen Umstände sind bis heute ein Rätsel.
Mehrere antike Geschichtsschreiber berichteten verschiedene Versionen von den angeblichen Todesumständen in Ägypten. Im Fall von Marcus Antonius stimmt die Todesursache überein: ein Schwerthieb in den Bauch des römischen Generals.
Laut dem römischen Biografen Sueton (um 70–122) soll Antonius auf Druck Octavians sein Leben beendet haben, während Plutarch von einer Verzweiflungstat spricht, nachdem Antonius eine Nachricht vom vermeintlichen Tod Kleopatras erhalten hatte. Letztlich soll der schwer verletzte und im Sterben liegende Marcus Antonius zu Kleopatra gebracht worden sein, in deren Armen er starb.
Weiterhin sprechen die antiken Quellen davon, dass Octavian der trauernden Kleopatra erlaubt habe, ihren Geliebten nach ägyptischem Brauch einzubalsamieren und zu bestatten. Die Quellen sind sich einig, dass Kleopatra damit nach ihrem Partner verstarb. Aber auch für ihr Ableben gibt es mehrere Versionen.
Silbermünzen mit dem Bild von Kleopatra (l.) und Marcus Antonius (r.) aus dem Jahr 32 v. Chr.
Wie bereits bei Marcus Antonius scheint die Ursache eindeutig: Tod durch Schlangengift. Die Spekulationen um die Umstände reichen jedoch von Mord bis Selbstmord und vom Biss einer lebendigen Schlange bis zur Injektion des Giftes mit einer Nadel. Außerdem ist unklar, ob Kleopatra am Grab ihres Geliebten starb oder im Palast, in dem Octavian sie bis zur geplanten Reise nach Rom festhielt.
Schon in der Antike galten die Todesumstände von Kleopatra als rätselhaft. Viele Historiker tendieren jedoch zu der Version des Selbstmordes von Kleopatra, den sie begangen haben soll, um nicht nach Rom verschleppt und dort von Kaiser Augustus als Verliererin vorgeführt und erniedrigt zu werden. Zudem gilt die Schlange als Inkarnation der Göttin Isis, womit der Gifttod einen symbolischen Charakter habe. Doch ebenso fragwürdig ist der Ort ihrer letzten Ruhestätte.
Das Gemälde „Kleopatra und Octavian“ (1787) von Louis Gauffier (1762–1801).
Während zahlreiche antike Quellen zwar den Tod des berühmten Paares erwähnen, ist kaum etwas zum Bestattungsort bekannt. Eine Vermutung ist, dass Kleopatra und Marcus Antonius in ihrem damals noch nicht fertiggestellten Mausoleum in Alexandria bestattet wurden.
Das Mausoleum soll sich neben ihrem Palast an der Mittelmeerküste befunden haben. Forscher gehen davon aus, dass beide Gebäude heute sehr wahrscheinlich unterhalb des Meeresspiegels liegen. Zudem könnten sie durch häufige Erdbeben in der Region beschädigt und das Grab bereits in der Antike geplündert worden sein.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass Kleopatra bei ihren Vorfahren der Ptolemäer-Dynastie bestattet liegt. Allerdings gelten heute alle Gräber der Ptolemäer, einschließlich jenes von Alexander dem Großen, als verschollen.
Die dritte, am stärksten diskutierte Theorie ist, dass Kleopatra in der altägyptischen Tempelanlage Taposiris Magna bestattet liegt. Hier entdeckte die Archäologin Kathleen Martinez kürzlich Hunderte Münzen mit dem Porträt Kleopatras, eine Büste (vielleicht Kleopatra), einen Ring mit dem Bildnis der ägyptischen Göttin für Schönheit, Mumiengräber mit vielen Goldbeigaben und eine Maske, die aufgrund ihrer markanten Gesichtszüge den Büsten von Marcus Antonius stark ähnelt.
Seit Jahren sucht die Ägyptologin Kathleen Martinez nach dem Grab von Kleopatra – bislang ohne Erfolg.
Foto: Cris Bouroncle/AFP via Getty Images
Ob Kleopatra und ihr Geliebter irgendwann einmal gefunden werden und ihr Grab vielleicht die wahre Geschichte über ihren Tod erzählen wird, bleibt offen. Das Interesse wird jedoch vermutlich noch lange erhalten bleiben und Kleopatra wie früher Menschen in ihren Bann ziehen.
„Sie gewann die beiden größten Römer ihrer Zeit für sich, und wegen des dritten nahm sie sich das Leben.“ – Cassius Dio