Den zwölften Tag in Folge: In Santorini bebt alle paar Minuten die Erde

Sonderflüge und -Fähren sind unterwegs, um den Menschen von Santorini die Flucht zu ermöglichen. Denn alle paar Minuten erschüttern Erdstöße die Mittelmeerinsel, viele Bewohner sind mit den Nerven am Ende. Die Seismologen beobachten das Phänomen mit Sorge.
Der Ansturm auf die Fähr- und Flugtickets auf Santorini war und bleibt groß.
Der Ansturm auf die Fähr- und Flugtickets auf Santorini war und bleibt groß.Foto: Socrates Baltagiannis/dpa
Epoch Times4. Februar 2025

Den zwölften Tag in Folge bebt die Erde nordöstlich der Ägäis-Insel Santorini unablässig. Tausende Menschen haben das griechische Eiland mit seinen rund 16.000 Einwohnern bereits verlassen.

Seismologen rätseln über das Phänomen und fürchten, ein schweres Hauptbeben könne folgen. Auch vor Vulkanausbrüchen und Tsunamis warnen die Experten. Die Vorkehrungen beim Katastrophenschutz laufen auf Hochtouren.

Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis rief die Bewohner der Insel auf, trotz der „sehr starken“ seismischen Aktivitäten „ruhig zu bleiben“. „Wir müssen mit einem sehr starken geologischen Phänomen umgehen“, sagte er am Rande des EU-Gipfels in Brüssel. „Ich möchte unsere Inselbewohner vor allem bitten, ruhig zu bleiben“, sagte er.

Flüchtlinge im eigenen Land

Der Ansturm auf die Fähr- und Flugtickets auf Santorini war und bleibt groß. Fluglinien haben Sonderflüge eingerichtet, auch zusätzliche Fähren sollen fahren.

„Ich habe seit Tagen nicht geschlafen, die Kinder und die Frauen weinen, es bebt alle fünf Minuten“, sagte ein Mann, der einen Platz auf der Fähre Blue Star 1 nach Athen ergattert hatte, zu Journalisten. Fernsehbilder zeigten vollgepackte Autos fliehender Menschen. „Ich fühle mich wie ein Flüchtling im eigenen Land“, klagte eine Frau. Die Fähre mit 1.600 Plätzen war voll belegt.

Die Bewohner Santorinis, die Erdbeben durchaus gewöhnt sind, haben so etwas noch nie erlebt – und die Seismologen und Geologen auch nicht.

Die Fähren nach Athen sind ausgebucht.

Die Fähren nach Athen sind ausgebucht. Foto: Petros Giannakouris/AP/dpa

Die Erdbebenserie bereitet ihnen Kopfzerbrechen. „Noch nie haben wir ein Phänomen so vieler Erdbeben binnen so kurzer Zeit registriert“, sagte Geologie-Professorin Evi Nomikou dem Nachrichtensender Skai.

Gefahr durch Unterwasservulkan

Sorgen bereitet den Wissenschaftlern auch, dass durch die andauernden Beben der große Vulkan Kolumbos aktiviert werden könnte, der nordöstlich der Insel unter Wasser liegt. Vulkanausbrüche können die Fachleute nicht ausschließen.

Etwa sieben Kilometer vor Santorin und 500 Meter unter der Meeresoberfläche liegt der Vulkan Kolumbos. Er ist einer der aktivsten unterseeischen Vulkane der Welt und brach vor fast vierhundert Jahren das letzte Mal aus.

Laut historischen Aufzeichnungen kamen 1650 vor Christus auf Santorin 70 Menschen ums Leben, der Ausbruch verursachte gewaltige Schäden im gesamten östlichen Mittelmeer.

Sollte es erneut dazu kommen, erwarten die Forscher einen Tsunami sowie einige Dutzende Kilometer hohe Eruptionssäule mit großen Mengen an Asche.

Dazu kommt die Angst vor einem schweren Hauptbeben der Stärke 6 oder mehr. 1956 hatten zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,2 in der Region Dutzende Menschen das Leben gekostet, Tsunamis verursacht und großen Schaden angerichtet. Manche alten Inselbewohner erinnern sich noch daran.

Erdrutsche nach stärkeren Beben

Das Zentrum eines Bebens der Stärke 4,9 am Montagmittag lag zwischen Santorini und der nahegelegenen Insel Anafi, wie das Institut für Geodynamik mitteilte.

Wenige Minuten später erhielten die Inselbewohner eine Warnmitteilung auf ihrem Smartphone, in der vor möglichen Erdrutschen in einigen Dörfern gewarnt wurde. Von den seismischen Aktivitäten waren dem Institut zufolge auch die Inseln Ios und Amorgos betroffen.

Erdrutsche, die durch Erdbeben verursacht wurden, wirbeln am 3. Februar 2025 Staubwolken entlang der felsigen Steilküste auf der griechischen Insel Santorin auf. Foto: Aris Messinis/AFP via Getty Images

Hoffen auf schnelle Entspannung

Der Chef der griechischen Behörde für Erdbebenschutz, Efthymios Lekkas, glaubt nicht, dass es zur Katastrophe kommt.

Der Geologe hofft, dass sich die aufgestaute seismische Energie mit einem Erdbeben der Stärke 5 bis 5,5 entladen und danach langsam Ruhe in der Region eintreten könnte, wie er dem Sender ERTnews sagte.

Allerdings verweisen Lekkas und all seine Kollegen auch stets darauf, dass man letztlich keine sicheren Prognosen abgeben könne.

Auswärtiges Amt: Krisenvorsorgeliste nutzen

Das Auswärtige Amt verwies in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen für Griechenland darauf, dass Reisende Küstengebiete sofort verlassen sollten. Bei starken seismischen Erschütterungen bestehe die Gefahr von Überschwemmungen.

Wer Urlaub in der Region mache, solle sich in der Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes registrieren und auf seinem Mobiltelefon die Option „Notfallbenachrichtigungen“ aktivieren.

Nach Angaben der griechischen Behörden sind die Erdbeben nicht die Folge von vulkanischer Aktivität, sondern von Verschiebungen der Erdplatten.

Santorini gehört zur Inselgruppe der Kykladen in der Ägäis im östlichen Mittelmeer. Auf der Insel leben dauerhaft 15.500 Menschen, zu denen allein im Jahr 2023 noch 3,4 Millionen Touristen kamen. (afp/dpa/red)



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