Ein Nikolaus wirkt charakterstärkend

Nikolaus Helmuth Schäfer aus Pirmasens im Interview mit Christine Gäckler
Titelbild
Ein Weihnachtsmann verteilt kleine Geschenke an Kinder vor dem Weihnachtspostamt im brandenburgischen Himmelpfort. An diese Adresse „Weihnachtspostfiliale, 16798 Himmelpfort“ schicken alljährlich mehr als 250.000 Kinder aus aller Welt ihre Wunschbriefe und erhalten auch eine Antwort. (Foto: AP Photo/Sven Kästner)
Von 30. November 2006

DNE: Helmuth, du bist schon seit vielen Jahren in Pirmasens als Nikolaus unterwegs. Gern hören wir Einiges von deinen Erlebnissen, die dir besonders in Erinnerung sind.

Helmuth Schäfer: Ja, es ist so, dass die Eltern den Nikolaus für die Kinder bestellen. So erwartete ich einmal ich käme ganz normal zu einer Familie, doch als ich da hinkam, da erlebte ich eine riesige Überraschung. Ich kam durch das große Holztor einer Einfahrt und da stand doch glatt ein ganzer Anhänger voll beladen mit Dutzenden von bunt verpackten Geschenken. Es stellte sich dann heraus, dass die Leute mich für eine Riesengesellschaft eingeladen hatten. Das wurde mir vorher jedoch nicht verraten. Also, als Nikolaus, da muss man auf alle Fälle sehr flexibel sein… So organisierte ich mir mit meinem Gepoche an den Wohnungstüren des Mietshauses erst einmal Helfer, um die vielen Geschenke heranzubringen, die nicht alle in meinen Sack passten. Denn hier bekam jedes Kind gar 3-4 Geschenke in allen Größenordnungen. Und mit etwa 50 Geschenken, da hatte ich ordentlich was zu tun, bis ich das Richtige den jeweiligen Kinderhänden überreicht hatte.

Außer dem Auftritt am Nikolaustag werde ich auch zu Weihnachtsfeiern engagiert, weil es auch bei den Erwachsenen gut ankommt – diese gute Stimmung, die der Weihnachtsmann beim Geschenke Austeilen verbreitet. Mich persönlich amüsiert es da besonders, wenn ich mir in einer Waldgaststätte beim Umhergehen zwischen den Gästen auch mal ein paar Bemerkungen erlauben kann, wenn mir etwas auffällt, was so im Normalfall nicht so leicht möglich wäre. Sitzt da ein Pärchen und er guckt etwas grimmig drein… dann sag ich auf pfälzisch: „Guckt doi Monn donn immer so wie heit?“ Ja, dem Mann im Nikolaus-Gewand nimmt man eben so was nicht so leicht krumm.

DNE: Wie reagieren denn die Kinder, wenn du vor ihnen stehst? Glauben die Kinder alle an dich als Nikolaus, wenn du zu ihnen sprichst?

Helmuth Schäfer: Die meisten Kinder, zumindest bis zum Schulalter, glauben durchaus an den Nikolaus. Und die älteren Kinder haben dabei bisher alle fantastisch gut mitgespielt und absolut nichts verraten. Doch manches Mal kann es auch vorkommen, dass sich die ganz Kleinsten ängstigen, zu weinen anfangen und sich hinter dem Rock ihrer Mutter verstecken wollen. Da sind natürlich Vertrauen weckende und tröstende Gestik und beruhigende Worte sehr wichtig.

Ja, und die Kinder glauben auch, dass der Nikolaus in echter Person vor ihnen steht, denn ich weiß natürlich alles über diese Kinder, was ja nur der Nikolaus wissen kann… Die Eltern sagen mir vorher all das, was ich sagen soll. Und ich trage es fein säuberlich und genauestens in mein Goldenes Buch ein. So werden gelegentlich auch mal die Dinge geleugnet, wenn ich da was anspreche, was eigentlich kein Fremder wissen kann. Doch die meisten geben ihre Fehlerchen zu und versprechen auch sich zu bessern. Beispielsweise, wenn sie abends nicht ihre Zähne putzen wollen oder morgens nicht aus dem Bett kommen.

Wenn ich dann so einige Wochen später die Mütter zufällig in der Stadt treffe oder die Eltern mich anrufen, dann höre sehr oft, dass sich das Verhalten ihrer kleinen Schützlinge in den vom Nikolaus benannten Punkten tatsächlich deutlich verbessert hat. Das freut mich natürlich sehr, wenn ich sehe, dass sich das auch für die Eltern lohnte.

Ich habe zuhause auch schon eine ganze Sammlung von schönen Bildern, die mir die Kinder bei meinem Besuch schenken. Motive vom Weihnachtsmann, Schneemann und vom weihnachtlichen Tannenbaum. Da sehe ich, dass die Eltern den Besuch vom Nikolaus auch schon aktiv vorbereitet haben. Manchmal bekomme ich auch ein Tütchen mit selbstgebackenem Weihnachtsgebäck, Nüssen und Früchten mit auf meine lange Reise wenn ich mich verabschiede.

DNE: Könnte man sagen, dass manche Eltern den Nikolaus quasi als „Erziehungshelfer“ engagieren?

Helmuth Schäfer: Das trifft in vielen Fällen den Nagel regelrecht auf den Kopf. Deshalb nehme ich meine Rolle als Nikolaus sehr ernst. Ich bereite mich genau vor, mit dem was und wie ich es sage. Denn ich vertrete den pädagogischen Grundsatz, das Positive lobenswert herauszustellen. Zuerst spreche ich das an, worin sich die Kinder problematisch verhalten. Doch es wird auf keinen Fall eine Strafpredigt. Ich versuche mich immer in die Seele des Kindes hineinzuversetzen und wäge ab, wie was wirkt. So ermuntere ich vielmehr zu dem Verhalten, welches erreicht werden soll. Und das Positive kommt am Schluss, denn es ist das, was als charakterstärkend und aufbauend in Erinnerung bleiben soll.

Das Ganze soll auch gut ablaufen, denn es wird mit Sicherheit zu einem einprägsamen Erlebnis. Der Nikolaus kommt ja nicht unbedingt jedes Jahr vorbei. Die Kinder werden sich somit, wie auch ich mich an mein eigenes Erlebnis aus meiner Kindheit, ein Leben lang daran erinnern. Und wenn das dann auch noch Erfolg hat, da rechnet sich mein Honorar für die Eltern schon, denn es ist eine Investition in die Erziehung. Somit wirkt dies langfristig gesehen viel stärker als teure Geschenke und nachhaltiger mit positivem Effekt.



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