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Strategische Distanz wächst

BMVg korrigiert Medienberichte: Keine Einschränkung der US-Abstimmung - transatlantische Kommunikation intakt

Nach Medienberichten über angebliche Kommunikationsprobleme zwischen Bundeswehr und US-Militär hat das Verteidigungsministerium widersprochen. Ein Sprecher stellte klar, dass die betreffenden Aussagen aus einer Übergangsphase im Sommer stammen und heute keine Relevanz mehr haben. Die Zusammenarbeit mit Washington laufe reibungslos.

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Generalleutnant Christian Freuding beklagt sich über zurückhaltende Informationspolitik der USA.

Foto: Kay Nietfeld/dpa

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Lesedauer: 5 Min.


In Kürze:

  • BMVg-Sprecher Müller stellt klar: Aussagen Freudings stammen aus Juli und aus einer Übergangsphase
  • Militärische Abstimmung mit den USA „gut und vertrauensvoll“ – keine Defizite
  • Kontaktprobleme waren organisatorisch bedingt und inzwischen behoben
  • USA und Deutschland stimmen weiterhin eng ihre Ukraine-Unterstützung ab

 
Der Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums, Oberst Mitko Müller, hat am Mittwoch, 3. Dezember, in der Bundespressekonferenz Berichte zurückgewiesen, wonach die USA ihre militärische Abstimmung mit Deutschland eingeschränkt hätten. Dies hatten Darstellungen des Bundeswehrspitzenkaders Christian Freuding nahegelegt, der sich dazu im Magazin „The Atlantic“ geäußert hatte. Müller machte nun deutlich, dass es sich um keine aktuellen Äußerungen des Generalleutnants gehandelt habe.
Die Beziehungen zu den amerikanischen Partnern seien auf allen Ebenen gut und vertrauensvoll, so Müller. Das gelte für den gesamten Geschäftsbereich des BMVg, also für das Ministerium ebenso wie für die Bundeswehr selbst.

Kontaktprobleme eher umstellungstechnisch bedingt – mittlerweile alles wieder funktionstüchtig

Das Interview mit dem „Atlantic“ sei von Anfang Juli gewesen. Da sei die US-Regierung noch in der Übergangsphase gewesen. Auch Freuding habe sich auf einen Funktionswechsel einstellen müssen. Er ist seit Oktober Inspekteur des Heeres. Er war zuvor schon im Ministerium als Ukraine-Koordinator tätig.
In der Übergangszeit habe er dann etwas Mühe gehabt, die Verbindung zu den zuständigen Kontaktleuten und die alten Nummern wieder zu kontaktieren. Darauf habe sich das Interview bezogen, betonte Müller. Der Sachverhalt sei dabei „etwas außerhalb des Kontexts dargestellt“ gewesen.
Erst am Montag habe man mit den USA ein weiteres Paket für die Ukraine abgestimmt. Dies laufe über verschiedene Ebenen. Es gebe allein schon deshalb, weil alles über die NATO abgestimmt werde, eine „ganz enge Koordination und Kooperation“. Müller unterstrich, dass es dabei „überhaupt keine Defizite“ gebe.

Kommunikation nur noch über diplomatische Umwege

Freuding wurde in dem Magazin dahingehend zitiert, dass man früher in der Lage gewesen wäre, US-amerikanische Gesprächspartner „Tag und Nacht“ zu kontaktieren, und dass dieser Zugang nun fehle oder nur auf Umwegen erreichbar sei. Zuletzt sei der direkte Austausch mit diesen „abgeschnitten, wirklich abgeschnitten“ gewesen, hieß es weiter.
Dies habe der Darstellung zufolge schwerwiegende praktische Konsequenzen gehabt. So habe die US-Regierung Berlin nicht darüber in Kenntnis gesetzt, als sie die Entscheidung getroffen habe, die Lieferung bestimmter Waffengattungen an die Ukraine auszusetzen. Phasenweise habe die Kommunikation über die diplomatische Vertretung laufen müssen. Freuding über die damalige Situation: „In unserer Botschaft in Washington sucht inzwischen jemand nach einem Ansprechpartner im Pentagon.“
Der Generalleutnant habe sich dem Magazin zufolge besorgt über den Wegfall schneller Kommunikationswege geäußert und dies ein „Alarmzeichen“ genannt. Er beklagte sich demzufolge neben anderen deutschen Militärs über die US-amerikanischen Akzentverschiebungen in der Sicherheitspolitik.

Strategische Prioritäten verschieben sich in Washington

Weder das Pentagon noch das Bundesverteidigungsministerium hatten sich zuvor zu den Aussagen von Freuding geäußert. Auch der „Atlantic“ selbst sprach von persönlichen Einschätzungen und keinen offiziellen Statements. Allerdings hieß es in dem Beitrag auch, die Aussagen Freudings und anderer Bundeswehrkader würden einen „Einblick in die interne Lageeinschätzung“ der Bundeswehr geben.
Die USA hatten wiederholt von den europäischen NATO-Partnern gefordert, mehr sicherheitspolitische Eigenverantwortung zu übernehmen. Dazu gehöre ein entsprechendes, eigenes Verteidigungsbudget. Im Februar nannte US-Vizepräsident JD Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz auch ein weiteres Kriterium: Man müsse „nicht nur wissen, wovor wir uns verteidigen, sondern auch, was wir verteidigen“.
Vance wies in weiterer Folge auf Defizite bei Demokratie und Meinungsfreiheit in Europa hin. Auch in der Ukraine-Politik haben die USA zunehmend in Eigenregie die Diplomatie an sich gerissen. Schon im März machte Außenminister Marco Rubio deutlich, dass er die europäische Position, der Ukraine unbegrenzt Waffenlieferungen bis zur Erreichung ihrer Kriegsziele zu garantieren, nicht für zielführend halte. Stattdessen setzten die USA darauf, sowohl die Ukraine als auch Russland in einen Verhandlungsprozess einzubeziehen.
 
Update, 03.12.2025: In einer früheren Version des Textes war mit Blick auf den Inhalt des „Atlantic“-Berichts noch von einer aktuelleren Bestandsaufnahme ausgegangen worden.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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