Haltungsjournalismus: „New York Times“ und „Le Monde“ werfen einander Zensur vor

Eine transatlantische Kontroverse zwischen der „New York Times“ und „Le Monde“ illustriert eine Krise des Haltungsjournalismus. Die linksliberalen Blätter werfen sich gegenseitig Cancel Culture und Political Correctness vor – während sie selbst eine solche befürworten.
Von 21. Februar 2021

Die Beziehung zwischen den beiden großen linksliberalen Medien Frankreichs und der USA – „Le Monde“ und „New York Times“ (NYT) ist derzeit stark belastet, wie der „Standard“ feststellt.

Die „New York Times“ hatte im Jahr 2019 angekündigt, die Publikation täglicher Karikaturen in ihrer globalen Ausgabe zu beenden, nachdem ein Cartoon heftige Reaktionen und Antisemitismus-Vorwürfe hervorgerufen hatte. An dieser Position hatte das Blatt auch nach dem Mord an dem Lehrer Samuel Paty festgehalten.

Dieser hatte im Schulunterricht die Mohammed-Karikaturen einer dänischen Zeitung aus dem Jahr 2005 diskutieren lassen und wurde wenig später durch einen radikalen Islamisten in Frankreich im Oktober 2020 ermordet. Als „Zeichen der Solidarität“ hatten mehrere große Zeitungen die Karikaturen daraufhin erneut abgedruckt.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der im Vorjahr eine Kampagne gegen islamischen „Separatismus“ angekündigt hatte, warf daraufhin anglo-amerikanischen Zeitungen vor, sie würden Frankreich in ihrem Kampf gegen diesen „im Stich lassen“.

Speziell hatte Macron dabei die NYT im Blick. Immerhin hatte diese nach dem Paty-Attentat geschlagzeilt: „Französische Polizei schießt und tötet einen Mann nach einer tödlichen Messerattacke in der Straße“. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als die Polizei selbst noch nicht alle Details zu dem Vorfall mitgeteilt hatte. Später berichtete auch sie, dass es sich um einen islamistisch motivierten Anschlag gehandelt habe.

Allerdings kritisierten in der NYT ebenso wie in Blättern wie der „Financial Times“ oder der „Washington Post“ Kommentatoren Macron dafür, dass seine „Kriegserklärung gegen den islamischen Separatismus“ die Muslime in Frankreich in eine Kollektivhaftung nähme – und die damit verbundene, politisch verordnete Cancel Culture gegen Kopftücher oder Hausunterricht Dschihadisten erst recht Zulauf verschaffe.

Macron rief daraufhin persönlich den zuständigen Redakteur der NYT an und beschimpfte diesen. Die Zeitung, so der Präsident, „legitimiere letztlich die Gewalt gegen Karikaturisten und Lehrer“, wenn sie seine Maßnahmen infrage stelle.

Le Monde: Frankreich prangert „nicht den Antikolonialismus, sondern seinen Missbrauch an“

Nun ist es „Le Monde“-Chefredakteur Michel Guerrin, der Anstoß nimmt an der Kritik US-amerikanischer Medien, die sich gegen den französischen Ansatz der forcierten Assimilation an „republikanische Werte“ richtet.

Er wirft der US-Linken in einem Beitrag vor, einen „identitären Radikalismus“ zu praktizieren, der vor allem an Universitäten und in Medien Platz greife. Dieser entzünde sich jeweils an der Behauptung eines „weißen Privilegs“ und gefährde die Vorstellung universeller Geltung liberaler Werte, indem er diese zunehmend als Ausdruck weißer Vorherrschaft und kolonialer Denkweisen stigmatisiere. Stattdessen zerstörten die USA sich selbst durch Cancel Culture und Behinderung der Redefreiheit im Namen der Political Correctness.

Blätter wie die NYT, die Anstoß an Frankreichs Assimilationsmodell und Gleichheitsvorstellungen nehme, vergäßen, dass „Frankreich nicht den Antikolonialismus anprangert, sondern dessen Missbräuche“.

Der Pariser NYT-Korrespondent Norimitsu Onishi schrieb daraufhin in einem von ironischen Untertönen gekennzeichneten Artikel, die „frühere Großmacht“ Frankreich zeige sich nicht in der Lage, die gesellschaftlichen Realitäten in ihrem Land anzuerkennen. Das Land verschließe seine Augen vor seiner rassistischen und kolonialistischen Vergangenheit sowie seiner Verwicklung in den Sklavenhandel.

Deshalb, so Onishi, betrachte man auch Identitätsdebatten in den USA mit Argwohn. Während die USA die Vielfalt ethnischer, sexueller, religiöser oder anderer Minderheiten als Stärke betrachteten und für wechselseitigen Respekt einträten, lasse das „französische Einheitsdenken“ keine kulturellen Unterschiede oder Abweichungen von der Norm zu.

New York Times erlebt selbst „Bürgerkrieg zwischen Woken und Liberalen“

Der französische politische Philosoph Frédéric Mas wirft den französischen Meinungseliten Doppelmoral vor. Der „Standard“ zitiert ihn mit der Aussage:

Das französische Politspiel besteht darin, die Meinungsfreiheit zu verteidigen, wenn sie das eigene Lager begünstigt; den Konkurrenten verweigert man sie aber.“

So würden die „Charlie“-Karikaturen mit Verweis auf die Meinungsfreiheit oft um jeden Preis verteidigt – abweichende Meinungen zum neuen Genderdiskurs aber mit handfesten Methoden unterbunden.

Die Glaubwürdigkeit der NYT als Wächterin der Pluralität ist allerdings auch nicht gänzlich unumstritten. So hatte im Juli des Vorjahres die Starjournalistin Bari Weiss die Redaktion verlassen und geschrieben, in ihr finde ein „Bürgerkrieg“ zwischen jungen „woken“ Linksidentitären und alten Liberalen statt.

In einem Schreiben an den Herausgeber A. G. Sulzberger, das sie auch auf ihrem Blog veröffentlichte, erklärte Weiss, dass das Blatt „seine Lektion nicht gelernt“ habe und ideologischen Konformitätszwang toleriere, statt freien Austausch von Meinungen zu fördern. So stellte ihr Ex-Kollege Peter S. Goodman die Forderung nach robustem Vorgehen gegen Gewalttäter im Umfeld der „Black Lives Matter“-Proteste in eine Reihe mit Holocaustleugnung oder weißem Rassismus.

 



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