Hat Moskau ein Kopfgeld auf Italiens Verteidigungsminister ausgesetzt?

Italienische Geheimdienste haben der Regierung in Rom kürzlich eine Warnung zukommen lassen: Moskau soll ein Kopfgeld von 15 Millionen Dollar auf den italienischen Verteidigungsminister Guido Crosetto ausgesetzt haben.
Hat Moskau ein Kopfgeld auf Italiens Verteidigungsminister ausgesetzt?
Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto am 16. März 2023.Foto: Takashi Aoyama/Getty Images
Von 18. März 2023

Laut italienischen Geheimdiensten habe der Kreml ein Kopfgeld von 15 Millionen Dollar auf den italienischen Verteidigungsminister Guido Crosetto ausgesetzt. Das berichtete am 15. März die italienische Zeitung „ilfoglio“. Berichten zufolge glaubt der Geheimdienst zudem, dass die Drohung gegen Crosetto durch die russische paramilitärische Wagner-Gruppe umgesetzt werden könnte.

Der Grund dafür bestehe zum einen darin, dass Guido Crosetto und Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin einige Tage zuvor in einen verbalen Schlagabtausch geraten sind. So hatte Crosetto am 13. März die Wagner-Gruppe beschuldigt, die verstärkte Migrationswelle nach Italien verursacht zu haben.

Crosetto sagte: „Ich denke, es kann jetzt mit Sicherheit gesagt werden, dass die exponentielle Zunahme des Migrationsphänomens von afrikanischen Küsten zu einem nicht unerheblichen Teil auch Teil einer klaren Strategie der hybriden Kriegsführung ist, die die Division Wagner mit erheblichem Gewicht in einigen afrikanischen Ländern umsetzt.“

Nach Angaben des Innenministeriums stieg die Anzahl der Migranten vom 1. Januar bis zum 15. März 2023 auf 20.021 Menschen. Im Vergleich dazu kamen 2022 im gleichen Zeitraum 6.263 Migranten, im Jahr 2021 waren es 6.041.

Wagner-Chef Prigoschin beleidigt Crosetto mit Schimpfwort

Nach der Anschuldigung Crosettos verneinte Wagner-Chef Prigoschin auf seinem Telegram-Kanal jede Beteiligung und bezeichnete den Innenminister als „Mudak“, was eine scharfe, vulgäre Beleidigung auf Russisch bedeutet. „Crosetto sollte weniger in andere Richtungen schauen und sich um seine eigenen Probleme kümmern, die er wahrscheinlich nicht gelöst hat. Wir wissen nicht, was mit der Migrationskrise passiert, wir beschäftigen uns nicht damit. Wir haben eine Menge eigener Probleme zu bewältigen“, fügte Prigoschin hinzu.

Wie aus dem Bericht der italienischen Zeitung „ilfoglio“ weiter hervorgeht, sei es aber nicht die Beleidigung des Wagner-Chefs gewesen, die bei den italienischen Geheimdiensten Grund zur Sorge auslösten.

Es gebe hingegen eine echte Drohung, die der Kreml an den italienischen Verteidigungsminister gerichtet habe, zusammen mit einem Preis auf seinen Kopf – fünfzehn Millionen Dollar.

Der Grund für die Besorgnis der italienischen Dienste scheinen größtenteils die wütenden Äußerungen des ehemaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew gegen die Italiener zu sein. Wie „ilfoglio“ weiter berichtet, betonte Medwedew unter anderem die Undankbarkeit Italiens gegenüber Russland. Demnach sei Russland Italien in seiner größten Verzweiflung und in den schwierigsten Monaten der Corona-Pandemie zu Hilfe gekommen. Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto spiele in seinen Augen dagegen die Rolle eines Verräters – was den Ukraine-Krieg betrifft.

Ausgelöst wurde die Kritik vor rund einem Monat. Damals hatte Crosetto die seiner Meinung nach wichtige italienische Militärhilfe für die Ukraine betont und den russischen Botschafter in Rom, Sergey Razov kritisiert. So glaube er, dass der dritte Weltkrieg ausgelöst werden könne, wenn Russland mit weiteren Panzern eine Offensive in Kiew starten würde. Razov habe ihn daraufhin wiederum auf Telegram als „seltenen Narren“ bezeichnet.

Gegenseitiger Schlagabtausch

Der gegenseitige Schlagabtausch verstärkt sich bereits seit Monaten. Italien hatte bereits im Juni 2022 den russischen Botschafter einbestellt, um gegen die Kritik Moskaus an der Berichterstattung der italienischen Medien über den Ukraine-Krieg zu protestieren. Dabei wies das italienische Außenministerium „die Anschuldigungen der Amoralität“ gegen einige ungenannte italienische Beamte und Journalisten entschieden zurück.

Zuvor hatte sich die russische Botschaft in Rom über eine „zunehmende“ russophobe Kampagne in den italienischen Medien beschwert. Die Berichterstattung hätte darauf abgezielt, im Land lebende russische Bürger zu diskriminieren und eine „antirussische Rhetorik“ zu schüren.

In einer Erklärung der russischen Botschaft auf Facebook rief Razov zu „Mäßigung und Ausgewogenheit auf, die für die italienische Außenpolitik traditionell sind; im Interesse der langfristigen Aufrechterhaltung positiver Beziehungen und der Zusammenarbeit zwischen dem russischen und dem italienischen Volk.“

Die Sichtweisen könnten kaum unterschiedlicher sein. Während Russland also die italienischen Medien anprangert, „antirussische Rhetorik“ zu schüren, wächst in Italien die Kritik, dass einige einflussreiche Nachrichtensendungen prorussisch eingestellt sind.



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