Klimagipfel ohne Beschluss zur Abkehr von Kohle, Öl und Gas
Bei der Klimakonferenz in Brasilien wurde ein Beschluss gefasst, der Hilfen für arme Länder verdreifacht – doch ein Fahrplan für den Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas bleibt aus. Den gibt es nur auf freiwilliger Basis.
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Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wollte viel erreichen - doch der Erfolg ist überschaubar.
Die Verhandlungen bei der 30. UN-Klimakonferenz in Belém sind abgeschlossen. Zehntausende Menschen aus rund 190 Staaten nahmen teil – und waren wie üblich nicht pünktlich fertig.
Für Brasiliens Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva ist die Weltklimakonferenz COP30 der Beweis, dass die internationale Zusammenarbeit noch funktioniert. „Der Multilateralismus hat gesiegt“, sagte er am Rande des G20-Gipfels in Johannesburg. Ein Überblick:
Klimaschutz und Abkehr von den fossilen Energien
Lula da Silva schlug kurz vor Konferenzbeginn einen Fahrplan für den globalen Ausstieg aus fossilen Energieträgern vor. Mehr als 80 Staaten, darunter Deutschland und seine EU-Partner, stellten sich hinter den Vorschlag. Ölstaaten wie Saudi-Arabien und Russland sowie China waren dagegen.
Nach mehreren Verhandlungsnächten und Krisengesprächen kommt in dem 8-seitigem Beschlusstext kein einziges Mal das Wort „fossile“ vor, die „Roadmap“ ist nur indirekt enthalten.
Während der Plenarsitzung der COP30-UN-Klimakonferenz in Brasilien am 22. November 2025.
Foto: Pablo Porciuncula / AFP via Getty Images
Auf die Enttäuschung der EU über den nun erzielten Beschluss ging der brasilianische COP-Präsident André Corrêa do Lago direkt ein, indem er verkündete, dass sein Land einen Fahrplan auf freiwilliger Basis sowohl für den Ausstieg aus den fossilen Energien als auch einen für den Waldschutz initiiere.
Im Beschlusstext ist von einem „Globalen Umsetzungsbeschleuniger“ die Rede, also eine Plattform auf freiwilliger Basis für Länder, die beim Klimaschutz Tempo machen wollen.
Die Entwicklungsländer finden die fest zugesagten Klimahilfen viel zu niedrig. Da an der bisher beschlossenen 300 Milliarden-Dollar-Zusage in den kommenden Jahren nicht zu rütteln ist, forderten sie von den Industrieländern, zumindest den Anteil der Hilfen für ihre Anpassung an die Folgen der Erderwärmung zu erhöhen.
Im Beschluss wird zu einer Verdreifachung bis 2035 der Zusagen von 2019 aufgerufen, da die Industrieländer eine Aufstockung dieser Hilfen auf 40 Milliarden Dollar versprochen hatten.
Der Gipfel konnte sich nicht auf deutliche Beschlüsse im Kampf gegen die Entwaldung einigen.
Foto: Larissa Schwedes/dpa
Handelsmaßnahmen
Handelsmaßnahmen mit klimapolitischen Auswirkungen waren bei dieser COP ein großes Thema. Große Schwellenländer und China nutzten es, um ihre wirtschaftlichen Interessen gegenüber der EU zu behaupten.
In dem Beschluss wurde daher ein Dialog unter Einbeziehung von Organisationen wie der Welthandelsorganisation beschlossen, um solche Probleme zu besprechen.
Waldschutz
Auch einen konkreten „Waldaktionsplan“, um die Zerstörung von Wald einzudämmen, beschloss die Konferenz nicht. Es wird lediglich an einen früheren Beschluss erinnert, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen.
Lula gab den Startschuss für den globalen Waldschutz-Fonds TFFF, der Tropenländer finanziell belohnen soll, die ihre Regenwälder bewahren. Von den zehn Milliarden Dollar (8,7 Milliarden Euro) an staatlichen Geldern, die als Startkapital benötigt werden, kam zu Beginn gut die Hälfte zusammen.
Nachdem Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei dem Gipfel zunächst lediglich einen „namhaften“ Betrag zusagte, verkündete die Bundesregierung Mitte der zweiten Woche, dass es sich um eine Milliarde Euro für zehn Jahre handele.
Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) sagte am Ende der Konferenz, dass er insbesondere von den „am meisten betroffenen Ländern – Inselstaaten, Afrika – eine lautere Stimme auch für das Thema Klimaschutz“ erwartet hätte. Sie müssten erkennen, „dass sie uns an der Seite haben, dass sie aber mit uns dann auch dafür kämpfen müssen“.
Der EU und anderen Industrieländern wurde vorgeworfen, Entwicklungsländer mit dem Einfordern einer Energiewende zu überfordern und ihnen zugleich nicht genügend Klimahilfen bereitzustellen.
Die nächsten Gastgeber
Der Entscheidungsprozess zur COP32 im übernächsten Jahr verlief geräuschlos: Die afrikanische Staatengruppe gab bekannt, dass Äthiopien die COP32 ausrichtet. Die Entscheidung über die COP31 geriet hingegen zum Nervenkrimi. Australien und die Türkei wollten sie beide unbedingt ausrichten.
Der Kompromiss sieht vor, dass die Konferenz vom 9. bis 20. November 2026 im türkischen Badeort Antalya stattfindet. Die Türkei stellt den COP-Präsidenten, Australien wird den Vize-COP-Vorsitz übernehmen und außerdem den Vorsitz der Verhandlungen.
Wenige Tage vor Konferenzende trieb ein Feuer die Konferenzteilnehmer auf die Straße.
Foto: Larissa Schwedes/dpa
Zahl der COP30-Teilnehmer
Nach einer vorläufigen Zählung des UN-Klimasekretariats UNFCCC, die der Nachrichtenagentur AFP mitgeteilt wurde, nahmen von den insgesamt rund 44.000 Akkreditierten etwa 32.000 Menschen an der diesjährigen Konferenz teil – die rund 6.000 Online-Akkreditierungen nicht mitgezählt.
Sollten sich diese Zahlen nach Abschluss der Konferenz bestätigen, wäre dies laut historischen Daten der Klima-Website „Carbon Brief“ die viertgrößte COP nach denen in Dubai (2023), Baku (2024) und Scharm el-Scheich (2022).
188 Länder sowie die EU haben laut UNFCCC eine Delegation nach Belém entsandt. Zu den wenigen Ländern, die keine Delegierten schickten, gehören die USA unter Präsident Donald Trump, die sich zum ersten Mal nicht beteiligten. Afghanistan wurde zu seinem Bedauern nicht von Brasilien eingeladen.
Um dieses Stadtbild geht es diesmal: Bélem, Brasilien.
Foto: Kay Nietfeld/dpa
Alle Entscheidungen müssen im Konsens getroffen werden. Dies ermöglicht es zumindest theoretisch jedem Land, eine Einigung zu blockieren. Wenn einzelne Länder nicht mit bestimmten Vereinbarungen einverstanden sind, begnügen sie sich in der Regel damit, das zu Protokoll zu geben, ohne den gemeinsamen Beschluss zu verhindern.
Dauer der Verhandlungen
Die UN-Klimakonferenzen finden in der Regel im November statt und sind auf knapp zwei Wochen angesetzt. Nach offizieller Planung enden sie in der zweiten Woche am Freitagabend. Seit 2003 ist allerdings keine COP rechtzeitig zu Ende gegangen.
Oftmals machten die Verhandler noch die Nacht zum Samstag durch. Auch um zwei Nächte wurde schon wiederholt überzogen, zuletzt 2022 im ägyptischen Scharm el-Scheich. In Belém begann das Abschlussplenum mit etwa 20-stündiger Verzögerung. (afp/red)
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