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Am Montag wählt Kanada

Kurz vor Parlamentswahl in Kanada: Carney oder Poilievre?

Kanada wählt am 28. April ein neues Parlament, die Spitzenkandidaten von Liberalen und Konservativen sind weiter im Wahlkampf unterwegs. Trump gab dem Wahlkampf eine neue Richtung.

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Der kanadische Premierminister Mark Carney bei einer Wahlkampfveranstaltung am Samstag, 26. April 2025 in Windsor, Ontario.

Foto: Dominic Gwinn/Middle East Images/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 5 Min.

Am Montag sind die Menschen in Kanada zur Wahl eines neuen Parlaments aufgerufen. Der neue kanadische Premierminister Mark Carney hatte die ursprünglich für Oktober geplante Parlamentswahl auf den 28. April vorgezogen.
Doch ob der ehemalige Zentralbanker und Politik-Neuling Carney oder sein konservativer Kontrahent und unnachgiebiger Kritiker von Trudeau, der Politiker Pierre Poilievre, neuer Regierungschef wird, ist offen.
Nach schlechten Umfragewerten des im Januar zurückgetretenen Premierministers Justin Trudeau und seiner Liberalen Partei hat es zunächst nach einem klaren Wahlsieg der Konservativen ausgesehen. Mittlerweile konnten die Liberalen zulegen.

Carney attackiert Trump

Mark Carney, Favorit für das Amt des Premierministers und Kandidat der regierenden Liberalen Partei, attackierte bei der jüngsten Kundgebung in Mississauga bei Toronto sowohl seinen konservativen Rivalen Pierre Poilievre als auch US-Präsident Donald Trump.
„Präsident Trump hat die Weltwirtschaft im wahrsten Sinne des Wortes zerrissen und Kanada betrogen“, so Carney am Samstag. Die Kanadier hätten diesen „Schock“ mittlerweile überwunden, sollten aber „nie die Lehren daraus vergessen“.
Poilievre warf er vor, „keinen Plan“ zu haben. Es fehle ihm an wirtschaftspolitischem Scharfsinn und Erfahrung, um Kanada während eines Handelskriegs mit den USA zu führen, so der 60-Jährige.

Vom Goldman Sachs-Banker zur britischen Zentralbank

Der 60-jährige Carney ist Vater von vier Kindern. Er wuchs in der Stadt Edmonton im Westen Kanadas auf und studierte an den renommierten Universitäten Harvard in den USA und Oxford in Großbritannien. 
Zu Beginn seiner Karriere arbeitete Carney als Investmentbanker bei Goldman Sachs in New York, London, Tokio und Toronto, später führte er zunächst die kanadische und dann – als erster Nicht-Brite – die britische Zentralbank.
Bei einer Parlamentswahl trat er bislang noch nie an. Gerüchte, dass es ihn in die Politik zieht, gab es allerdings schon lange. Als Trudeau am 6. Januar seine Rücktrittspläne bekannt gab, ergriff Carney die Gelegenheit. 
Seine kurze politische Laufbahn gleicht Carney nach eigener Aussage mit langjährigen Erfahrungen in Krisensituationen aus: Als Zentralbanker habe er die Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 sowie die Turbulenzen rund um den Brexit miterlebt, daher sei er bestens gerüstet für die schwierige Beziehung zum Nachbarland USA.

Konservativer Poilievre vielfach wiedergewählt

Pierre Poilievre wurde bereits 2004 im Alter von 25 Jahren erstmals in das kanadische Parlament gewählt. In seinem Wahlkreis Ottawa wurde er achtmal wiedergewählt und war Kabinettsmitglied des ehemaligen konservativen Premierministers Stephen Harper. Politisch setzte sich Poilievre für die heimische Ölindustrie ein und unterstützte den Bau neuer Pipelines.
Kritiker verglichen Poilievre wegen seiner Angriffe auf die Medien wiederholt mit US-Präsident Trump, was er jedoch zurückwies: Er wolle das „Gegenteil dessen, was Donald Trump will“, sagte der 45-Jährige. Er konzentriere sich auf die Probleme von „Normalbürgern“.
In der Vergangenheit hatte Poilievre unter anderem angekündigt, Kanadas „Anti-Woke-Premierminister“ werden zu wollen.
Er lenkte im Wahlkampf den Fokus auf Themen, bei denen Trudeau die Wähler enttäuscht hatte, etwa die steigenden Lebenshaltungskosten.
„Sie können nicht noch vier solche Jahre ertragen“, sagte Poilievre am Samstag vor Anhängern in Delta im der Provinz British Columbia. „An die alleinstehende Mutter, deren Kühlschrank, Magen und Bankkonto alle leer sind und die nicht weiß, wie sie morgen ihre Kinder satt bekommen soll: Haben Sie Hoffnung, der Wandel ist unterwegs“, so der Oppositionschef.
Poilievre wurde in der kanadischen Stadt Calgary geboren und hat zwei Kinder mit seiner aus Venezuela stammenden Frau, Anaida Poilievre.

Liberale liegen knapp vor Konservativen

In den Umfragen liegen Carneys Liberale knapp vorn. Eine Analyse des kanadischen Sender CBC zeigte zuletzt einen Vorsprung der Liberalen von 7 bis 8 Prozentpunkten, der am Samstag auf knapp 4 Punkte schrumpfte. Die Liberalen kamen auf 42,5 Prozent, die Konservativen auf 38,7 Prozent.
28,9 Millionen Kanadier sind stimmberechtigt. Mehr als sieben Millionen von ihnen gaben ihre Stimme bereits vor dem eigentlichen Urnengang am 28. April ab. Mit dem Ergebnis wird wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale gerechnet.
Trumps Amtsantritt am 20. Januar hatte den Wahlkampf in Kanada neu geprägt. Er hatte in den vergangenen Monaten mehrfach gefordert, Kanada solle der 51. Bundesstaat der USA werden, und verfolgt eine andere Zollpolitik als Biden. (afp/red)
 

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