Südkoreas neuer Präsident: „Die Korruption ist das größte Problem in der südkoreanischen Politik“

Moon Jae In gilt als korruptionsresistent: Als Präsident will Moon den Einfluss der südkoreanischen Chaebols - weit verzweige Firmenkonzerne mit großem politischem Einfluss - begrenzen und die Beziehungen zu Nordkorea verbessern.
Titelbild
Unter der neuen Führung durch Moon Jae-In (Mitte) soll Südkorea ein "Rechtsstaat sein, in dem Regeln gelten und gesunder Menschenverstand herrscht" (Rede am 9. Mai 2017).Foto: JUNG YEON-JE/AFP/Getty Images
Epoch Times9. Mai 2017

Der frühere Demokratieaktivist und Menschenrechtsanwalt soll das innenpolitisch aufgewühlte Industrieland nun in eine ruhigere Zukunft führen. Moon Jae In gilt als korruptionsresistent – das hebt ihn von seiner in Unehren abgesetzten Vorgängerin Park Geun Hye ab.

Als Präsident will Moon den Einfluss der südkoreanischen Chaebols – das sind weit verzweige Firmenkonzerne mit großem politischem Einfluss – begrenzen und die Beziehungen zu den atomar aufgerüsteten Machthabern in Nordkorea verbessern.

Moons erste Aufgabe lautet: Versöhnung. Das Amtsenthebungsverfahren hat tiefe Wunden in Südkorea geschlagen. Das Land ist polarisiert, linke Kräfte und die lange Zeit dominierenden Konservativen stehen sich argwöhnisch gegenüber.

Der designierte Präsident machte umgehend klar, dass er sich der Versöhnungsaufgabe stellen wolle. Am Dienstagabend versprach er vor Anhängern auf dem Gwanghwamun-Platz im Herzen von Seoul, er wolle ein „Präsident des Zusammenhalts“ sein. Unter seiner Führung solle Südkorea ein „Rechtsstaat sein, in dem Regeln gelten und gesunder Menschenverstand herrscht“.

„Die Korruption ist das größte Problem in der südkoreanischen Politik“

Damit sprach Moon das große Thema des Wahlkampfs an – jenes Thema, das ihn wohl zum Sieg geführt hat: Südkoreas Politik gilt als korrupt, und Moon hat es vermocht, sich eine saubere Weste zu bewahren. „Er ist auf der Welle des Protests gegen Park und die angesammelten Korruptionsfälle geritten“, erklärt Kim Neung Gou, der Chef der Online-Zeitung „Polinews“, das Ergebnis von Moon.

„Die Korruption ist das größte Problem in der südkoreanischen Politik“, sagt auch der Wissenschaftler Robert Kelly von der Pusan-Nationaluniversität. „Jeder südkoreanische Präsident ist bislang in unterschiedlichem Ausmaß wegen Korruption und Bestechung in Probleme geraten.“

Der neue Präsident steht in demonstrativem Kontrast zu seiner abgesetzten Vorgängerin Park, die als Tochter des früheren Militärherrschers Park Cheung Hee zur südkoreanischen Elite zählt und in ihrer Amtszeit zum Inbegriff der Günstlingswirtschaft wurde.

Politischen Einfluss der südkoreanischen Firmenkonzerne begrenzen

Moons Eltern waren Anfang der 50er Jahre im Koreakrieg aus dem Norden geflohen. Sein Vater arbeitete als Handwerker in einem Camp für Flüchtlinge, seine Mutter verkaufte Eier auf dem Markt – so berichtet es der 1952 geborene Moon in seiner Autobiografie.

Der Flüchtlingssohn zeigte früh politisches Interesse: 1972 begann er ein Jurastudium, wurde aber wegen demokratischer Proteste gegen Militärherrscher Park von der Uni geworfen. Anfang der 80er Jahre freundete er sich mit dem späteren Präsidenten Roh Moon Hyun an. Die beiden eröffneten eine Anwaltskanzlei in der Hafenstadt Busan, die sich auf Menschenrechtsfälle spezialisierte.

Im Jahr 2002 gewann der Liberale Roh überraschend die Präsidentschaftswahl und holte seinen alten Sozius Moon als Berater gegen Korruption an seine Seite. „Dabei war ich immer sehr glücklich, weil ich anderen helfen konnte mit dem, was ich gelernt habe“, schrieb Moon später in seiner Autobiografie.

Seine konservativen Kritiker werfen ihm vor, es fehle ihm an Härte gegenüber Pjöngjang, sie schmähen Moon als „Pro-Pjöngjang-Linken“. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion