Tausende Menschen protestieren in Marseille gegen Drogenkriminalität
In der französischen Hafenstadt Marseille gingen Tausende gegen die zunehmende Drogenkriminalität auf die Straße. Sie riefen „Gerechtigkeit für Mehdi“ und forderten ein Ende der Drogengewalt im Land.
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Menschen nehmen an einer Gedenkveranstaltung für Mehdi Kessaci und protestieren gegen den Drogenhandel in Marseille, Südfrankreich, am 22. November 2025. Weitere Initiativen sind in etwa 25 Städten geplant.
In der französischen Hafenstadt Marseille nahmen tausende Menschen an einem Trauermarsch für den ermordeten Bruder eines Anti-Drogen-Aktivisten teil. Sie skandierten „Gerechtigkeit für Mehdi“ und forderten ein Ende der Drogenkriminalität in Frankreich.
Zu dem Marsch kam auch der mittlerweile unter Polizeischutz stehende Amine Kessaci, der Bruder des Ermordeten Mehdi Kessaci. Mehdi befand sich in einer berufspraktischen Ausbildung und wollte in den Polizeidienst eintreten.
Amine ist Gründer des Vereins „Conscience“ (Bewusstsein), der Familien unterstützt, die von Drogenkriminalität betroffen sind. Eine Tätigkeit, die als möglicher Hintergrund für den Mord gilt.
Die Täter, die den 20-Jährigen Mehdi Kessaci am 13. November am helllichten Tag im Zentrum von Marseille erschossen hatten, werden noch immer gesucht. Ein Halbbruder der beiden, Brahim, war bereits 2020 im Zusammenhang mit dem Kampf zwischen verfeindeten Drogenbanden getötet worden.
Menschen legen Blumen nieder und zünden Kerzen an dem Ort an, an dem Mehdi Kessaci am 13. November ermordet wurde.
Foto: Clement Mahoudeau/AFP via Getty Images
Eine Tat der „Einschüchterung“
Frankreichs Innenminister Laurent Nuñez bezeichnete die Tat als „Einschüchterung“, weit entfernt von einer „klassischen Abrechnung“, wie sie in der Drogenhochburg Marseille jedes Jahr Dutzende Male vorkommt.
„Heute ist jeder bedroht, alle, die sich zu Wort melden könnten, sind bedroht“, sagte Amine im Fernsehsender BFMTV.
„Keine Mutter möchte, dass ihre Kinder vor ihr sterben“, sagte Ouassila Benhamdi Kessaci, die Mutter von Mehdi und Brahim, die ebenso wie mehrere Politiker an dem Trauermarsch teilnahm. Sie forderte die Regierung zum Handeln auf: „Das muss aufhören, für alle Familien, die von dieser Plage betroffen sind.“
„Auftraggeber sitzen in unseren Gefängnissen“
Nach Informationen der Zeitung „Le Parisien“ könnte als Auftraggeber hinter dem Mord der Chef der mächtigen Drogenbande DZ Mafia stehen.
Justizminister Gérald Darmanin will mit einem „Null-Handy hinter Gittern“-Plan verhindern, dass Auftragsmorde per Mobiltelefon aus der Haft heraus gesteuert werden. „Die Auftraggeber sitzen in unseren Gefängnissen“, erklärte er laut „Le Monde“. Im Jahr 2024 wurden in Frankreich bereits 80.000 Handys in Gefängnissen beschlagnahmt.
In Marseille waren 2023 im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden knapp 50 Menschen getötet worden, unter ihnen mehrere Unbeteiligte. Im laufenden Jahr waren es nach einer AFP-Zählung bislang 14 Todesopfer im Großraum Marseille. (afp/dpa/ks)
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