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„Wolf Warrior“-Rhetorik kehrt zurück

„Unerwünschte Person“: Chinas Generalkonsul löst diplomatischen Eklat in Japan aus

Scharfe Worte aus dem chinesischen Konsulat in Osaka haben die Beziehungen zwischen Japan und China auf eine neue Belastungsprobe gestellt. Der chinesische Generalkonsul Xue Jian beschimpfte Premierministerin Sanae Takaichi in drastischer Weise – und löste damit in Tokio Forderungen nach seiner Ausweisung aus.

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Sanae Takaichi ist Vorsitzende der japanischen Regierungspartei, der Liberaldemokratischen Partei, und die erste Premierministerin des Landes.

Foto: Yuichi Yamazaki/POOL/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 6 Min.


In Kürze:

  • Chinas Generalkonsul Xue Jian beleidigt Japans Premierministerin Takaichi auf Social Media.
  • Die LDP fordert die Regierung auf, Xue zur „unerwünschten Person“ zu erklären.
  • Japan reagiert empört – China verstärkt die Attacken über Staatsmedien.
  • Experten warnen vor einer Eskalation der Spannungen im Asien-Pazifik-Raum.

 
Das chinesische Außenministerium und die Auslandsvertretungen in Japan wiesen die chinesischen Bürger „nachdrücklich“ an, in der nahen Zukunft nicht nach Japan zu reisen. „Japanische Politiker haben kürzlich offen provokative Bemerkungen in Bezug auf Taiwan gemacht und damit der Atmosphäre für den Austausch zwischen den Menschen erheblich geschadet“, erklärte die Botschaft am Freitagabend im chinesischen Onlinedienst WeChat. Es bestehe ein „erhebliches Risiko für die persönliche Sicherheit und das Leben chinesischer Bürger in Japan“.
Japans Chefkabinettssekretär Minoru Kihara sagte, die chinesische Warnung stimme „nicht mit der Förderung einer strategischen und beiderseitig vorteilhaften Beziehung überein“, wie die Nachrichtenagentur Jiji Press berichtete. Die japanische Regierung habe Peking dazu aufgefordert, „entsprechende Maßnahmen“ zu ergreifen.

Takaichi wertet Angriff auf Taiwan als potenziell „lebensbedrohlich“ für Japan

Ausgangspunkt des jüngsten bilateralen Konflikts sind Aussagen von Premierministerin Takaichi vor einem Parlamentsausschuss. Die japanische Regierungschefin erklärte dort in der Vorwoche, dass ein militärischer Angriff Pekings auf Taiwan für Japan eine „lebensbedrohliche Situation“ bedeuten würde. Eine solche Einschätzung könnte Tokio dazu nötigen, seine Armee zur Verteidigung Taiwans zu mobilisieren.
Aus Sicht Pekings ist das demokratisch verfasste Taiwan ein Teil seines Staatsgebiets. Die Führung in China sieht sich dazu legitimiert, das Land notfalls gewaltsam unter ihre Kontrolle zu bringen. Fast täglich inszeniert das Regime deshalb militärische Manöver oder Provokationen in der Taiwanstraße, die Ängste vor einer möglichen Eskalation schüren.
In einem Social-Media-Post reagierte der chinesische Generalkonsul in Osaka, Xue Jian, auf die Aussagen Takaichis zu Taiwan mit den Worten: „Das dreckige Haupt, das sich einmischt, muss abgeschnitten werden.“ Auf X fügte Xue einen weiteren Beitrag hinzu. Dort schrieb er, Überlegungen Tokios, zugunsten Taiwans mobil zu machen, wären ein „Weg des Todes“, den „dumme Politiker in Japan beschreiten würden“.

Regierungslager und Opposition einig: Chinas Rhetorik „unangebracht“

Aus Japan kam eine scharfe Reaktion auf die Aussagen des Generalkonsuls. Kabinettssprecher Minoru Kihara erklärte, die Äußerungen seien „außerordentlich unangebracht“ für jemanden von Xues Rang. Wenig später wurde der beanstandete Beitrag entfernt. Jun Azumi von der oppositionellen Konstitutionellen Demokratischen Partei bezeichnete die Erklärung als „enttäuschend“.
Azumi äußerte bei einem Briefing am 11. November, Xues Kommentare würden den „Beziehungen zwischen Japan und China keinen Nutzen bringen“. Naoki Hyakuta von der oppositionellen Konservativen Partei erklärte, dass Aussagen des Diplomaten „extreme Aktionen“ durch chinesische Einwohner oder andere in Japan gegen die Premierministerin anstacheln könnten.
Die regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) hat eine „entschiedene Antwort“ auf die Aussagen gefordert. Xue habe, so hieß es in der Resolution ihrer außenpolitischen Kommission, nicht nur die japanische Premierministerin Sanae Takaichi, sondern auch die gesamte Nation beleidigt.
Damit habe er die bilateralen Beziehungen schwerbeschädigt. In der Entschließung fordert das Gremium die Regierung in Tokio dazu auf, Xue zur „unerwünschten Person“ zu erklären. In diesem Fall wäre Japan nach internationalem Recht berechtigt, den Diplomaten des Landes zu verweisen, sollte das kommunistische Regime in Peking sich nicht in angemessener Weise um eine Streitbeilegung bemühen.
Chinesische Amtsträger und Staatsmedien verstärkten dennoch ihre Angriffe gegen Japans Premierministerin weiter. Am Mittwoch verglich ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Tokio Takaishis Aussage über die „lebensbedrohliche Situation“ mit der japanischen Invasion in der chinesischen Mandschurei während des Zweiten Weltkriegs.

Taiwan stellt sich hinter Japan und warnt vor Eskalationsgefahr

Der chinesische staatliche Sender CCTV beschuldigte in einem Beitrag vom Dienstag Takaichi, diese habe in der Taiwan-Frage eine „Grenze überschritten“ und dies werde „extrem schlechte“ Auswirkungen haben. Demgegenüber warnte Taiwans Außenminister Lin Chia-lung, die Aussagen von Generalkonsul Xue Jian seien geeignet, „antijapanische Stimmungen in der chinesischen Bevölkerung zu schüren“.
Aus diesem Grunde könnten sie nicht einfach hingenommen werden. Lin fügte hinzu:
„Wenn damit nicht richtig umgegangen wird, könnte es erheblich eskalieren. Es kann also nicht als Einzelfall oder nur als persönliche Bemerkung behandelt werden.“
Das Verhalten des chinesischen Generalkonsuls ruft ein Phänomen in Erinnerung, das in der Vergangenheit mit dem Schlagwort „Wolf Warrior“-Diplomatie bezeichnet wurde. Dies war der Titel einer in China beliebten Actionserie, die mit extremer Schwarz-Weiß-Zeichnung und Ressentiments arbeitete. Aggressive Rhetorik chinesischer Diplomaten wurde seither häufig mit diesem Begriff umschrieben.

Takaichi verteidigt Aussagen: „Habe ein Worst-Case-Szenario angesprochen“

Auch der US-Botschafter in Japan, George Glass, zeigte sich über die Rhetorik Chinas Diplomaten irritiert. Auf X äußerte er: „Die Maske fällt – wieder einmal.“ Glass forderte Peking dazu auf, sich „doch endlich wie der gute Nachbar zu benehmen, der man wiederholt betont hat, zu sein – und dann doch immer wieder nicht ist“.
Takaichi hatte im Oktober als erste japanische Premierministerin ihr Amt angetreten. Am Montag verteidigte sie ihre Äußerungen, die Regierungschefs vor ihr nie getätigt hatten. Sie erklärte, diese beruhten auf der Annahme eines „Worst-Case“-Szenarios.
 
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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