Verärgerter Rheinmetall-Chef boykottiert Rüstungsmesse in Abu Dhabi

Der deutsche Konzern ist nur mit zwei Tochterfirmen präsent. Exportbeschränkungen rechtfertigen kaum die hohen Kosten für eine Teilnahme.
Die Auftragsbücher bei Rheinmetall beispielsweise in der Artillerie- und Munitionssparte füllen sich.
Der Ukraine-Krieg sorgt derzeit bei Rheinmetall für volle Auftragsbücher.Foto: Federico Gambarini/dpa
Von 24. Februar 2023

Zum Pflichttermin der Rüstungsindustrie gehört die Messe „Idex“ in Abu Dhabi. „Idex“ steht für „International Defence Exhibition & Conference“ und findet seit 1993 alle zwei Jahre in der Hauptstadt der Arabischen Emirate statt. Sie gilt als die größte Messe dieser Art im Nahen Osten. Auch im Terminkalender von Rheinmetall-Chef Armin Papperger war der Termin stets gesetzt. Doch diesmal blieb er der Messe fern. Grund ist offenbar ein Vorfall in der Vergangenheit, wie die „Welt“ schreibt.

Absatzstarker Markt

Rheinmetall hatte noch vor vier Jahren einen der größten Stände auf der Messe. Aktuell ist Rheinmetall bei der Selbstdarstellung der Waffenhersteller nur noch minimal vertreten. Einzige Repräsentantin ist die südafrikanische Munitionstochter „Rheinmetall Denel“ und die Schweizer „Rheinmetall Air Defence AG“. Das Fernbleiben des Konzerns auf der Fachmesse, die am Freitag, 24. Februar, endet, sorgt für einiges Aufsehen in der Branche.

Zumal der arabische Raum für die Rüstungskonzerne ein sehr absatzstarker Markt ist. Und auch, weil sich bedeutende deutsche und europäische Konkurrenz dort präsentiert. So etwa der Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW), der über seine deutsch-französische Holding KNDS mit Frankreichs Rüstungskonzern Nexter dabei ist.

Vertreten ist auch der Airbus-Konzern, der deutsche Sensorspezialist Hensoldt, der Funkspezialist Rohde & Schwarz und der Nürnberger Diehl-Konzern. Der präsentiert sein an die Ukraine geliefertes Flugabwehrsystem „Iris-T“ auch in Abu Dhabi.

Staatliche Repräsentanten besuchten Rheinmetall-Stände nicht

Einen offiziellen Grund für das Fernbleiben von Rheinmetall gibt es nicht. Hinter den Kulissen ist allerdings die Rede davon, dass Papperger verärgert ist. 2019 war der Konzernchef zur Eröffnung der Idex angereist.

Auch veröffentlichte das Düsseldorfer Unternehmen jede Menge Pressemitteilungen zur Präsenz auf der Fachmesse. Papperger soll „not amused“ darüber gewesen sein, dass damals staatliche Repräsentanten bei ihren offiziellen Rundgängen über das Gelände die Rheinmetall-Stände ignorierten.

Daraus habe der Firmenchef Konsequenzen gezogen, heißt es. Der Ukraine-Krieg beschere Rheinmetall eine Flut von Aufträgen. Hinzu komme der Ausbau der Munitionsproduktion, sodass das Unternehmen gut ausgelastet sei.

Ein Quadratmeter für 1.100 Dollar

Für die Teilnahme an Messen müssen die Hersteller von Rüstungsgütern viel Geld hinblättern. So kostet auf der „Idex“ ein Quadratmeter in der Halle 1.100 US-Dollar. Wer seine Produkte im Freien präsentiert, zahlt 760 US-Dollar je Quadratmeter und muss mindestens 50 Quadratmeter anmieten. Hinzu kommen Ausgaben für Stellwände, Podeste und Elektrizität.

Dennoch ist der Rückzug von Rheinmetall eine „brisante Entscheidung“, wie die „Welt“ weiter schreibt. Die Konkurrenz schläft nämlich nicht. So wirbt der deutsche Konzern KMW für seine neue Variante des Panzers „Leopard“. Südkorea stellt seinen Kampfpanzer „K2“ vor, der allerdings kürzlich in einer Ausschreibung in Norwegen gegen den „Leopard“ den Kürzeren zog. Vertreten ist auch der französische Kampfpanzer „Leclerc“. Jedoch gehören die Vereinigten Arabischen Emirate zu den wenigen Exportkunden dieses Panzers.

Für die Rüstungshersteller wird es eben wegen der hohen Kosten immer schwerer zu wählen, an welchen Messen sie in welcher Region teilnehmen. An der Idex nehmen dieses Jahr aus mehr als 1.350 Aussteller teil. 28 kommen aus Deutschland. 2019 waren es noch 40 – Rheinmetall inklusive.

Mehrere große Messen im arabischen Raum

Die Konkurrenz bei den Messen wächst. So wird die kommende „Dubai Airshow“ im kommenden November auch für Rüstungsunternehmen wichtiger. 2024 steht im März die Fachmesse „Dimdex“ in Katar an. Ein weiteres wichtiges Event ist die Messe „World Defense Show“ in Saudi-Arabien. Wegen der Exportbeschränkungen können deutsche Unternehmen gar nicht so viel Geschäfte in der Region machen, um die hohen Kosten an der Präsenz zu rechtfertigen, heißt es aus der Branche.

Was genau die Aussteller in Abu Dhabi gezeigt haben, ist aus der Ferne schwer zu beurteilen. Die Internetseite der Messe war in den vergangenen Tagen zeitweise von Deutschland aus nicht aufzurufen. Lediglich eine App ließ sich öffnen. Russische Rüstungsunternehmen tauchen in der Ausstellerliste zwar offiziell nicht auf, dennoch hat das Land einen eigenen Pavillon. Nach Berichten in Fachmedien wie „DefenseNews“ zeigen dort über sieben Hersteller Produkte wie Raketen und Drohnen. Die Russen sind auf der Messe also ebenfalls weiterhin auf der Suche nach Kunden.



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