Akademie-Chef: Corona-Atteste für Lehrer nur noch vom Betriebsarzt

Wegen der Vielzahl der Lehrer, die sich wegen der Corona-Pandemie durch ihren Hausarzt vom Präsenzunterricht befreien lassen, hat die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) empfohlen, dafür nötige Atteste künftig vom Betriebsarzt ausstellen zu lassen.
Titelbild
Eine Lehrerin lehnt sich an die Tafel.Foto: iStock
Epoch Times22. Mai 2020

Der Generalsekretär und Bremer Medizinprofessor, Dr. Hans-Iko Huppertz, erhofft sich durch eine solche Regelung „eine realistische Einschätzung der Gefahr durch die Pädagogen“ und einen Schub für die Wiedereröffnung der Schulen, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Viele Lehrer haben echte, aber unbegründete Ängste, die ernst genommen, aber korrekt adressiert werden müssen“, sagte Huppertz.

„Ich habe sehr viel Sympathie für die Pädagogen, die Freunde der Kinder!“ Im Klassenzimmer würden sie sich ausweislich der Erfahrungen in anderen Ländern aber nicht häufiger anstecken, als wenn sie sich anderweitig in der Öffentlichkeit bewegten und zum Beispiel einkaufen oder essen gingen und dabei die empfohlenen Hygieneregeln einhalten.

„Eine Freistellung vom Präsenzunterricht sollte besser durch den Betriebsarzt erfolgen, der den Arbeitsplatz kennt“, sagte Huppertz. Niedergelassene Ärzte könnten sich im Unterschied zu ihnen in einer „emotionalen Zwangssituation“ befinden, „allein dem Wunsch des Patienten ohne Berücksichtigung der Gefahrensituation folgen zu wollen“.

Risikogruppe vom RKI definiert

Der Professor verwies ferner darauf, dass in anderen Berufsgruppen wie Medizin, Handel und Erziehung keine vergleichbar großzügige Regelung greife. Bisher war in Teilen Deutschlands gar keine Bescheinigung nötig, um dem Unterricht in der Schule wegen der Corona-Pandemie fernzubleiben, sofern man sich als Lehrer zu einer vom Robert-Koch-Institut (RKI) definierten Risikogruppe zählte.

Seit das RKI betont, es sei eine individuelle Prüfung geboten, verlangen die meisten Länder ein Attest. Selbst in Bundesländern wie Niedersachsen, wo dies bereits seit einigen Wochen gilt, haben sich allerdings nach Angaben des Kultusministeriums rund 20 Prozent der Lehrkräfte befreien lassen, weil sie sich als gesundheitlich besonders gefährdet betrachten.

Anderswo fehlen in den Klassen 30 Prozent der Lehrer und mehr. Im Rahmen der Möglichkeiten arbeiten sie dann von zu Hause aus, was den Neustart des Schulbetriebs in mehreren Bundesländern schwierig gestaltet und spürbar verzögert. Die DAKJ ist die Dachorganisation aller wissenschaftlichen und berufsständischen Gesellschaften der deutschen Kinder- und Jugendmedizin, darunter die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin sowie die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Corona-Tests in der Schule

In Mecklenburg-Vorpommern geht man einen ungewöhnlichen Weg. Um das aus China stammende SARS-CoV-2 aufzuspüren, können Schüler und Lehrer des Neustrelitzer Carolinum-Gymnasiums sich seit Ende April zweimal wöchentlich freiwillig testen lassen. „News4Teacher“ beschreibt, wie eine Lehrerin einem 18-Jährigen das Corona-Testmaterial übergibt: „Nach wenigen Minuten nimmt er vor einem Spiegel, routiniert den Abstrich in seinem Mundraum vor, verschließt die Plastik-Ampulle und gibt sie ab.“ Der Kommentar des Schülers zu dem Prozedere: „Das geht echt Fixi-Foxi.“ Das Ergebnis gibt es am nächsten Tag per Mail, bislang verliefen alle negativ. Wer sich testen lässt, erhält einen grünen Punkt auf seinem Namensschild, auch wenn der Test negativ ausfällt.

Der Berliner Psychologe Thilo Hartmann sieht diese Maßnahme kritisch. „Mit den Punkten werden zwei für alle sichtbar nicht gleichberechtigte Gruppen von Schülern aufgemacht.“

Labore warnen vor unprofessionellen Tests

Mit Sorge beobachtet der Verein Akkreditierte Labore in der Medizin e.V., dass sich einige – teils völlig fachfremde – Unternehmen als vermeintliche Helfer in der Not gerieren und gezielt einzelnen Ländern oder Institutionen Testungen anbieten – zum Beispiel Pflegeheimen, Kitas und Schulen. „Diagnostische Tests inklusive all ihrer Bestandteile müssen in ärztlicher Hand bleiben“, warnt der ALM e.V.. Solche industriell geprägten Angebote würden Bürger und Verantwortlichen im Gesundheitswesen das völlig falsche Bild suggerieren. Es schiene, dass man Unternehmen benötige, die solche Leistungen bereitstellen. Dabei könnten die Tests durch die fachärztlichen Labore abgedeckt werden können. (dts/sua)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion