Aldi baut Kassen zum Selbstscannen wieder ab

Die ersten Selbstscannerkassen in den Discountern werden schon wieder abgebaut. Erst sollte die Kassiererin abgewickelt werden, jetzt geht das Kommando wieder zurück.
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Eine Supermarktkassiererin bei der Arbeit.Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa/dpa
Von 7. Februar 2023

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Auch wenn Aldi keine Auskunft dazu erteilt, so lässt es sich doch nicht verheimlichen, wenn in den Filialen die gerade erst installierten Schnellkassen zum Selbstscannen wieder abgebaut werden.

Solche neuen Kassensysteme gibt es aber nicht nur in Köln-Niehl, wo dieser Rückbau vorgenommen wurde, sondern beispielsweise auch beim Mitbewerber Netto.

Wer diese neuen Kassen ohne Kassiererin noch nicht kennt, hier kurz erklärt:

Diese personallosen Selbstscannerkassen bestehen aus einem Feld zum Einscannen der Strichcodes an den Einkäufen, einem Bildschirm mit Touchscreen und einer Station zum bargeldlosen Bezahlen. In Baumärkten wie Globus oder beispielsweise in Getränkemärkten wie Hol’ab! gibt es übergangsweise zusätzlich einen Schacht für Euroscheine.

Auch die große Möbelkette Ikea hat diese Schnellscannerkassen, aber hier steht in vielen Fällen ein Mitarbeiter dabei und achtet darauf, dass die Einkäufe mit aller nötigen Sorgfalt durchgeführt werden und dabei kein Artikel versehentlich vergessen wird.

Der Kölner „Express“ ging der Frage nach, warum die Kassen bei Aldi in Köln-Niehl jetzt rückgebaut wurden. Die Kollegen haben sich vor Ort umgeschaut. Aldi selbst wollte gegenüber der Zeitung keine Angaben machen.

Der „Express“ sprach mit Passanten und Einkäufern, die angaben, es sei besonders bei Backwaren geklaut worden und die Schüler einer nahen Schule seien hier besonders aktiv gewesen:

„Express.de war in der Filiale vor Ort und hat sich umgeschaut. Tatsächlich wird der Aldi-Markt in den Pausenzeiten regelrecht überrannt. Die Lage in den Gängen ist unübersichtlich. Im direkten Einzugsbereich liegen zwei Realschulen und ein Berufskolleg.“

Einladung für Langfinger

Sind die neuen Selbstscannerkassen eine Einladung für Diebstahl? Auf jeden Fall ist es für Langfinger einfacher, hier zu betrügen, als Waren unter der Jacke versteckt zu entwenden. Wer erwischt beziehungsweise überprüft wird, kann immer noch behaupten, das nicht bezahlte Produkt einfach vergessen zu haben.

Am Beispiel von Backwaren besonders deutlich: Wer sieben Brötchen in der Tüte hat, die entsprechende Sorte am Display gefunden und dann nur fünf Brötchen eintippt, dem ist schwer nachzuweisen, dass sich der Kunde absichtsvoll verzählt habe. Für eine Kassiererin sind mathematische Grundkenntnisse obligatorisch, vom Kunden kann das an den fachsprachlich „Self-Checkout-Kassen“ genannten Bezahlsystemen aber nicht verlangt werden.

Eine Einladung zum Diebstahl? Der Verdacht gegen die Schüler ist schnell ausgesprochen. Problematischer wird es da, den Verdacht zu konkretisieren beziehungsweise auszuweiten auf Zuwanderer, denn die Zahl der Untergebrachten hat sich auch in Köln-Niehl seit 2015 vervielfacht.

Bekannt ist nämlich aus vielen deutschen Städten, dass auf dem Höhepunkt der Massenzuwanderung ab 2015 die Discounter sogar auf Anzeigen verzichtet haben, da der personelle Aufwand für diese Anzeigen zu groß und der Effekt so einer Anzeige zu gering war.

Epoch Times sprach mit Ulf Küch, dem ehemaligen Polizeichef von Braunschweig, der sich noch gut an die Zustände in den unterkunftsnahen Discountern erinnert. Als die Filialen keine Anzeigen mehr schrieben und vorwiegend Nordafrikaner die Waren zum Teil kistenweise einfach aus dem Discounter trugen, empfahl die Polizei Edeka und Aldi, eine Sicherheitsfirma einzustellen. Die Läden reagierten entsprechend; bevorzugt wurden Sicherheitsleute mit klientelkompatiblen Sprachkenntnissen.

Und um die einheimische Bevölkerung zu beruhigen, die dort weiter einkaufen muss, wurde einmal die Woche ein begehbarer Wagen der Polizei aufgestellt, wo sich Einheimische Tipps abholen konnten, wie man seine Handtasche im Supermarkt zu tragen hat oder als Anwohner seine Wohnung oder sein Haus gegen Einbruchdiebstahl sichert.

Denn auch das war ein weiteres Problem, schildert Polizeichef Küch, der damals eigens eine Soko gründete und später seinen Bestseller „Soko Asyl“ über die Ereignisse schrieb. „Kripo-Chef packt aus“, titelte die „Welt“.

Wer auch immer die Diebstähle in Köln und anderswo zu verantworten hat, Aldi beendet jetzt jedenfalls in den ersten Filialen, was man für einen echten Fortschritt hielt.

Ein Aspekt dieser Debatte wurde von den Medien bisher vernachlässigt: Diese „Self-Checkout-Kassen“ machen Personal überflüssig. Wo vielfach argumentiert wird, dass mit den neuen Kassen der Einkauf schneller ginge, der unterschlägt hier allerdings, dass eine Kassiererin die Einkaufswaren viel schneller und routinierter über den Scanner bekommt und auch die Brötchen schneller zählen kann als der Kunde selbst.

Einpackhilfen sind längst vom Tisch

Woher kommen dann die langen Schlangen an den Kassen mit Kassiererin, könnte man sich fragen. Hier ist Personalmangel Hauptverantwortlicher. Der Engpass im Kassenbereich ist vielfach von den Discountern hausgemacht. Traditionelle Kassen mit Personal sind keineswegs per se langsamer, es sei denn, man spart am Personal.

Und das Argument, dass diese Arbeit an einer Supermarktkasse auch kaum zumutbar sei, diskreditiert Hunderttausende in Deutschland, die damit Tag für Tag für Tag für einen Mindestlohn ihren Lebensunterhalt verdienen.

Kann sich noch jemand an die Idee eines Einpackservices an Supermarktkassen erinnern? Alles passé. Dafür werden Kassiererinnen in Deutschland vielfach noch zusätzlich genötigt, die Papiertüten symbolisch zu öffnen und dem Kunden hilfreich anzureichen. Also die Schmalversion des Einpackservices auch noch der Kassiererin aufgeladen. Aber eine Schnellscannerkasse macht auch das nicht mehr.

Epoch Times hat mit studentischen Hilfskräften gesprochen. Ein Student, der aushilfsweise im Kassenbereich arbeitet, gab zu bedenken, dass er mittlerweile – ganz gleich in welcher Branche – für Aushilfstätigkeiten nur noch den Mindestlohn angeboten bekäme, wo es je nach Fähigkeiten früher durchaus lukrative Jobs gegeben habe, die sich jetzt ebenfalls nur noch am Mindestlohn orientieren würden.

„Aber trotzdem besser als nichts“, sagt er und zeigt hinüber zu den „Self-Checkout-Kassen“.



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