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Einigung zum Emissionshandel

Bundesregierung stoppt CO₂-Preisanstieg für 2027 - Start des EU-Systems ETS 2 erst 2028

Die Bundesregierung hat beschlossen, den nationalen CO₂-Preis für 2027 einzufrieren. Grund ist die Verschiebung des europäischen Emissionshandelssystems ETS 2 auf 2028. Für Verbraucher bedeutet das: Die Kosten für Heizen und Tanken bleiben nach einem Anstieg 2026 vorerst stabil.

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Die Bundesregierung sieht für 2027 keine weitere Erhöhung des Preises für CO₂-Zertifikate vor.

Foto: Federico Gambarini/dpa

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Lesedauer: 7 Min.


In Kürze:

  • Bundesregierung friert CO₂-Preis für 2027 ein – Start des ETS 2 auf 2028 verschoben
  • Heizen und Tanken bleiben nach Anstieg 2026 vorerst stabil
  • Zertifikatepreis ab 2028 durch „Markt“ bestimmt
  • Forschungsprojekte erwarten bis 2030 CO₂-Preise von bis zu 150 Euro pro Tonne
  • Klimageld soll Belastungen ausgleichen, Auszahlung aber weiter unklar

 
Die Bundesregierung hat sich auf ein Einfrieren der nationalen CO₂-Bepreisung für das Jahr 2027 verständigt. Dies geht aus einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ hervor. Demnach soll der für 2026 vorgesehene CO₂-Preis bis zum Inkrafttreten des europäischen Emissionshandelssystems ETS 2 weitergelten.
Dieses war ursprünglich für 2027 vorgesehen. Die EU-Umweltminister hatten sich jedoch in der vergangenen Woche darauf geeinigt, den Beginn von ETS 2 auf 2028 zu verschieben.

CO₂-Preis soll zu Beginn des ETS 2 nicht höher als 50 Euro liegen

Die Fachpolitiker der schwarz-roten Koalition haben sich am Dienstag, 11. November, auf dieses Vorgehen geeinigt. Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) steht nun vor der Aufgabe, die dafür erforderliche Änderung des Brennstoffemissionshandelsgesetzes (BEGH) zu veranlassen. Derzeit gilt in Deutschland der „nationale“ CO₂-Preis.
Dieser liegt derzeit bei 55 Euro pro Tonne. Ein Liter Benzin wird dadurch etwa um knapp 16 Cent verteuert – im Vergleich zum Jahr 2020, als es hierzulande noch keinen CO₂-Preis auf Kraftstoffe gab.
Im nächsten Jahr soll er zwischen 55 und 65 Euro angesiedelt sein. Gleiches soll auch für 2027 gelten. Erst danach soll der Preis für Zertifikate, die für die Verwendung von Benzin, Diesel, Erdgas und Heizöl zu verwenden sind, vom dafür politisch geschaffenen „Markt“ bestimmt werden.
Die EU-Staaten haben sich auch darauf geeinigt, dass der Startpreis für Zertifikate zum Beginn des ETS 2 idealerweise nicht mehr als 50 Euro betragen soll. Dadurch werden die Preise für Heizen und Tanken auch in Deutschland im Jahr 2027 voraussichtlich stabil bleiben. Auch wird für ein weiteres Jahr das Geld, das über den nationalen CO₂-Preis eingenommen wird, in den Klima- und Transformationsfonds (KTF) fließen.

„Marktwirtschaftliches“ System mit politisch definiertem Angebot

Derzeit bestimmt Paragraf 10 Abs. 3 Satz 5 BEGH, dass der deutsche CO₂-Preis vierteljährlich an die Durchschnittspreise des derzeit geltenden ETS 1 angepasst wird. Dieses ebenfalls nach dem „Cap and Trade“-Prinzip funktionierende System gilt in der EU seit 2005 für die Energiewirtschaft und die energieintensive Industrie.
Im Jahr 2012 erfasste das ETS 1 auch den innereuropäischen Luftverkehr, seit 2024 ist auch die Seefahrt betroffen. Ab 2028 sollen auch die Bereiche Gebäude und Verkehr über das ETS 2 in das System miteinbezogen werden. Von da an sollen das – politisch definierte – Angebot an Emissionszertifikaten und die Nachfrage den Preis bestimmen.
Aus Sicht seiner Urheber handelt es sich dennoch beim Zertifikatehandel um ein „marktwirtschaftliches“ System der Emissionsbegrenzung. Die Begründung liege darin, dass Teilnehmer durch Umstieg auf emissionsfreie Formen der Produktion und des Verbrauchs selbst bestimmen können, ob und wie stark sie von Zertifikaten abhängig sind.

Erhebliche Mehrkosten fallen in jedem Fall an

De facto ist das System für teilnehmende Unternehmen und in weiterer Folge auch Verbraucher in jedem Fall mit erheblichen Preissteigerungen verbunden. Versorger im Bereich von Gebäudeenergie oder Treibstoff müssen für jeden einzelnen Liter Treibstoff die entsprechenden Zertifikate zum „Marktpreis“ erwerben.
Dieser wird den Erwartungen von Forschungsprojekten zufolge bis 2030 massiv ansteigen. Das Forschungsprojekt Ariadne erwartet bis dahin einen Preis von etwa 120 Euro pro Tonne, das Energiewirtschaftliche Institut der Universität zu Köln sogar 151 Euro. Im Jahr 2045 soll er bei etwa 300 Euro liegen. Diese Kosten werden in weiterer Folge an Endverbraucher weitergereicht, für die es entsprechend teurer werden wird, die Wohnung zu heizen oder ihre Fahrzeuge vollzutanken.
Der Mechanismus soll es über die künstliche Verteuerung attraktiver machen, auf klimaneutrale Technologie umzusteigen. Dieser Umstieg ist jedoch seinerseits mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden – die wiederum Kosten verursachen, die am Ende beim Kunden landen.

Klimageld verzögert sich weiter

Immerhin suchen sowohl die deutsche Bundesregierung als auch die EU nach Wegen, den absehbaren Mehrbelastungen für die Bevölkerung entgegenzusteuern. In Deutschland war bereits 2021 in der Zeit der Ampelkoalition davon die Rede, dass der Anstieg des CO₂-Preises durch die Auszahlung eines Klimageldes für jeden Bürger ausgeglichen werden soll.
Dieses sollte erstmals 2025 zur Auszahlung kommen und aus dem KTF finanziert werden, in den die Einnahmen aus dem Emissionshandel fließen sollen. Die Rede war einmal von einem Betrag von 300 Euro pro Kopf, der in den darauffolgenden Jahren ansteigen sollte. Zuletzt hieß es jedoch aus dem Bundeswirtschaftsministerium, dass sich die Zahlung des Klimageldes bis 2027 verzögern könnte – dem ursprünglich anvisierten Beginn des ETS 2.
Auch der EU schweben Stabilisierungsmechanismen vor. Sollte sich der Preis für die Tonne CO₂ über mehr als zwei Monate hinweg über ein bestimmtes Ausmaß hinaus verteuern, sollen zusätzliche Zertifikate ausgegeben werden. Außerdem soll es einen „EU-Klimasozialfonds“ geben.

CO₂-Preis könnte sich schon kurzfristig auf Haushalte auswirken

Dieser soll Mittel zur Förderung von Gebäudesanierung, klimafreundlichen Heizungen und ÖPNV-Nutzung und möglicherweise auch Direktzahlungen an betroffene Haushalte ermöglichen. Schon für 2026 rechnet der ADAC in Deutschland mit Mehrkosten von 17 Cent pro Liter für Diesel und 19 Cent für Benzin.
Haushalte mit Ölheizung und einem Verbrauch von 2.000 Liter müssten sich laut „Finanztip“ ab nächstem Jahr zudem auf jährliche Mehrkosten von 414 Euro pro Jahr einstellen. Die mit Gasheizung und einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden sollten mit Mehrausgaben von 281 Euro mehr rechnen.
(Mit Material der Nachrichtenagenturen)
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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