Das sind die wichtigsten Spitzenkandidaten in Sachsen-Anhalt

Wer ist der AfD-Mann, der mit CDU-Ministerpräsident Haseloff um die Stimmenhoheit kämpft? Und welche Politikerin ließ ein Wahlplakat doch nicht drucken? Sachsen-Anhalts Kandidaten im Kurzporträt.
Epoch Times6. Juni 2021

Die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt hat begonnen. Seit 8 Uhr sind die Wahllokale geöffnet, 1,79 Millionen Menschen sind dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Mit Spannung wird insbesondere das Abschneiden der mutmaßlich stärksten Parteien CDU und AfD erwartet. Seit 2016 regiert Haseloff (CDU) in der deutschlandweit ersten „Kenia-Koalition“, also zusammen mit SPD und Grünen. Doch die Grünen können laut Umfragen entgegen des bundesweiten Trends in Sachsen-Anhalt kaum punkten.

Hier nun eine Übersicht zu den wichtigsten Spitzenkandidaten der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt:

Kämpfen in Sachsen-Anhalt um die Wählergunst (von links nach rechts und oben nach unten): Reiner Haseloff (CDU), Katja Pähle (SPD), Cornelia Lüddemann (Grüne), Lydia Hüskens (FDP), Eva von Angern (Linke) und Oliver Kirchner (AfD). Foto: —/dpa/dpa

Reiner Haseloff (CDU) – Karrierehoch statt Ruhestand

Seit 2011 ist Reiner Haseloff Ministerpräsident und damit nach seinem hessischen Amtskollegen Volker Bouffier (CDU) der dienstälteste Landeschef. Noch vor einem Jahr sah es so aus, als würde der CDU-Politiker die Spitzenkandidatur einem Nachfolger überlassen – davon ging auch Haseloff aus, wie er kürzlich öffentlich sagte. Doch dann verkündete er erst, doch weiterzumachen – und schmiss wegen unabgestimmter Aussagen im Koalitionsstreit um den Rundfunkbeitrag zu einer möglichen Zusammenarbeit mit der AfD auch noch Kronprinz Holger Stahlknecht als Innenminister raus.

Jetzt ist Haseloff mit 67 im Rentenalter. Der verheiratete Katholik amtiert als Bundesratschef und wurde Anfang des Jahres erstmals als stimmberechtigtes Mitglied ins CDU-Bundespräsidium gewählt.

Oliver Kirchner (AfD) – Corona statt Flüchtlinge

Oliver Kirchner ist seit 2014 in der AfD und seit 2018 Fraktionschef. Der 55 Jahre alte Magdeburger ist ein klassischer Quereinsteiger, handelte vor seiner politischen Karriere mit Autos. Er wird, wie viele Funktionäre und AfD-Mitglieder in Sachsen-Anhalt, dem offiziell aufgelösten „Flügel“ um den Thüringer Björn Höcke zugerechnet.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die Strömung als rechtsextremistisch ein. Die AfD sieht hinter der Einstufung und der Bestrebung auch andere Landesverbände sowie den Bundesverband beobachten zu wollen, eine politische Motivation, um die Oppositionspartei zu schwächen. Seit Anfang dieses Jahres beobachtet der Landesverfassungsschutz nach dpa-Informationen die gesamte AfD Sachsen-Anhalt mit nachrichtendienstlichen Mitteln – eine offizielle Bestätigung gibt es dafür jedoch nicht.

Kirchners AfD war 2016 auf Anhieb zweitstärkste Kraft geworden und machte im Landtag vor allem Front gegen die Migrationspolitik des Bundes. Seit Beginn der Corona-Krise steht vor allem die Corona-Politik von Bund und Ländern im Mittelpunkt der Kritik aus den Reihen der AfD.

Eva von Angern (Linke) – Kämpferin für Benachteiligte

Eva von Angern hat die mangelnde Repräsentanz von Ostdeutschen in Führungspositionen zu ihrem zentralen Wahlkampfthema gemacht. „Nehmt den Wessis das Kommando“ ließ die 44-jährige Magdeburgerin auf ein Plakat drucken – allerdings eins, das nie aufgehängt wurde. Und dennoch zog die PR-Aktion. Tagelang wurde das Plakat hitzig debattiert. Das habe der Benachteiligung von Ostdeutschen viel Aufmerksamkeit verschafft, sagt von Angern.

Auch überparteilich setzt sich die Anwältin für Gleichstellung ein, ist seit 2011 Vorsitzende des Landesfrauenrates. Im Landtag gehörte unter anderem der Einsatz gegen Kinderarmut zu ihren Themen. Von Angern war lange rechtspolitische Sprecherin und führt inzwischen gemeinsam mit Thomas Lippmann die Landtagsfraktion.

Katja Pähle (SPD) – Jung und erfahren

Sie ist die jüngste Spitzenkandidatin und doch schon eine erfahrene Parlamentarierin: Die 43-jährige Katja Pähle sitzt seit zehn Jahren im Landtag, war schon davor für die SPD politisch aktiv. Nach dem Wahldebakel 2016, als der Stimmenanteil der SPD sich auf gut 10 Prozent halbierte, war Pähle in die Bresche gesprungen und hatte den Fraktionsvorsitz von der gescheiterten Spitzenkandidatin Katrin Budde übernommen. Seitdem führt sie die geschrumpfte Fraktion ohne größeres Auffallen durch die Kenia-Koalition.

Den Listenplatz 1 bekam sie nicht automatisch, sondern über ein Mitgliedervotum erkämpfte sie sich die Spitzenkandidatur. Im Wahlkampf setzt Pähle vor allem auf klassisch sozialdemokratische Themen wie soziale Gerechtigkeit und den Kampf gegen rechtsextremistische Gewalt.

Cornelia Lüddemann (Grüne) – Mit dem Rad auf der Überholspur

Die dritte Landtagsfraktionschefin auf einer Spitzenposition bei der Wahl ist die Grüne Cornelia Lüddemann. Ein Parteitag kürte die Diplom-Pädagogin und frühere Landesvorsitzende bereits im September zur Spitzenkandidatin. Sie bildet gemeinsam mit Landeschef Sebastian Striegel und Umweltministerin Claudia Dalbert ein Spitzentrio.

Neben den grünen Kernthemen Umwelt- und Klimapolitik will sie einen Schwerpunkt auf den Kampf gegen Rechtsextremismus setzen. Außerdem stellte die 53-Jährige zuletzt immer wieder das Thema Verkehrswende in den Mittelpunkt: Sie wolle „die Vormachtstellung des Autoverkehrs brechen“. In Sachsen-Anhalt ist der Zuspruch unter den Wählern für die Grünen, anders als auf Bundesebene, sehr zurückhaltend. Laut Umfragen könnten sie jetzt ihre 5 Prozent von 2016 möglicherweise verdoppeln.

Lydia Hüskens (FDP) – Heiß auf den Wiedereinzug

Nach zehn Jahren außerparlamentarischer Opposition wollen die Liberalen unbedingt in den Landtag zurückkehren. Spitzenkandidatin Lydia Hüskens kennt das Parlament. Sie war von 2002 bis 2011 bereits Abgeordnete der FDP. „Ein Land fährt hoch“ – ist ihr Slogan.

Mit grellen Popart-Plakaten wirbt die Partei um Stimmen, drängt fast täglich mit Pressemitteilungen in die Medien – und packt die Sachsen-Anhalter dabei bei ihrem Stolz. Das Land sei in fast jeder Statistik letzter, so ein zentraler Kritikpunkte der Liberalen im Wahlkampf. Das müsse nicht so sein. Hüskens ist derzeit Geschäftsführerin des Studentenwerks Halle. (dpa/dts)



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