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plus-iconBericht des Umweltbundesamtes

Deutschland immer sauberer? Deswegen sind die CO₂-Emissionen gesunken

Die CO₂-Emissionen von Deutschland sind 2024 auf 649 Millionen Tonnen gesunken. Damit kann die Bundesrepublik den Trend zur Erfüllung der Klimaziele fortsetzen. Laut dem UBA liegt das an den „klimapolitischen Instrumenten“. Doch als selten erwähnter Hauptgrund entpuppt sich eine andere Entwicklung.

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Deutschland emittiert immer weniger Kohlenstoffdioxid.

Foto: Canva, Collage: Ani Asvazadurian/Epoch Times

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Lesedauer: 9 Min.

Die Kohlenstoffdioxid (CO₂)-Emissionen in Deutschland sind 2024 erneut gesunken. Das geht aus dem Bericht des Umweltbundesamtes (UBA) zu den Treibhausgas-Projektionen 2025 hervor. Demnach sanken die Emissionen auf 649 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente (Mio. t CO₂), was einem Rückgang von 3,4 Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht.
Mit diesem Wert liegt die Bundesrepublik sehr gut im Plan bezüglich ihrer angestrebten Reduzierung der Emissionen und des Erreichens der Klimaneutralität bis 2045. Die gesetzlich erlaubte angepasste Jahresemissionsgesamtmenge lag im vergangenen Jahr bei 693,4 Mio. t CO₂. Der Wert wurde somit um mehr als 44 Mio. t CO₂ unterschritten.

Klimamaßnahmen nicht der Hauptgrund

Bei einem weiteren Blick in die Vergangenheit fällt auf, dass die CO₂-Emissionen seit 2010 in Summe deutlich gesunken sind. Laut dem UBA registrierte man im Jahr 2013 die höchsten Emissionen mit 934 Mio. t CO₂. Seither reduzierten sich die deutschen CO₂-Emissionen um fast ein Drittel (30,5 Prozent).

Entwicklung von Deutschlands Gesamtemissionen nach Sektoren seit 2010.

Allerdings stellt sich hier die Frage, welche Faktoren diesen – bei vielen erfreulichen – Rückgang verursacht haben. Laut dem UBA liegt der Grund dafür in „den schon eingeführten klimapolitischen Instrumenten“. Dazu zählen etwa der Emissionshandel, die CO₂-Steuer und die Förderung des Ausbaus der „erneuerbaren“ Energien.
Doch auf diese „Instrumente“ sind nur zu rund 15 Prozent für den sinkenden CO₂-Ausstoß zurückzuführen. Der Hauptgrund ist der allgemeine Rückgang des Strombedarfs, was mit einer konjunkturellen Abschwächung der energieintensiven Industriezweige zusammenhängt. Damit entwickelt sich Deutschland in dieser Hinsicht entgegen dem internationalen Gesamttrend, wonach die Staaten der Welt im Schnitt immer mehr Strom benötigen.
Die Energiewirtschaft, wozu unter anderem die Stromproduktion zählt, konnte laut UBA die Emissionen seit 2010 in etwa halbieren. Der Ausstoß dieses Moleküls sank in diesem Sektor von 373 auf etwa 185 Mio. t CO₂. Das allein erklärt gut zwei Drittel (66,9 Prozent) des Rückgangs seit 2010.
Ein Grund ist, dass Deutschland seit 2023 zum Stromimportland geworden ist und der Saldo der Stromhandelsbilanz seit 2017 fast jedes Jahr geschrumpft ist. Im vergangenen Jahr lag die Bilanz bei mehr als minus 28,8 Terawattstunden. Strom, der nicht in Deutschland erzeugt wird, stößt auch in Deutschland keine Emissionen aus.

Industrie im Abschwung

Weniger stark, aber dennoch deutlich, reduzierten sich die Emissionen in der Industrie. Sie ist, nach der Energiewirtschaft, der zweitgrößte Emittent von Kohlenstoffdioxid. Wenn die Industrie weniger produziert, führt das direkt zu weniger Emissionen. Da zudem der Strombedarf durch eine gesunkene Produktionsleistung geringer ist, muss der Energiesektor weniger Strom bereitstellen. Das senkt die Emissionen abermals.
Allerdings ist hierbei anzumerken, dass sich die Emissionen der Industrie von 2010 bis 2021 bei rund 180 Mio. t CO₂ gehalten haben. Erst ab 2022 ist in diesem Sektor ein stärkerer Abschwung zu beobachten. Für 2024 gibt das UBA noch 153 Mio. t CO₂ an. Daraus errechnet sich ein Rückgang der Industrieemissionen von knapp 17 Prozent seit 2010 – wovon 15 Prozentpunkte auf die Zeit seit 2021 entfallen.
Gerade in den vergangenen fünf Jahren gingen im Zuge der Corona- und der Energiekrise zahlreiche deutsche Unternehmen in die Insolvenz. Ebenso waren viele Abwanderungen oder Verlagerungen von Unternehmen ins Ausland zu beobachten.
Die deutsche Wirtschaft hat bereits mehrfach an die Bundesregierung appelliert, die Marktbedingungen am Standort Deutschland zu verbessern. Eine Erholung der Lage scheint jedoch nicht in Sicht zu sein. Die schwächelnde Industrie ist somit ein weiterer Grund für die niedrigeren Emissionen.

Wirtschaftsleistung stagniert

In den vergangenen 15 Jahren ist die Wirtschaftsleistung Deutschlands jedes Jahr – außer pandemiebedingt 2020 – angewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg nominal von 2.616 Milliarden Euro auf 4.305 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Das entspricht einem Plus von 64,6 Prozent. Dennoch sind die Emissionen lange Zeit nahezu gleich geblieben. Mit anderen Worten wurden die Produktionsmethoden immer sauberer.
Diesen Umstand beschreibt auch die sogenannte Kohlendioxid-Emissionsintensität. Sie gibt an, wie viel Kilogramm (kg) CO₂ je 1.000 Euro Bruttowertschöpfung ausgestoßen wird. Von 2010 bis 2023 sank der Wert von 330 kg CO₂ je 1.000 € BIP auf 204 kg CO₂ je 1.000 € BIP. Das jedoch kann den Rückgang der Sektoremissionen nicht vollständig erklären.

Die gesamtwirtschaftliche Emissionsintensität von Deutschland bezogen auf das BIP in der Entwicklung.

Preisbereinigt befindet sich die deutsche Wirtschaft insgesamt in der Krise: 2024 ist sie um 0,2 Prozent, und damit das zweite Jahr in Folge geschrumpft. Das Land erlebt somit die längste Rezession seit 22 Jahren.
Nach bereits schwachen Wirtschaftsleistungen im Vorjahr prognostizierte das Bundeswirtschaftsministerium jüngst am 24. April eine Stagnation für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr.
Der Wissenschaftler und SPD-Politiker Fritz Vahrenholt sieht einen direkten Zusammenhang zwischen den Emissionen und der Wirtschaftskrise. Im März 2024 sagte er: „Die schlechte Nachricht [am CO₂-Rückgang] ist, er wurde erkauft durch eine teilweise Zerstörung des Wirtschaftsstandorts Deutschlands.“

Leichte CO₂-Rückgänge in anderen Sektoren

Ein deutlicher CO₂-Rückgang war in den vergangenen 15 Jahren auch im Gebäudesektor zu beobachten, zu dem die privaten Haushalte zählen. Dieser Sektor erzeugt die dritthöchsten Emissionen in Deutschland. Der Ausstoß fiel von 143 Mio. t CO₂ im Jahr 2010 auf rund 101 Mio. t CO₂ im vergangenen Jahr. Das entspricht einer Minderung seit 2010 um 29,4 Prozent.
Ein eher verhaltenes Minus bei den CO₂-Emissionen verzeichnete der Verkehrssektor: Trotz starker Fokussierung auf die Verbreitung der Elektromobilität reduzierten sich die Emissionen hier nur geringfügig. Von 150 Mio. t CO₂ im Jahr 2010 ging es zuletzt nur auf 143 Mio. t CO₂ herunter (- 4,7 Prozent). Laut dem Bericht des UBA wurden die Klimaziele der Sektoren Verkehr und Gebäude bisweilen verfehlt. Einer der Gründe ist, dass der Bestand an Kraftfahrzeugen beständig wächst, andererseits muss auch der Strom für E-Autos erst bereitgestellt werden.
Ebenso produziert die Landwirtschaft Emissionen. Ähnlich wie im Verkehrssektor fiel jedoch auch hier die jährliche Emissionsmenge nur leicht. In den vergangenen 15 Jahren sank sie lediglich von 68 auf 62 Mio. t CO₂. Das ist ein Minus von etwa 8,8 Prozent. Noch stärker ist in diesem Zeitraum die Zahl der Betriebe gesunken.

Projektionsdaten bis 2045

Nach der Prognose des UBA soll die CO₂-Reduktion in den kommenden Jahren im bestehenden Tempo weitergehen. Den aktuellen Projektionsdaten zufolge soll Deutschland im Jahr 2030 nur noch Jahresemissionen von rund 450 Mio. t CO₂ haben. Bis 2045, dem Jahr, in dem Deutschland die Klimaneutralität anstrebt, soll der Wert nur noch 200 Mio. t CO₂ betragen.
Ein festgesetztes Ziel der Bundesregierung ist es, die Emissionen bis 2040 um 88 Prozent gegenüber 1990 zu mindern. Laut der Projektion sei allenfalls eine Minderung von rund 80 Prozent zu erwarten. Der Wert betrage dann rund 250 Mio. t CO₂.

Entwicklung der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen nach Quellbereichen mit Prognose bis 2045.

Laut dem Bericht des UBA kann Deutschland die Gesamtmenge der sektorübergreifenden Jahresemissionen im Zeitraum 2021 bis 2030 voraussichtlich einhalten. Für die Jahre 2025 bis 2030 sei sogar mit einer Übererfüllung von 81 Mio. t CO₂ zu rechnen.
Hierbei stellt sich allerdings die Frage, ob der Hauptgrund auch in Zukunft eine weiter sinkende Stromproduktion im Zusammenhang mit rückläufiger Industrie- und Wirtschaftsentwicklung sein wird.
Das Fachgebiet von Maurice Forgeng beinhaltet Themen rund um die Energiewende. Er hat sich im Bereich der erneuerbaren Energien und Klima spezialisiert. Er verfügt über einen Hintergrund im Bereich der Energie- und Gebäudetechnik.

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