EU-Corona-Gipfel: EU setzt auf Lockdown – USA und Schweden gehen Sonderweg

Auf dem EU-Corona-Gipfel beschlossen die EU-Staats- und Regierungschefs sich enger abstimmen zu wollen, um die Corona-Infektionszahlen wieder zu senken. Ein Großteil von ihnen setzt dabei auf Lockdowns. Schweden bleibt allerdings bei seiner Corona-Strategie und hält nichts von einem Lockdown.
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Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula Von Der Leyen (L), und der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, geben ein Pressebriefing zum Abschluss eines Treffens des Europäischen Rates, bei dem es am 29. Oktober 2020 in Brüssel vor allem um die Covid-19-Krise (Roman Coronavirus) ging.Foto: OLIVIER HOSLET/POOL/AFP über Getty Images
Epoch Times30. Oktober 2020

Testen, warnen, impfen: Die EU-Staaten wollen enger zusammenarbeiten, um den Anstieg an Corona-Infektionen und positiven Testergebnissen wieder unter Kontrolle zu bringen. Dies vereinbarten Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre EU-Kollegen bei einer Videokonferenz.

Dazu will ein Großteil der Länder , wie auch Deutschland, Kontakte im Alltag mithilfe eines Lockdowns verhindern. Die USA als auch Schweden zeigen jedoch, dass auch andere Wege möglich sind. Deutschland und Frankreich gehen dabei einen sehr ähnlichen Weg. Frankreich startet jetzt einen neuen weitgehenden Lockdown.

„Wir sitzen alle im selben Boot“, sagte EU-Ratschef Charles Michel nach der Videoschalte der 27 EU-Staats- und Regierungschefs. In der zweiten Corona-Welle will man es besser machen, um das Virus zumindest auf Sicht besser zu managen und einzudämmen.

EU-Regierungs-Chefs wollen gemeinsame Test- und Impfstrategien vorantreiben

Konkret verabredeten die Staats- und Regierungschefs in der rund dreistündigen Sitzung, gemeinsame Test- und Impfstrategien voranzutreiben und die unterschiedlichen Corona-Warn-Apps für Handys zu harmonisieren. Die 22 verschiedenen Apps sollen noch im November miteinander kompatibel werden, wie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sagte.

Auch Bundeskanzlerin Merkel betonte die Bedeutung des koordinierten Vorgehens und warnte insbesondere vor neuen Grenzschließungen. „Gerade für Deutschland als Land in der Mitte Europas ist es wichtig, dass die Grenzen offen bleiben, dass es einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf gibt und dass wir gemeinsam die Pandemie bekämpfen“, erklärte die CDU-Politikerin über ihren Sprecher.

Von der Leyen äußerte sich ähnlich. „Ich denke, wir haben alle unsere Lehren aus dem Frühling gezogen“, sagte die CDU-Politikerin. Es habe nur wenig Zeit gebraucht um zu verstehen, dass dies den Binnenmarkt beschädige. Zudem habe es die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus nicht gestoppt.

Im Herbst verzeichnen viele EU-Staaten steigende Zahlen an Infektionen und positiven Corona-Testergebnissen

Nach einer kleinen Atempause im Sommer verzeichnen inzwischen fast alle EU-Staaten wieder steigende Zahlen an Infektionen und positiven Corona-Testergebnissen und auch mehr Patienten in Kliniken. Die deutsche Regierung begründet damit ihre Corona-Beschlüsse. Aktuell ist die Lage in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen in Deutschland entspannt.

In Frankreich treten an diesem Freitag wieder weitreichende Ausgangsbeschränkungen in Kraft, die bis 1. Dezember gelten sollen. Bürger dürfen sich demnach nicht mehr ohne Weiteres frei bewegen. Menschen können auf die Straße gehen, wenn sie arbeiten, wichtige Einkäufe erledigen, einen Arzt aufsuchen oder frische Luft schnappen wollen – müssen dafür dann aber eine Bescheinigung ausfüllen. Anders als im Frühjahr sollen die Schulen geöffnet bleiben.

Frankreich: 200.000 Geschäfte müssen wochenlang schließen

Rund 200.000 Geschäfte müssen hingegen wochenlang schließen. Die Regierung rechnet mit rund 15 Milliarden Euro Unterstützungskosten pro Monat. Doch sagte Premierminister Jean Castex: „Es gibt keine andere Lösung.“ Zuletzt gab es in Frankreich über 47.600 positive Testergebnisse innerhalb von 24 Stunden. Es starben bisher mehr als 36.000 Menschen an oder mit dem Coronavirus in dem Land, das 67 Millionen Einwohner hat. Informationen, dass die Situation in den französischen Krankenhäusern oder auf den Intensivstationen angespannt ist, gibt es bisher nicht.

Über weitere Beschränkungen berät heute auch die belgische Regierung. In dem ebenfalls besonders hart getroffenen Land sind bereits Restaurants und Kneipen, Kultur- und Sportstätten geschlossen. Zudem gilt eine nächtliche Ausgangssperre. Spanien hat einen Corona-Notstand bis Mai 2021 ausgerufen. In Österreich sollen am Samstag weitere Schritte besprochen werden.

USA und Schweden verfolgen eine andere Corona-Strategie

US-Präsident Donald Trump fährt hingegen eine ganz andere Linie. „Wir werden nie wieder einen Lockdown machen“, verkündete Trump am Donnerstag bei einem Wahlkampfauftritt in Florida. Er nahm dabei auch ausdrücklich Bezug auf die in Deutschland und Frankreich angekündigten Einschränkungen. Auch in den USA gab es zuletzt wieder einen Anstieg, es wurden rund 79.000 positive Testergebnisse an einem Tag registriert. Trump äußerte, dass man bald über den Berg sein werde.

Und auch in Schweden sieht man keinen Grund seine Corona-Strategie zu ändern. Weitreichende Einschränkungen oder gar einen Lockdown schließt Schwedens beratender Epidemiologe Anders Tegnell aus. „Ein Lockdown hat gravierende Konsequenzen“, sagte Tegnell. So zeigten verschiedene Berichte, dass Kinder Angstprobleme entwickelten, dass es mehr häusliche Gewalt und mehr Arbeitslosigkeit gebe. Damit, so der Epidemiologe weiter, seien Lockdowns keine langfristige Lösung. „[Die Konsequenzen] müssen Teil der Diskussion sein, wenn wir über den Nutzen solcher Maßnahmen sprechen.“ (dpa/er)



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