Gendern? Nein, Danke! Thüringer Landtag stimmt gegen politisch motivierte Verfremdung der Sprache

„PolitikerInnen“, „Politiker_innen“ oder „Politiker*innen“ – ein Antrag der CDU-Fraktion forderte den Verzicht auf „Gendersprache“ in der öffentlichen Kommunikation. Und hatte Erfolg. Es bleibt bei „Politiker“.
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Federführend in der Antragstellung war die Thüringer CDU-Fraktion.Foto: Morris Mac Matzen/Gettyimages
Von 11. November 2022

Der Antrag mit dem Titel „Gendern? Nein, Danke! Regeln der deutschen Sprache einhalten – keine politisch motivierte Verfremdung der Sprache“ soll künftig die „Gendersprache“ in Thüringens Landesregierung, Parlament, Schulen und Hochschulen unterbinden.

Das beschloss der Landtag mit 38 gegen 36 Stimmen am Mittwochabend. Ein Gegenantrag der rot-rot-grünen Minderheitskoalition mit dem Titel „Selbstverpflichtung zu einer respektvollen Kommunikation“ scheiterte hingegen. Die FDP beteiligte sich nicht an der Abstimmung.

Der Beschluss umfasst unter anderem Konstruktionen mit Binnen-I („PolitikerInnen“), Unterstrichen („Politiker_innen“) oder Sternchen („Politiker*innen“) und erlaubt ausdrücklich die Verwendung des generischen Maskulinums im Schriftverkehr der Behörden („Politiker“).

Der Antrag als solcher wurde nicht als Gesetz gefasst und hat deshalb einen appellativen Charakter.

Deutschlandweit einzigartig

Der Antrag ist in Deutschland der erste dieser Art, der angestoßen und final auch angenommen wurde. Die CDU-Fraktion verwies darauf, dass die Nutzung der Gendersprache der Ausdruck einer Ideologie sei, die „das biologische Geschlechtersystem von Männern und Frauen infrage“ stelle, allerdings von der Mehrheit der Deutschen abgelehnt werde. Dies zeigen verschiedene Umfragen.

Bereits 2021 machte sich die CDU in Hamburg für ein Verbot der „Gendersprache“ stark. Dazu äußerte sich Parteichef Christoph Roß damals in einem Interview mit dem „Spiegel“:

Zu Hause am Abendbrottisch sollte selbstverständlich jeder, der das möchte, nach Herzenslust gendern können. […] Aber von Beamten, Lehrkräften und Dozenten erwarte ich, dass sie im Dienst gültige Regeln und Normen nicht einfach willkürlich verändern.“

Stimmen aus der Bevölkerung und Politik

Eine vom MDR durchgeführte Umfrage mit fast 26.000 Teilnehmern im Sommer 2021 zeigt eine eindeutige Tendenz: 84 Prozent der Befragten halten das Thema für unwichtig und fragen sich, was solch massive Eingriffe in die Sprache überhaupt bringen.

Kommentare wie „aufgezwungenem/verordneten Sprech“, oder dass Menschen durch das Gendern der Zugang zur Schriftsprache erschwert wird und sie dadurch ebenfalls eine Diskriminierung erfahren, sind nur wenige der zahlreichen Zuschriften, die der „Mitteldeutsche Rundfunk“ auf seine Umfrage hin erhielt.

Christian Schaft (Die Linke) wirft der CDU mit ihrem Antrag allerdings negative Stimmungsmache und das Betreiben eines rechten Kulturkampfes vor. Kritik kam auch von der SPD und den Grünen, die im Thüringer Landtag allerdings keine Mehrheit besitzen und somit den Antrag nicht kippen konnten.

AfD-Abgeordnete Corinna Herold bezeichnete das Gendern als „Sprachverhunzung“. Ute Bergner von den Bürgern für Thüringen nannte es eine „Unkultur“ und „unsinnig“.



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