Habecks „bittere Nachricht“: Ampel sichert Versorgung im Winter mit Braunkohle ab

Von Oktober bis Ende März des nächsten Jahres sind zwei deutsche Braunkohlekraftwerke als Reserve wieder am Netz. Damit will die Ampelregierung die Versorgungslage absichern. Deren CO₂-Bilanz ist deutlich schlechter, als es jene der abgeschalteten KKWs wäre.
Hochspannungsleitungen führen zum Braunkohlekraftwerk Schkopau westlich von Halle (Saale).
Hochspannungsleitungen führen zum Braunkohlekraftwerk Schkopau westlich von Halle (Saale).Foto: Jan Woitas/dpa
Von 11. Oktober 2023

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Um die Energieversorgung in den kommenden Wintermonaten abzusichern, hat die Ampelkoalition die Reaktivierung zweier Braunkohlekraftwerke beschlossen. Dies berichtete die „Tagesschau“ unter Berufung auf das Bundeswirtschaftsministerium.

Das Kabinett hat die Freigabe für die Kraftwerksblöcke Niederaußem (RWE) und Jänschwalde (Leag) in der Vorwoche erteilt. Der Beschluss gilt für die Zeit von Oktober 2023 bis Ende März 2024.

Leistungspotenzial der Braunkohle-Kraftwerke bei insgesamt 1,9 Gigawatt

Wie es heißt, stellt die befristete Freigabe ein „vorsorgliches Absicherungsinstrument“ dar. Zwar sei die Versorgungslage mit Gas in diesem Winter deutlich besser als im Vorjahr nach dem Ausfall russischer Lieferungen.

Dennoch soll die erneute Reaktivierung helfen, den Einsatz von Gas in der Stromversorgung zu minimieren und Versorgungsengpässen in der Heizperiode vorzubeugen. Im Vorjahr hatten die als Reserve vorgehaltenen Braunkohle-Kraftwerksblöcke ein Leistungspotenzial von insgesamt 1,9 Gigawatt abgesichert. Die letzten drei deutschen KKWs hatten zusammen eines 4,3 Gigawatt.

Das Habeck-Ministerium erklärt, die Kraftwerke werden für den Fall der Notwendigkeit eines neuerliche Abrufs betriebsbereit gehalten. Die Bundesnetzagentur bezeichnete die Ausgangslage bei der Gasversorgung für dieses Jahr Ende September als deutlich verbessert.

Deutlicher Temperatursturz zu erwarten

Um die Gasversorgung für den kommenden Winter zu sichern, hätte bis zum 1. November ein Speicherfüllstand von 95 Prozent erreicht werden müssen. Dieses Ziel wurde, so die Bundesnetzagentur, bereits Ende September erreicht.

Der Verbrauch lag in der 39. Kalenderwoche 30,8 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021. Unternehmen und Verbraucher müssten sich dennoch auf schwankende Preise und ein höheres Preisniveau einstellen. Für die zweite Hälfte des Oktobers sagen Meteorologen einen deutlichen Temperatursturz und ein Ende des Spätsommerwetters voraus.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte die Reaktivierung von Kohlekraftwerken wiederholt als „bittere Nachricht“ mit Blick auf deren Klimabilanz bezeichnet. Aufgrund der Folgen des Ukrainekrieges sei diese jedoch unvermeidlich. Das Ziel, den Kohleausstieg „idealerweise“ bis 2030 zu vollenden, bleibe aufrecht – ebenso wie die Klimaziele der Bundesregierung insgesamt. Der Expertenrat hatte kritisiert, dass deren Erreichen unwahrscheinlicher geworden sei.

Klimabilanz der Braunkohle deutlich schlechter als jene von KKWs

Die Braunkohlekraftwerke Niederaußem und Jänschwalde gehören zu den größten Emittenten von CO₂ in ganz Deutschland. Laut einer Statistik von 2018 hatten alle Braunkohlekraftwerke in Deutschland insgesamt 131 Millionen Tonnen Kohlendioxid emittiert. Im Jahr 2021 hatte das Kraftwerk Niederaußem 16,1 Millionen Tonnen CO₂ ausgestoßen und damit die dritthöchsten Treibhausgasemissionen aller europäischen Kraftwerke.

Während der Ausstoß von CO₂-Emissionen bei Braunkohlekraftwerken im Schnitt 1.153 Gramm pro Kilowattstunde beträgt, verursacht die Stromerzeugung durch Kernkraft nur 32. Aufgrund dieser eindeutig besseren Klimabilanz hatte sich sogar die Bewegung „Fridays for Future“ offen für eine Verlängerung der Laufzeiten gezeigt.

Am 15. April ging dennoch das letzte KKW in Deutschland vom Netz. Die Ampel hat umgehend mit dem Rückbau begonnen.



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