Kinderhilfswerk fordert mehr Aufmerksamkeit für Kinderarmut

Die Wirtschaft floriert - und doch leben viele Kinder in Deutschland in armen Verhältnissen oder sind von Armut bedroht. Wie die Menschen hierzulande das Problem sehen, zeigt ein neuer Report.
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Flüchtlingskinder.Foto: LOUISA GOULIAMAKI/AFP/Getty Images
Epoch Times2. Februar 2018

Zur Bekämpfung von Kinderarmut in Deutschland hat das Deutsche Kinderhilfswerk von der Politik eine Gesamtstrategie gefordert.

Ein ressortübergreifender Plan zwischen Bund, Ländern und Kommunen sei nötig, um Kinder und Familien materiell ausreichend abzusichern und um ihnen gleiche Chancen zu ermöglichen. Deutschland als eines der reichsten Länder der Welt müsse dem Thema mehr Aufmerksamkeit widmen, sagte der Präsident der Organisation, Thomas Krüger, in Berlin bei der Vorstellung des „Kinderreports 2018“. Einzelne Maßnahmen wie etwa eine Erhöhung des Kindergeldes seien nicht ausreichend.

Krüger sprach sich für die Einführung einer von den finanziellen Möglichkeiten der Familien unabhängigen Kindergrundsicherung aus. Laut dem Report werden Familien mit höheren Einkommen bislang stärker entlastet als Familien mit niedrigen Einkommen. Leistungen gingen wegen Schwächen im System häufig an Anspruchsberechtigten vorbei.

Der gemeinnützige Verein stützt seine Forderungen auf Ergebnisse von Umfragen unter rund 1000 Erwachsenen und 620 Minderjährigen in Deutschland. Dabei bewertete eine Mehrheit den Umfang der Aktivitäten gegen Kinderarmut hierzulande als eher gering. Nach den Ursachen von Kinderarmut gefragt, stimmten die Befragten insbesondere der Antwortmöglichkeit zu, dass die Einkommen zu gering seien.

Eine Definition von Kinderarmut setzt der Report nicht voraus, auch eigene Erhebungen zur Häufigkeit sind nicht enthalten. Häufig gelten Kinder in Untersuchungen als armutsgefährdet, wenn sie in einem Haushalt leben, der über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens verfügen kann.

„Die Ergebnisse bestätigen mich darin, dass wir mehr für Familien mit kleinen Einkommen tun müssen“, teilte Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) mit. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte bei der Präsentation des Reports mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen, er sehe dabei zwar noch nicht „das Patentrezept“ gegen Kinderarmut, aber es gehe insgesamt einen Schritt vorwärts.

Union und SPD haben sich bislang etwa darauf geeinigt, dass das Kindergeld um 25 Euro pro Kind und Monat steigen soll. Auch der Kinderzuschlag für Einkommensschwache soll erhöht werden. Kinderrechte sollen im Grundgesetz verankert werden.

Nach Daten des europäischen Statistikamtes Eurostat ist der Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Kinder und Jugendlichen in Deutschland seit 2005 leicht angestiegen – von 17,9 Prozent auf 19,3 Prozent 2016. Neuere Angaben liegen noch nicht vor. (dpa)



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