Mehr als 4-mal so viele Anfragen
Kirchenasyl: Evangelische Kirche sieht starken Anstieg
Teilweise haben sich die Anfragen nach Kirchenasyl vervierfacht. Die Evangelische Kirche macht „gestiegenen Abschiebedruck“ dafür verantwortlich. Im ersten Quartal 2025 zählte das BAMF insgesamt 617 Fälle.

Menschen, die in der Kirche Schutz vor Abschiebung suchen, nehmen zu.
Foto: Stadtratte/iStock
Die Zahl der Anfragen nach Kirchenasyl ist nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) „stark gestiegen“.
Das mache die „Rückmeldung aus vielen Landeskirchen von Flüchtlingsbeauftragten und den zuständigen Ansprechpersonen für Kirchenasyl“ deutlich, teilte die EKD auf Anfrage der Tageszeitungen der Funke Mediengruppe vom Sonntag.
Aufgrund der großen Nachfrage sei es oft so, dass kein Kirchenasyl gefunden werden könne und „Betroffene schutzlos bleiben“, erklärte eine EKD-Sprecherin.
Mehr als 4-mal so viele Anfragen
Die Anfragen hätten sich teilweise „mehr als vervierfacht“, gab die Sprecherin weiter an. Verantwortlich für die starke Nachfrage macht die Evangelische Kirche vor allem den „gestiegenen Abschiebedruck“.
Auch die Vorsitzende der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche e.V., Dietlind Jochims, stellte „eine wachsende Angst und Verunsicherung bei Menschen mit ungesichertem Aufenthalt“ fest.
Diese Angst führe auch „zu einer stark steigenden Zahl von Anfragen nach kirchlichem Schutz“, sagte sie den Funke-Zeitungen.
617 Fälle laut BAMF im 1. Quartal
Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) meldeten die evangelischen, katholischen und freien Gemeinden im ersten Quartal 2025 insgesamt 617 Fälle von Kirchenasyl.
Im selben Zeitraum 2024 waren es demnach 604 Fälle. 2024 waren es im gesamten Jahr 2.386 Fälle, darunter 1.813 in evangelischen, 425 in katholischen Gemeinden und 148 in Freikirchen.
Für das Kirchenasyl gibt es keine gesetzliche Grundlage. Es ist ein vom Staat aufgrund christlich-humanitärer Traditionen geduldetes Sonderprivileg, um geflüchtete Menschen in Härtefallkonstellationen zeitweise vor Abschiebungen zu bewahren.
Ziel ist, eine neue Prüfung des Falls durch die Ausländerbehörden zu erreichen und Zeit für die Ausschöpfung rechtlicher Mittel zu gewinnen. Immer wieder hatte es auch Kritik am Kirchenasyl gegeben, vor allem seitens der Innenbehörden. (afp/red)
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