Laschet schließt Lockdown für Kreis Gütersloh weiterhin nicht aus – bisher 1.331 positive Befunde

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hält wegen des Corona-Ausbruchs beim Fleischkonzern Tönnies die Verhängung von allgemeinen Ausgangsbeschränkungen im Kreis Gütersloh weiter für denkbar.
Titelbild
Die Firma Tönnies.Foto: Guido Kirchner/dpa/dpa
Epoch Times21. Juni 2020

Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischkonzern Tönnies stehen weiter allgemeine Ausgangsbeschränkungen für den Kreis Gütersloh im Raum. Es gelte nach wie vor, „dass wir einen flächendeckenden Lockdown im Moment nicht ausschließen können“, sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Sonntag. Bundes- und Europapolitiker aus NRW forderten einen sofortigen Lockdown. Die Zahl der positiven Corona-Tests bei Tönnies stieg auf mehr als 1.300.

Laschet war am Sonntag gemeinsam mit Landesgesundheitsminister Karl-Josef-Laumann (CDU) nach Gütersloh gefahren, um mit dem dortigen Krisenstab zu beraten. Er lobte anschließend, dass die SARS-CoV-2-Tests bei der Tönnies-Belegschaft – fast 7.000 Menschen – am Sonntag abgeschlossen wurden.

Nach Angaben der Kreisverwaltung lagen bis Mitternacht 5.899 Befunde vor. Davon waren 1.331 positiv, also mehr als ein Fünftel. Die komplette Tönnies-Belegschaft steht derzeit unter Quarantäne.

Laschet: bisher „kein signifikanter Übersprung“ vom Corona-Ausbruch in die allgemeine Bevölkerung

Laschet betonte vor Journalisten, bisher gebe es „keinen signifikanten Übersprung“ vom Corona-Ausbruch bei Tönnies in die allgemeine Bevölkerung. So lange dies so bleibe, könnten statt eines allgemeinen Lockdowns „zielgerichtetere Maßnahmen“ ergriffen werden.

Der aus NRW stammende SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht das anders. „Es ist völlig falsch, dass jetzt kein lokaler Lockdown im Kreis Gütersloh verhängt wird“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe).

Die örtlichen Behörden hätten die Situation keinesfalls im Griff, urteilte Lauterbach. „Die Kontrolle der unter Quarantäne gestellten Mitarbeiter ist zu lückenhaft, sie ist nicht ausreichend gewährleistet. Das birgt ein hohes Risiko für Infektionen über die Mitarbeiterschaft der Fleischfabrik hinaus.“

CDU-Politiker fordert Maßnahmen in einer Umgebung von 30 Kilometern

Auch der ebenfalls aus NRW stammende CDU-Europapolitiker Peter Liese forderte in der „Bild am Sonntag“ „Maßnahmen für die Allgemeinbevölkerung, nicht nur im Kreis Gütersloh, sondern auch mindestens in einer Umgebung von 30 Kilometern um den Betrieb“.

Bei dem Geschehen im Kreis Gütersloh handele es sich um den aktuell größten Corona-Ausbruch in der EU, sagte Liese. Nach seinen Aussagen müsse man mit einer „erheblichen Zahl von Toten rechnen.“

Die im Landkreis gelegene Stadt Verl riegelte am Samstag mehrere Straßen im Stadtteil Sürenheide ab. Dort befinden sich Mehrfamilienhäuser, in denen unter anderem Tönnies-Beschäftigte wohnen. Alle rund 670 Bewohner der Häuser wurden unter Quarantäne gestellt.

Bei Tönnies arbeiten viele Menschen aus osteuropäischen Ländern, die die Wuhan-Lungenseuche womöglich in ihre Heimatländer bringen könnten. Es sei nicht auszuschließen, dass erkrankte Mitarbeiter bereits „nach Hause gefahren sind“, räumte der Landrat des Kreises Gütersloh, Sven-Georg Adenauer (CDU), am Sonntag bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Laschet ein.

Quarantäne schwer zu überwachen – es gibt 7.000 Beschäftigte an 1.300 Wohnanschriften

Die Behörden versuchten alles zu tun, damit Tönnies-Beschäftigte „nicht plötzlich verschwinden“, versicherte er. Zugleich gab Adenauer zu, dass es bei knapp 7.000 Menschen an 1.300 Wohnanschriften „verdammt schwer“ sei, die Einhaltung der Quarantäne zu überwachen.

Der Chef des Fleischkonzerns, Clemens Tönnies, trat am Samstag überraschend selbst vor die Presse. „Ich kann als Unternehmer und als jemand, dem es in erster Linie um die Menschen geht, nur in aller Form um Entschuldigung bitten“, sagte er zu dem Corona-Ausbruch. Das Unternehmen stehe in „voller Verantwortung“. (afp/er)



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