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Mehr als 631 Milliarden Euro zugesagt

„Made for Germany“: Wie 61 Unternehmen Deutschlands Wachstum ankurbeln wollen

Mit der neuen Initiative „Made for Germany“ wollen führende Unternehmen Deutschland als Standort stärken. Vertreter trafen sich am Montag mit Bundeskanzler Merz. Über 60 Unternehmen haben Investitionen von über 600 Milliarden Euro zugesagt – doch Experten warnen: Nur echte Reformen bringen nachhaltiges Wachstum.

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Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der CEO der Siemens AG, Roland Busch, der CEO der Deutschen Bank, Christian Sewing, Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) und die Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Katherina Reiche (CDU), posieren mit den Mitgliedern der Initiative Made for Germany im Kanzleramt in Berlin.

Foto: Katharina Kausche/dpa

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Lesedauer: 6 Min.

Am Montag, 21. Juli, empfing Bundeskanzler Friedrich Merz Vertreter der Unternehmensinitiative „Made for Germany“ im Kanzleramt. Merz nannte den Vorstoß der Unternehmen einen wichtigen Schritt zur Sicherung von Investitionstätigkeit und Innovationsfähigkeit am Standort Deutschland. Gemeinsam sei man entschlossen, das Investitionsklima im Land wesentlich zu verbessern.

„Made for Germany“ soll das Land fit für Zukunftstechnologien machen

Merz betonte, „Made for Germany“ sei bereits zum jetzigen Zeitpunkt ein großer Erfolg. Immerhin hätten schon mehr als 60 Unternehmen zugesagt, in den kommenden drei Jahren mehr als 600 Milliarden Euro am Standort Deutschland zu investieren. Die CEOs Christian Sewing von der Deutschen Bank und Roland Busch von Siemens präzisierten die Angabe dahingehend, dass die teilnehmenden Unternehmen bis 2028 mit mindestens 631 Milliarden Euro an Investitionen rechneten.
Der Kanzler betonte, es handele sich dabei um zahlreiche bekannte große Unternehmen, aber auch um Start-ups und Mittelständler. Vonseiten der Bundesregierung seien neben Merz selbst noch Vizekanzler Lars Klingbeil und Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche an den Gesprächen beteiligt gewesen.
Es sei der Konsens unter allen Teilnehmern gewesen, die Wachstumsschwäche endlich wirksam durch bessere Rahmenbedingungen zu bekämpfen. „Deutschland ist zurück“, zeigte sich Merz sicher. Es sei kein Standort der Vergangenheit mehr, sondern einer für Zukunftstechnologien. Mit dem am 11. Juli vom Bundesrat bestätigten Investitionssofortprogramm und den 500 Milliarden Euro Sonderausgaben für die Infrastruktur trage die Politik ihren Teil dazu bei.

Sewing: Regierung „entschlossen, den Reformstau aufzulösen“

Dennoch sei es weiterhin erforderlich, das Potenzial des deutschen Standorts auch für privates Kapital noch besser auszuschöpfen. Im Gegenzug sei klar, dass „mit den Investitionszusagen aber auch klare Erwartungen verbunden sind“. So müsse die Bundesregierung die Strukturreformen umsetzen, die im Koalitionsvertrag vereinbart seien.
Merz sprach die Hoffnung aus, dass es im Rahmen der Initiative einen weiteren Austausch geben werde – entweder zum Jahresende oder zum Beginn des Jahres 2026. Neben den am Montag beim Pressetermin anwesenden CEOs Sewing und Busch wird „Made for Germany“ noch von weiteren Unternehmensführern getragen. Mit von der Partie sind etwa Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner und FGS-Global-CEO Alexander Geiser.
Deutsche-Bank-CEO Sewing zog in seinem Redebeitrag ebenfalls eine positive Bilanz über das Treffen und die bisherigen Erfolge der Initiative. Er sprach von einem „ausgezeichneten Austausch im Kanzleramt“ und bescheinigte der Regierung, diese sei „entschlossen, den Reformstau aufzulösen, der uns zu lange gebremst hat“.

Wird „Made for Germany“ zum „Anfang einer langfristigen Erfolgsgeschichte“?

Zudem habe diese Raum für erhebliche Investitionen geschaffen. Dies seien „gute und richtige Voraussetzungen für eine Wachstumswende“, allerdings müsse noch mehr geschehen. Entsprechend habe man den Kanzler, den Vizekanzler und die Wirtschaftsministerin dazu ermuntert, den Reformkurs fortzusetzen.
Die Beteiligten an der Initiative „Made for Germany“ bekannten sich „zum Standort Deutschland ohne Wenn und Aber“. Zu den zugesagten 631 Milliarden Euro an Investitionen bis zum Jahr 2028 würden noch weitere kommen. Investoren und internationale Unternehmen schätzten Deutschland als „stabilen und verlässlichen Partner gerade in diesen volatilen Zeiten“. Gelinge die Wachstumswende, seien die aktuellen Investitionszusagen, so Sewing, „nur der Anfang einer langfristigen Erfolgsgeschichte“.
Siemens-CEO Busch bekannte sich zu wirtschaftlichem Wachstum, Technologieführerschaft und einer „neuen Zusammenarbeit zwischen Regierung und Politik“. Die Initiative „Made for Germany“ sei „sehr konkret“, und man habe gemeinsam neun Handlungsfelder definiert. Diese hätten „einen extrem hohen Überdeckungsgrad mit den Prioritäten im Koalitionsvertrag“.

Siemens-CEO will auf KI in der Industrieproduktion setzen

Busch beschrieb ein Zurückfahren von Regulierungen, mehr Freiheit für die Unternehmen und mehr Raum für Innovation als die dringlichsten Prioritäten für den Standort. Das Land müsse „mutiger und schneller werden“. Das betreffe Entscheidungs- und Genehmigungsprozesse ebenso wie die Digitalisierung. Ein erhebliches Potenzial sieht der Siemens-Chef bei der Künstlichen Intelligenz – vor allem im Bereich der Industrieproduktion:
„Unser Land hat eine historische Chance. Wir haben alles, um bei industrieller KI weltweit führend zu sein.“
Ob im Automobilbereich oder bei Chemie, Pharma, Maschinenbau, Energie oder Gesundheit: Deutschland sitze auf einem „einzigartigen Datenschatz aus ihren Fabriken, Anlagen und Forschungslaboren“. Zudem habe man die Menschen mit dem erforderlichen Know-how.

Fuest warnt vor verfrühten Hoffnungen

ifo-Präsident Clemens Fuest begrüßte im Gespräch mit „Reuters TV“ am Montag den Vorstoß der Initiative grundsätzlich. Allerdings schlug er teilweise auch skeptische Töne an. Nur unter der Bedingung, dass grundlegende Reformen gelängen, könne man sich von der derzeitigen Offensive nachhaltiges Wachstum erhoffen.
Mit den von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Maßnahmen wie den Sonderabschreibungen und der Senkung des Körperschaftssteuersatzes sei bereits ein Anfang gemacht. Man müsse nun aber erst einmal Bürokratie und überflüssige Regulierungen abbauen. Bezüglich der Ankündigung der Großunternehmen müsse man die Details ins Auge fassen:
„Ob das jetzt alles zusätzliche Investitionen sind, was da angekündigt ist, ist die Frage. Wahrscheinlich ist auch viel drin, was nicht zusätzlich ist, aber entscheidend ist, dass es mehr ist, als wir in den letzten Jahren hatten.“
Mit privaten Investitionen in neue Produktionsstätten, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sei man aber dem Grunde nach auf einem richtigen Weg.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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