Michael Ballweg: Das erste Interview nach seiner Freilassung

Viele reißen sich darum, die ersten Worte von Michael Ballweg nach seiner Haftentlassung einzufangen. Epoch Times gelang ein Einblick in den medialen Wirbel um den Gründer von Querdenken mit Erklärungen der Anwälte.
Titelbild
In einem Lokal in Göppingen sitzen am Tag der Haftentlassung Ralf Ludwig, Michael Ballweg, Dr. Alexander Christ (v.l.n.r.).Foto: Telegram / t.me/RA_Christ
Von 5. April 2023

Wer sich journalistisch in den letzten Jahren mit Michael Ballweg beschäftigt hat, wer die Entwicklung des Stuttgarter IT-Unternehmers zum Gründer von Querdenken und damit zu einem der einflussreichsten Persönlichkeit der Corona-Maßnahmenkritik begleitet hat, der möchte auch über die Freilassung Ballwegs aus der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim berichten.

Aber mit dem Berichten ist es gar nicht so einfach. In einem Telefonat kurz nach 16 Uhr am gestrigen Tag der Haftentlassung mit dem sich frisch in Freiheit befindenden Aktivist, war dieser einem direkten Interview am Telefon aufgeschlossen. Doch von seinem Anwalt war im Hintergrund zu hören, dass dies nicht gehe.

Exklusivität bereits im Vorfeld

Bereits als dem Verteidigerteam von Michael Ballweg die Anklageschrift zugestellt wurde, landeten die Informationen exklusiv bei Julian Reichelts „Pleiteticker“ und hier bei einer Journalistin, die Ballwegs Anwalt noch aus früheren Tagen kennt und die jüngst bei Reichelt angeheuert hat. Ihre Mitgift ist in diesen Tagen besonders wertvoll.

Sogar Auszüge der Anklageschrift landeten beim ehemaligen Chef der Bildzeitung. Jetzt die überraschende und für die vielen Anhänger Ballwegs mit Freude aufgenommene Nachricht: Ballweg wurde aus der Untersuchungshaft entlassen.

Der erste Journalist vor Ort

Ursprünglich für heute angekündigt, kam Ballweg gestern schon frei, das kennt man aus anderen Fällen prominenter Haftentlassungen, wenn dem nun Ex-Häftling noch ein wenig Luft verschafft werden soll, bevor sich die Meute auf ihn stürzt.

Als Ballweg dann doch schon gestern entlassen wurde und das Gefängnis in einem weißen Privat-Pkw an ein paar treuen Fans vorbeifuhr, stieg ein Mitarbeiter von Julian Reichelt zu und interviewte Ballweg exklusiv, so wie er schon zuvor alle Informationen zu Ballwegs Anklageschrift früher bekam als andere Medien.

Von der Zelle vor die Kamera

Am späten Nachmittag oder frühen Abend des gestrigen Tages fand eine Gesprächsrunde in einer gastroähnlichen Räumlichkeit statt, die gefilmt und später auf den Telegram-Kanälen der Ballweg-Verteidiger Alexander Christ und Ralf Ludwig veröffentlicht wurde.

Was wie eine improvisierte Pressekonferenz aussah, fand ohne journalistische Fragen statt, die Anwälte Christ befragten Ballweg und Ludwig und berichtete selbst. Die Anwälte treten selbst auch als Journalisten in Erscheinung, jedenfalls kennt man das aus dem Ballweg-Umfeld unter anderem von Alexander Christ und Markus Haintz. Daran ist auch nichts Anrüchiges, der Begriff „Journalist“ ist nicht geschützt.

Als erstem Profi-Journalisten gelang Ralf Schuler, der ebenfalls zum neuen Medienhaus von Julian Reichelt gehört, direkt am gestrigen Abend das erste Ballweg-Gespräch. Schuler reiste aus Berlin eigens für sein Format „Schuler! Fragen was ist“ im Göppinger Lokal an, wo schon die Anwälte interviewten. So konnte der ehemalige Leiter der Parlamentsredaktion der „BILD“ dem Querdenken-Gründer Fragen als unbeteiligter Dritter stellen, das Interview erschien heute früh um 7 Uhr.

Die Anwälte Michael Ballwegs als Journalisten

Gestern Abend erschien auf den Telegram-Kanälen von Christ und Ludwig besagtes ein wenig wie eine Pressekonferenz aussehendes Gespräch der beiden mit Ballweg.

Auf Telegram lautete die Schlagzeile der Anwälte: „Erstes Interview mit Michael nach neun Monaten“. Rechtsanwalt Dr. Alexander Christ übernahm die Gesprächsführung sichtlich glücklich: „Das Anwaltsteam hat hart gearbeitet, und es ist vollbracht, Michael ist da.“

Erstaunlich sei laut Christ, dass es nur eine einzige Auflage gäbe. Lediglich zwei Zustellungsbevollmächtigte mussten für den Hauptverhandlungstermin benannt werden. Da hätte man laut Christ schon ganz andere Auflagen erlebt.

In die Rolle des Journalisten schlüpfend, fragte Rechtsanwalt Christ den Querdenken-Gründer: „Wie geht es dir?“

„Mit geht es sehr gut, vielen Dank und natürlich: Danke euch und vor allem, Ralf und eben auch dir und den Anwälten im Hintergrund, die Tag und Nacht daran gearbeitet haben, dass diese Zeit nicht so lange oder nicht länger dauert. Ich danke auch ganz herzlich euch allen Unterstützern für die vielen Briefe, aber auch den ganzen Organisatoren, die die Demos organisiert haben, und alle, die im Hintergrund mitgearbeitet haben. Querdenken ist ja eine Bewegung für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung. Und Selbstbestimmung heißt eben auch, selbst aktiv werden. So war die Bewegung von Anfang an auch früh dezentralisiert. Ja, mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich wurde heute bei der Essensausgabe dann von meinem Beamten informiert, dass sie eine schlechte Nachricht für mich hätten, mit einem Grinsen im Gesicht. Da wusste ich dann schon, dass der Schriftsatz von Dir beim OLG Wirkung gezeigt hat. Darüber habe ich mich sehr gefreut“, so Ballweg.

Das Thema, dem Ballweg die letzten 280 Tage vermeintlich zum Opfer fiel, wird im weiteren Gesprächsverlauf von den Anwälten thematisiert. Demnach säßen viele „zu Unrecht in Untersuchungshaft und haben eben nicht die Unterstützung von diesen vielen tollen Leuten, die Michael Ballweg hatte.“ „Wir werden also den Blick etwas weiter richten und werden jetzt immer weiter weggehen von deinem eigentlichen Fall und eben auch gucken, wie ist die Situation in Deutschland generell“, so Ralf Ludwig.

Zuletzt fragt Dr. Alexander Christ nach dem letzten Wort des heutigen Tages. Und Ballweg antwortet unter anderem mit einem Hinweis auf eine Demonstration schon am 16. April, zu der er selbst auch erscheinen möchte. Ballweg ist wieder auf der Straße bei seinen Anhängern:

„Ja, ich freue mich auf die Demonstration am 16.04. mit euch. Kommt alle. Und ich freue mich, euch zu sehen und mit euch zu meditieren und für Frieden, Freiheit und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzustehen.“

Die Anwälte zur „Exklusiven Berichterstattung“

Alexander Wallasch fragte für Epoch Times die Anwälte nach dem Vorgehen bei der Berichterstattung und der Auswahl der Medien:

Warum wird von euch ein Interview angekündigt, das am Ende dann ohne Journalisten stattfindet, beziehungsweise wo der Verteidiger des Mandanten, über den gesprochen wird, selbst zum Journalisten wird? Das hatte ein Geschmäckle gestern. Wie kann man das erklären?

Dr. Alexander Christ: Na ja, also ich bin Journalist, und einer musste die Moderatorenrolle übernehmen. Ich werde bei allem, was ich tue, als Journalist und als Rechtsanwalt agieren, da ich eben beides bin. Ich werde mich da nicht verstellen, und meine Aufgabe in dem ganz kurzen, improvisierten Gespräch war, das Gespräch ein bisschen zu führen.

Ich habe ja selber auch inhaltlich was gesagt, und Michael Ballweg wollte einfach ganz kurz in dem Eindruck des ersten Tages in Freiheit sich an seine eigenen Leute noch mal in einer kurzen Videobotschaft wenden und Danke sagen für die Unterstützung auch aus den letzten 280 Tagen und davor, und das war der Hintergrund dieses Gesprächs. Sonst nichts.

Wie sieht es mit der Exklusivität für Julian Reichelt aus, Pleiteticker und Ralf Schuler? Ist das monetarisiert? Wird man dafür bezahlt, oder ist es allein der Reichweite geschuldet?

Dr. Christ: Nein, natürlich nicht. Also wir haben da keinen Vertrag geschlossen, und es hat auch mit Geld überhaupt nichts zu tun. Das ist nicht monetarisiert. Auch das entspringt am Ende wieder dem Wunsch Michael Ballwegs. Er ist der Mandant. Die Anwälte handeln da im Auftrag ihres Mandates, ihres Mandanten, der auch sagt, was er selber will, und Michael wollte nicht direkt nach der Freilassung mit X Journalisten konfrontiert sein, sondern hat gesagt, wir nehmen ein einziges Medium, das entsprechend große Reichweite hat, und sprechen aber dann ruhig und natürlich auch genauso exklusiv und intensiv mit allen anderen. Wir müssen nur irgendeine Reihenfolge festlegen, die auch seine begrenzten Kräfte berücksichtigt. Er hat neun Monate Untersuchungshaft in den Knochen, und da kann man nicht erwarten, dass er direkt am ersten Tag zwanzig Interviews und alle exklusiv und alle zur gleichen Zeit gibt. Das schafft er nicht, und da müssen die Anwälte in seinem Sinne eingreifen und das Ganze ein bisschen strukturieren. Das machen wir, jeder kommt zum Zuge, das hat aber überhaupt nichts mit irgendeiner Monetarisierung zu tun.

Da muss also auch keiner von den alternativen Medien, die Michael Ballweg in den letzten drei Jahren so intensiv begleitet haben, beleidigt sein, dass Julian Reichelt von der „BILD“ dort als erstes bedacht wird, ist dann tatsächlich so, dass man eine Reichweite haben wollte und weniger, dass man die alternativen Medien verprellen wollte?

Dr. Christ: Das hat damit schon gleich gar nichts zu tun. Überhaupt nicht verprellen. Und ich habe auch die ganze Zeit mit allen gleichzeitig gesprochen, es sind mehrere Anwälte im Team. Jeder hat seine Kontakte in irgendeine Richtung. Ich habe mit allen gesprochen, mit denen ich Kontakte hatte, und hab’ mich immer bemüht und werde das weiterhin tun. Alle, die ein Interviewwunsch an ihnen haben, an ihn rankommen können oder an die Anwälte rankommen können und die entsprechenden inhaltlichen Antworten bekommen, nach denen gefragt wird. Julian Reichelt ist nicht mehr ‚Bild‘, und übrigens hat sich auch die Bildzeitung beschwert, dass sie es nicht exklusiv gekriegt hat, und der SWR und die anderen und die lokalen Medien und die Zeitungen vor Ort. Und diese und jene, also alle, hätten natürlich gerne berichtet, denn das ist natürlich ein spannender Tag gewesen, und alle können auch berichten. Noch mal, wir sprechen mit allen Seiten, wie es bisher der Fall war. So wird es auch in Zukunft sein, nicht nur mit den alternativen Medien, sondern auch selbstverständlich mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, es wird mit allen gesprochen, denn wir wollen, dass das Thema ins Bewusstsein kommt und dass klar wird, dass hier jemand neun Monate, 280 Tage in Untersuchungshaft war.

Was natürlich jetzt ein bisschen anders klang als eine Exklusivität, die Reichelt definitiv gekriegt hat, schon bei der Anklageschrift, das ist jetzt ein bisschen untergegangen. Auch, dass es hier um dessen Reichweite gegangen ist.

Alexander Christ: Genau.

Übrig bleibt jedoch das Bedauern, dass das telefonische Interview, zu dem Michael Ballweg sich aufgeschlossen zeigte, gestern nicht zustande kam.



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