Solingen: Pfarrer verweigerte Übergabe eines abzuschiebenden Iraners an die Behörden

Polizisten wollten eine Abschiebung gegenüber einem Iraner, der sich in Kirchenasyl befand vollziehen. Doch der Pfarrer verweigerte den Beamten den Zutritt zum Gemeindehaus, wodurch die Abschiebung nicht durchgeführt werden konnte.
Titelbild
Pfarrer Christian Lerch und Mitglieder der evangelischen Luther-Kirchengemeinde in Solingen versammelten sich, zum angekündigten Zeitpunkt der Abholung des Iraners, zu einer Andacht, um gegen die Abschiebung zu protestieren. (Symbolbild)Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times7. Januar 2019

Der Pfarrer der evangelischen Luther-Kirchengemeinde in Solingen hat am Montagmorgen die Abschiebung eines 28-jährigen Iraners verhindert. Der Iraner begab sich vor einem Jahr ins Kirchenasyl, nachdem die Bundesausländerbehörde (BAMF) seinen Asylantrag abgelehnt hatte und die Abschiebung drohte, berichtet die „NRZ“.

Pfarrer Christian Lerch und Kirchgemeindemitglieder versammelten sich zum angekündigten Zeitpunkt der Abholung des Iraners, zu einer Andacht in der Kirchgemeinde, um gegen die Abschiebung zu protestieren. Die Polizei sprach von rund 100 Menschen, die sich dort friedlich versammelt hatten.

Iraner weigerte sich mitzugehen – Pfarrer verweigerte Zutritt zum Gemeindehaus

Der Iraner weigerte sich mit den Beamten mitzugehen. Pfarrer Lerch bestand auf seinem Hausrecht und verweigerte der Polizei den Zutritt zum Gemeindehaus. Da die Einsatzkräfte keinen Durchsuchungsbeschluss vorweisen konnten, mussten sie unverrichteter Dinge das Kirchengelände verlassen.

Das war eine Aktion für unseren Schützling und nicht gegen die Behörden“, erklärte Pfarrer Lerch der NRZ.

Das BAMF beruft sich bei seiner Ablehnung des Asyls auf die Dublin-Regelung. Der Iraner kam über Frankreich nach Deutschland. Demzufolge sind die französischen Behörden für sein Asylverfahren zuständig.

Pfarrer Lerch: Iraner floh, weil er zum Christentum konvertieren wollte

Laut Pfarrer Lerch flüchtete der 28-Jährige 2016 aus dem Iran, weil er sich entschlossen hatte, zum Christentum zu konvertieren. Er habe in dem muslimischen Land um sein Leben fürchten müssen, so der Pfarrer gegenüber der NRZ.

Daher sähe Lerch eine Abschiebung nach Frankreich mit Sorge. Schließlich hätten französische Behörden bereits Migranten wieder zurück in den Iran geschickt, schreibt die Zeitung. Aktuell ist eine Klage des Iraners gegen seine Abschiebung vor dem Verwaltungsgericht in Düsseldorf anhängig. Dieses Urteil wolle man abwarten und einen negativen Ausgang dann auch akzeptieren, erklärt der Gemeindepfarrer.

Ausländerbehörde kündigt an erneut zur Abholung des Iraners zu kommen

Die Ausländerbehörde kündigte indes an, erneut einen Abschiebungsversuch durchführen zu wollen und dazu nächstes Mal mit einem Durchsuchungsbeschluss zu erscheinen. Zudem soll der Abschiebetermin nicht angekündigt werden.

„Das wäre dann tatsächlich ein Präzedenzfall“, sagt Pfarrer Lerch. „Meines Wissens ist in NRW noch kein Kirchenasyl gewaltsam beendet worden. Das wäre eine Eskalationsstufe, mit der wir es noch nicht zu tun hatten“, zitiert ihn die NRZ. (er)



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