Spahn rät von „nicht notwendigen Reisen“ nach NRW und Italien ab

Tausende Menschen in Deutschland haben sich in der vergangenen Woche auf das neue Coronavirus testen lassen, bei mehreren Hundert ist es nachgewiesen. Mehrere europäische Länder ergreifen Maßnahmen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Bürger aufgerufen, Corona-Risikogebiete zu meiden.
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Im Labor werden Virus-Proben getestet.Foto: Felix Kästle/dpa/dpa
Epoch Times7. März 2020

Bei immer mehr Menschen in Deutschland wird das neue Coronavirus nachgewiesen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtet von inzwischen rund 640 Fällen, das sind mehr als zehn Mal so viele wie eine Woche zuvor.

Außer in Sachsen-Anhalt ist der Erreger Sars-CoV-2 in allen Bundesländern nachgewiesen worden. Allerdings kehrten am Freitagabend mehrere Schülergruppen aus dem Risikogebiet Südtirol nach Sachsen-Anhalt zurück, sie sollen vorsichtshalber zwei Wochen in Quarantäne bleiben. Testergebnisse der Schüler lagen zunächst nicht vor. Die meisten Fälle bundesweit verzeichnet Nordrhein-Westfalen vor Bayern und Baden-Württemberg.

Karliczek plant mehr Gelder für Impfstoff-Entwicklung

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek erwägt laut einem Zeitungsbericht, mehr Geld für die Entwicklung eines Impfstoffs bereitzustellen. „Wir werden wahrscheinlich noch einmal die Mittel für die Impfstoff-Entwicklung aufstocken. Ein Impfstoff wäre natürlich die beste Methode, künftige Erkrankungen durch das Virus zu verhindern“, sagte die CDU-Politikerin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Laut dem Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, sind für den Kampf gegen Sars-CoV-2 jetzt 20 Impfstoffe in der Entwicklung. Bei der WHO seien zudem Anträge auf Prüfung und Zulassung von 40 Tests eingegangen.

In China sterben weiter viele Menschen an der Krankheit. Südkorea meldete erneut steigende Zahlen: Die Gesundheitsbehörden registrierten mehr als 480 neue Infizierungsfälle. Die Gesamtzahl der Menschen im Land, die bisher positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurden, sei auf 6767 gestiegen, teilten die Zentren für Gesundheitskontrolle und Prävention mit. Die Zahl der Todesfälle, die in Verbindung mit dem Virus gebracht werden, kletterte um zwei auf 44.

Infizierte auf Kreuzfahrtschiff in den USA

Auch in den USA sorgt die Krankheit zunehmend für Probleme: Auf einem vor der Küste Kaliforniens gestoppten Kreuzfahrtschiff waren mindestens 21 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. US-Vizepräsident Mike Pence sagte, in einem nächsten Schritt sollten alle Menschen an Bord getestet und bei einer möglichen Infektion in Quarantäne untergebracht werden. Die Behörden hatten das Schiff nach dem Coronavirus-Tod eines früheren Passagiers rund 100 Kilometer vor der Küste Kaliforniens gestoppt. Insgesamt sollen sich rund 2400 Passagiere und 1100 Crewmitglieder an Bord befinden.

Verglichen mit anderen Ländern ist die Zahl der Krankheits- und Todesfälle in den USA gering. Bislang sind nach offiziellen Angaben 15 Menschen in den Vereinigten Staaten an dem Virus gestorben.

Allerdings wurde aus Sorge vor einer weiteren Verbreitung der Krankheit das Techfestival South by South West, das normalerweise jährlich Zehntausende Besucher in die texanische Metropole Austin zieht, abgesagt. Das seit 1987 jährlich stattfindende Treffen, das inzwischen unter anderem ein Filmfestival, ein Musikfestival und ein Digital- und Techfestival beinhaltet, zählt zu einem der wichtigsten Branchentreffen und zieht auch zahlreiche internationale Besucher an.

Österreich schärft Kontrollen

Mehrere europäische Länder ergriffen unterdessen weitere Maßnahmen im Kampf gegen das Virus. Österreich stellt für zwei Wochen sämtliche Direktflüge nach Südkorea, Mailand, Bologna und in den Iran ein. Das teilte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖV) in Wien mit. Außerdem sollen an der Grenze zu Italien punktuell Gesundheitschecks durchgeführt werden. Reisende, die aus Südkorea, dem Iran und Teilen Chinas in die Alpenrepublik wollen, müssen mit einer ärztlichen Bestätigung nachweisen, dass sie nicht mit dem neuen Coronavirus infiziert sind.

Frankreich kündigte die Schließung von Schulen in zwei besonders betroffenen Départements an – eines davon liegt direkt an der Grenze zu Deutschland. Wie Premierminister Édouard Philippe in Paris ankündigte, gelten die neuen Maßnahmen für den Verwaltungsbezirk Haut-Rhin im südlichen Elsass und den Verwaltungsbezirk l’Oise im Norden des Landes. Kinderkrippen, Kindergärten, weiterführende Schulen oder Gymnasien sollen in den beiden Départements von diesem Montag an für zwei Wochen geschlossen bleiben.

Island ruft Ausnahmezustand aus

Die isländische Regierung rief den Ausnahmezustand für die Nordatlantik-Insel aus. Erstmals hätten sich zwei Menschen in Island selbst mit der Lungenkrankheit Covid-19 angesteckt, sagte Chef-Epidemiologe Thorolfur Gudnason, wie die isländische Zeitung „Morgunbladid“ berichtete. Die bisher Infizierten hätten sich in Österreich oder Italien angesteckt. Insgesamt habe sich die Zahl der bestätigten Fälle in dem kleinen europäischen Land nun auf 43 erhöht, hieß es weiter. Der Ausnahmezustand bedeutet, dass in Institutionen strengere Regeln zur Prävention eingehalten werden müssen.

Malta wies derweil ein Kreuzfahrtschiff mit mehr als 2000 Menschen an Bord ab. Auf Malta wurde bislang keine Infektion mit Sars-CoV-2 registriert. Das Kreuzfahrtschiff steuert der Reederei zufolge nun die italienische Stadt Messina an.

UN-Klimasekretariat verzichtet auf Konferenzen

Das UN-Klimasekretariat verzichtet wegen der Ausbreitung des neuen Coronavirus ab sofort bis Ende April darauf, an seinem Hauptsitz Bonn und anderswo auf der Welt Konferenzen anzusetzen. Dies teilte UN-Klimachefin Patricia Espinosa mit. Diese außergewöhnliche Maßnahme solle helfen, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Ersatzweise sollen Besprechungen via Video oder Telefon abgehalten werden.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Bürger aufgerufen, Corona-Risikogebiete zu meiden. Auf nicht notwendige Reisen in besonders betroffene Regionen in Italien, aber auch in Nordrhein-Westfalen sollte man verzichten. Die Grenzen in der Europäischen Union sollten aber offen bleiben. Er appellierte auch an die Bürger, sich nicht mit Masken oder Schutzkleidung einzudecken, sondern diese für Ärzte und Pflegekräfte zu lassen. (dpa)



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