Viel beworbene Lösung, die noch keine ist

Gesetzentwurf für umstrittene Technologie liegt vor
Von 6. März 2009

Das CO2 muss weg. Die Kohle – so wollen es die Strom-Lobbyisten – soll bleiben. Mit Kohle Strom zu erzeugen ist billig – solange man dafür keine Emissionszertifikate kaufen muss. Das Rezept gegen künftig teure Zertifikate (und für wieder mehr Akzeptanz der Kohle bei den Stromkunden) soll CCS sein. CCS steht für CO2 Capture and Storage – Abscheidung und Lagerung von Kohlendioxid. Das Kohlendioxid aus den Abgasen wird dabei abgefangen und soll dann verflüssigt gelagert werden.

Pilotprojekte für die Abscheidung gibt es schon. Der rechtliche Rahmen wurde nun auf den Weg gebracht: Das Bundesumweltministerium und das Bundeswirtschaftsministerium haben sich im Februar auf einen Entwurf für ein „Gesetz zur Regelung von Abscheidung, Transport und dauerhafter Speicherung von Kohlendioxid“ geeinigt. Den Investoren brennt die Verabschiedung des Gesetzes schon unter den Sohlen. Satte Gewinne winken nicht nur in Deutschland, CCS könnte auch ein Exportschlager werden – wenn es denn funktioniert.

CO2-freie Kohlekraftwerke gibt es nicht

Vollmundig wird schon von CO2-freien Kohlekraftwerken gesprochen. Doch die gibt es nicht. Im Gegenteil kostet das Abscheiden des Kohlendioxids selbst so viel Energie, dass bis zu 40 Prozent mehr Kohle verstromt und entsprechend mehr CO2 produziert werden muss. Das CO2 soll dann zwar abgefangen werden – und die Technik dafür funktioniert schon -, das noch ungelöste Problem heißt aber: Wohin mit dem abgetrennten Klimagas?

Die Lagerstätten müssten das Kohlendioxid bis in alle Ewigkeit sicher festhalten. Als mögliche Speicherorte in Deutschland sieht man Erdgasfelder und poröse mit hoch salzhaltiger Lösung gesättigte Sedimentgesteine. Doch gibt es einige mögliche Unsicherheitsfaktoren: Leckagen durch Bohrungen, Klüfte und Risse im Gestein (die sich durch den Druck des eingefüllten CO2 noch ausweiten können) und geochemische Prozesse, wie die Auflösung von Karbonatsgestein durch die Säure, die entsteht, wenn CO2 mit Wasser gemischt wird. Solche Prozesse lassen sich schwer überprüfen. Damit die CCS-Technologie wirklich einen positiven Beitrag zur Minderung von Treibhausgasen in der Atmsphäre bringt, spricht man von 1.000 bis 10.000 Jahren, die das Klimagas in der Versenkung bleiben muss. Wenn das CO2 durch Leckagen oder aus anderen Gründen doch wieder ins Freie tritt, wäre die ganze Mühe nicht nur umsonst gewesen. Ab einer achtprozentigen Konzentration in der Atemluft führt das geruchslose Gas zum Tod. Das könnte zu Unglücken führen wie in 1986 am Nyos-See in Kamerun (siehe Infokasten). – Dafür gerade stehen, dass dies nicht passiert, müssen die Betreiber nach dem Gesetzentwurf der Ministerien nur 20 Jahre. Gemäß einer Stellungnahme von der Firma intac, die von Greenpeace in Auftrag gegeben wurde, beanspruchen die Prozesse, die zu einer Feisetzung von CO2 aus der Ablagerungsstätte in die Biosphäre führen können, oftmals längere Zeiträume.

Ob das von den Investoren herbeigesehnte Gesetz wie geplant Mitte März verabschiedet wird, ist noch nicht klar, denn, so äußerte sich Sarah Schneid vom Bundeswirtschaftsministerium gegenüber der Epoch Times, nun habe sich das Bundesministerium für Justiz quergestellt.

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 09/09

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