Weltgesundheitsgipfel: Bundesregierung sagt „trotz enormen Spardrucks“ 1,1 Milliarden Euro zu
Eine Milliarde deutsches Steuergeld für den Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria, 100 Millionen Euro für die Impfstoffforschungskoalition CEPI – diese Summen stellten die Bundesministerinnen Radovan und Bär anlässlich des Weltgesundheitsgipfels 2025 in Aussicht. Gesundheitsschutz funktioniere häufig nur gemeinsam, meint Gesundheitsministerin Warken.
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Bundesentwicklungshilfeministerin Reem Alabali Radovan (SPD). Sie will bis zum Ende der Legislatur 1 Milliarde Euro für den Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria ausgeben. (Archivbild)
Dreitägiger Weltgesundheitsgipfel in Berlin zu Ende gegangen
Entwicklungshilfeministerin Radovan verspricht 1 Milliarde Euro für den Kampf gegen Infektionskrankheiten
Forschungsministerin Bär sagt 100 Millionen Euro für die internationale Impfstoff-Initiative CEPI zu
Gesundheitsministerin Warken: „Gesundheitsschutz funktioniert in vielen Bereichen nur gemeinsam“
Der Weltgesundheitsgipfel („World Health Summit“, WHS) in Berlin ist am späten Dienstagnachmittag, 14. Oktober 2025, nach drei Tagen geendet. Nach Angaben der Vereinten Nationen nahmen rund 6.000 Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft von 100 Nationen teil. Sie waren auf Einladung der Charité im Hotel InterContinental für Dutzende Vorträge und Talkrunden zusammengekommen.
Breit diskutiert wurden die Vorbereitung auf künftige Pandemien, Wege zur Förderung der Impfstoffproduktion in Afrika, Probleme der Digitalisierung, die Rolle des „Klimawandels“ für das internationale Gesundheitswesen, Frauengesundheit und vieles mehr.
Warken: Appell für internationale Zusammenarbeit
Das Motto des Treffens lautete dieses Mal „Verantwortung für Gesundheit in einer fragmentierten Welt übernehmen“. Ganz ähnlich klang die Botschaft, die Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) bereits am Konferenzmontag gegenüber dem „Tagesspiegel“ formuliert hatte:
„Die Erfahrungen der vergangenen Jahre, insbesondere der Pandemie, haben uns deutlich vor Augen geführt: Gesundheitsschutz funktioniert in vielen Bereichen nur gemeinsam.“
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) bei ihrer Rede am 13. Oktober 2025 auf dem WHO-Gesundheitsgipfel in Berlin.
Warken sprach sich für die Fortsetzung des internationalen Dialogs und für die Stärkung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf aus. Ihrer Ansicht nach wachsen die internationalen gesundheitspolitischen Herausforderungen stetig, sei es nun „durch den Klimawandel, Krankheiten oder die weitere Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen“. Sie regte aber auch eine „ergebnisoffene“ Diskussion über die „bestehenden Strukturen“ an (Video auf YouTube).
Radovan verspricht 1 Milliarde Euro „trotz des enormen Spardrucks“
Reem Alabali-Radovan (SPD), die Chefin des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), hatte schon am Sonntagabend angekündigt, innerhalb der kommenden drei Jahre 1 Milliarde Euro aus dem Bundeshaushalt für jenen Globalen Fonds (GFATM) locker zu machen, der sich dem Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria widmet. Diese Krankheiten sollen gemäß Ziel Nummer 3 der internationalen – 17 Ziele („Sustainable Development Goals“, SDG) umfassenden – „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ schon in fünf Jahren endgültig besiegt sein.
Man habe sich also „trotz der schmerzhaften Haushaltskürzungen und trotz des enormen Spardrucks im Ministerium“ zur Freigabe der Mittel entschieden, so Radovan. Die 35-Jährige war im Mai 2025 vom Posten der Antirassismusbeauftragten der Bundesregierung zur Ministerin aufgestiegen. Der Haushalt ihres Ministeriums umfasst 2025 rund 10,3 Milliarden Euro. Die Bundesregierung hatte bei der letzten GFATM-Finanzierungsrunde anno 2022 laut Haushaltsplan (Seite 32, PDF) noch 1,3 Milliarden Euro beigesteuert.
Das Ziel der bis November 2025 beim G20-Gipfel in Südafrika abzuschließenden „Wiederauffüllungsrunde“ für den Fonds besteht nach Angaben des BMZ darin, mehr als 23 Millionen Menschenleben zu retten.
Für die neuerliche Milliardenzusage gab es laut „Tagesspiegel“ Lob unter anderem von Bill Gates: Der Microsoft-Milliardär habe Deutschland „Führungsstärke in dieser entscheidenden Zeit“ attestiert. Er sei „unglaublich dankbar für Deutschlands Großzügigkeit gegenüber dem Globalen Fonds“, zumal „die Zahl der weltweit sterbenden Kinder“ zuletzt „erstmals seit Beginn des Jahrhunderts“ wieder gestiegen sei.
Bär: 100 Millionen mehr für globale Impfstoffforschung
Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) hatte bereits am Sonntag weitere 100 Millionen Euro für die internationale Impfstoff-Initiative „Coalition for Epidemic Preparedness Innovations“ (CEPI) zugesagt.
Nach Angaben ihres Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) soll das Geld in den Jahren bis 2030 fließen, um „lokale Infektionskrankheiten früh zu stoppen und weltweite Pandemien zu verhindern“. Die CEPI habe sich vorgenommen, „künftig innerhalb von 100 Tagen nach Auftreten einer neuen Infektionskrankheit einen Impfstoffkandidaten bereitzustellen“ und weltweit verfügbar zu machen.
Gerade „in der aktuellen Lage“ sei die CEPI „wichtiger denn je“, betonte auch Bär in einer Pressemitteilung des BMFTR. Demnach hatte das Ministerium seit 2017 bereits 590 Millionen Euro an CEPI überwiesen, darunter allein 430 Millionen „für den Corona-Impfstoff“. Bär kam erneut darauf zu sprechen:
„Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie verletzlich unsere Gesellschaft sein kann. Und gleichzeitig wurde deutlich, was Wissenschaft und internationale Zusammenarbeit gegen globale Gesundheitskrisen leisten können. Dafür setzt sich die internationale Impfstoff-Initiative CEPI ein.“
Die höhere Verantwortungsübernahme der Bundesrepublik Deutschland „für globalen Gesundheitsschutz“ hat auch einen internationalen Hintergrund: US-Präsident Donald Trump hatte direkt nach seinem Amtsantritt im Januar angeordnet, seinem Land keine Kosten mehr zur Finanzierung der WHO sowie für das Pariser Klimaabkommen aufzubürden. Die Frage, woher die WHO die fehlenden Mittel des einst größten staatlichen Geldgebers nun nehmen soll, durchzog den 2025er-Gipfel in Berlin wie ein roter Faden.
Umweltminister Schneider warb für das Klimaschutzvorbild Deutschland
Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) trat am Nachmittag des WHS-Abschlusstages als Redner eines Panels zum Thema „Klima in der Krise, Gesundheit gefährdet – gerechte Strategien für eine widerstandsfähige Netto-Null-Welt“ auf (Video auf YouTube). Er warb für das deutsche Bekenntnis zur „Klimaneutralität“ bis zum Jahr 2045, das erst vor wenigen Monaten ins Grundgesetz aufgenommen worden war.
Der Klimawandel und die Umweltverschmutzung beträfen die Menschen weltweit, sagte Schneider. Lösungen seien deshalb nur gemeinsam zu finden.
Schneider gilt als strikter Verfechter des EU-Verbrennerverbots ab 2035. Ende September hatte er sich gegen anderslautende Reformziele von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) positioniert: Er wolle an allen „Klimazielen“ festhalten. Dazu gehören seiner Ansicht nach auch weitere Investitionen in erneuerbare Energien, in den beschleunigten Ausbau der Stromnetze sowie die Wasserstoffkompatibilität von Gaskraftwerken.
Damit liegen Schneider und sein Ministerium ganz auf Linie mit der WHO: Diese „erkennt den Klimawandel als fundamentale Bedrohung für die menschliche Gesundheit an“, wie es auf der Veranstaltungswebsite des WHS heißt. Die WHO fordert deshalb „dringend Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Einklang mit dem Pariser Abkommen und zur Anpassung an unvermeidliche Veränderungen“.
Patrick Reitler, geboren in den späten Sechzigerjahren am Rande der Republik. Studium der Komparatistik, Informationswissenschaft und Sozialpsychologie. Seit der Jahrtausendwende als Journalist hauptsächlich in Online-Redaktionen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und als Fußballkommentator unterwegs. Seit Ende 2022 freier Autor. Bei Epoch Times vorwiegend für deutsche Politik zuständig.