Wilhelmshaven: Erste Gaseinspeisung an LNG-Terminal

Das Erste von sechs in Deutschland realisierten Flüssigerdgas-Terminals hat seinen Betrieb aufgenommen. Mit dem LNG-Beschleunigungsgesetz hat die Bundesregierung den Bau von Gasleitungen und Infrastruktur für Flüssiggasterminals beschleunigt.
Titelbild
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) während der Einweihung des neuen LNG-Terminals.Foto: Lars-Josef Klemmer – Pool/Getty Images
Von 23. Dezember 2022

Am 21. Dezember hat der Gasimporteur Uniper mit der Inbetriebnahme des ersten deutschen Importterminals für Flüssiggas in Wilhelmshaven begonnen. Bereits einen Tag früher als geplant speiste das Düsseldorfer Unternehmen zum ersten Mal Gas von dem Terminalschiff „Höegh Esperanza“ in die neu gebaute Pipeline ein.

„Dass heute schon das erste Gas über unser LNG-Terminal in Wilhelmshaven fließt, ist ein weiterer Beweis dafür, mit welcher Entschlossenheit alle Beteiligten das Projekt vorantreiben. Jetzt beginnt die Testphase, die Ende Februar beendet sein soll“, sagte der für Investitionsplanung zuständige Uniper-Manager Holger Kreetz der „Deutschen Presse-Agentur“. LNG ist die international gebräuchliche Abkürzung für verflüssigtes Erdgas.

Erste LNG-Menge reicht für rund 80.000 Haushalte

Ursprünglich hatte Uniper anvisiert, am 22. Dezember das erste Mal Gas in das deutsche Gasnetz einzuspeisen. Dass es nun zügiger geht, liegt laut einem Uniper-Sprecher an der engen Zusammenarbeit von Behörden und Unternehmen bei der Realisierung des Terminals. Am 17.12. hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zusammen mit weiteren Spitzen der Ampel-Regierung das Terminal eröffnet. Uniper betreibt das Terminal mit Unterstützung der Bundesregierung.

Das Spezialschiff „Höegh Esperanza“ hatte Wilhelmshaven am 15. Dezember voll beladen mit rund 165.000 Kubikmetern LNG an Bord erreicht und am neu gebauten Anleger festgemacht. Das Schiff ist das technische Herzstück des Terminals, das das angelieferte verflüssigte Gas wieder regasifiziert und an Land pumpt. Die Menge LNG, die das Schiff an Bord hat, reicht laut Uniper, um 50.000 bis 80.000 Haushalte in Deutschland ein Jahr lang zu versorgen.

Die „Höegh Esperanza“ gehört der Höegh LNG Holdings, einer norwegischen Reedereigruppe mit Sitz auf den Bermudas. Im Juni 2018 wurde das Schiff zuerst für drei Jahre an das chinesische Unternehmen CNOOC Gas & Power Trading and Marketing verchartert, wo es ab November 2018 im LNG-Terminal am Hafen Tianjin eingesetzt war.

Schiff kam in Australien wegen Umweltbelastung nicht zum Einsatz

Am 5. Mai 2022 gab die Höegh LNG Holding bekannt, dass sie mit dem deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz verbindliche Umsetzungsverträge über die Vercharterung von zwei schwimmenden LNG-Terminals aus ihrer Flotte für den Betrieb in Deutschland für zehn Jahre abgeschlossen hat.

Wie die „Berliner Morgenpost“ im Oktober berichtete, hätte die „Höegh Esperanza“ normalerweise gar nicht zur Verfügung gestanden. Im Jahr 2023 hätte sie nämlich in Australien zum Einsatz kommen sollen. Die dortigen Umweltbehörden haben sich jedoch dagegen gestellt. Eine Analyse habe gezeigt, dass die daraus entstehende Chlorbelastung für die umliegenden Gewässer gravierende Folgen erzeugt hätte. Für die Erwärmung des Flüssiggases benötige man Chlorwasser, das dann später wieder ins Meerwasser abgeleitet würde.

Auch vor der Umsetzung der LNG-An­la­gen in Deutschland hatte es großen Gegenwind von verschiedenen Umweltverbänden wie BUND, Robin Wood, Klimabündnis gegen LNG und DUH gegeben, die das Festhalten an fossilen Geschäftsmodellen kritisieren.

Maximale Kapazität: 155 Gigawattstunden täglich

In der Inbetriebnahmephase wird das Schiff laut Marktmitteilungen täglich zwischen 15 und 155 Gigawattstunden Erdgas in das Gasnetz abgeben. Das Gas dient dann auch zur Inbetriebnahme der neu gebauten, rund 26 Kilometer langen Anbindungsleitung von Wilhelmshaven bis ins ostfriesische Etzel. Es steht dann aber auch dem Markt zur Verfügung.

Ab Mitte Januar ist der kommerzielle Betrieb des schwimmenden Terminals geplant, mit einer maximalen Kapazität von etwa 155 Gigawattstunden pro Tag.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies sagte, die Inbetriebnahme sei ein wichtiges Signal für Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft. „Es ist ein sehr guter Tag, der zeigt, dass wir die deutsche Energieversorgung auf sichere Füße stellen“, sagte der SPD-Politiker. „Große Herausforderungen bedeuten für Niedersachsen auch, dass sich große Möglichkeiten ergeben.“

Insgesamt sind sechs LNG-Terminals geplant

Der LNG-Anleger in Wilhelmshaven ist der erste von sechs Flüssiggas-Terminals, die momentan in Deutschland realisiert werden. Mit dem LNG-Beschleunigungsgesetz sorge die Bundesregierung laut eigenen Angaben dafür, dass der Bau von Gasleitungen und Infrastruktur für Flüssiggasterminals beschleunigt werde.

Zudem miete sie weitere LNG-Terminals an, um die Erdgas-Versorgung schnellstmöglich von russischen auf andere Lieferquellen umzustellen. Der Standort Brunsbüttel soll zum Jahreswechsel 2022/23 von mehreren Energieunternehmen beliefert werden.

Danach sollen zwei weitere Schiffe in Stade und Lubmin eingesetzt werden. Das für Lubmin gedachte schwimmende Flüssigerdgas-Terminal mit dem Namen „Neptune“ ist bereits am 16. Dezember in den dortigen Industriehafen eingelaufen. Zur Inbetriebnahme fehlen jedoch noch die Genehmigungen des Landes und der EU.

Zudem soll in Lubmin bis Ende 2022 ein fünftes Flüssigerdgas-Terminal durch ein privates Konsortium entstehen. Ein weiteres staatlich gemietetes Terminal in Wilhelmshaven soll im Winter 2023/24 einsatzbereit sein.

(mit Material von dpa)



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