Fracking: Heimische Ressourcen nutzen oder absurde Debatte?

Die Erdgaskrise rückt das Fracking in Deutschland wieder in den Fokus.
Fracking: Heimische Ressourcen nutzen oder absurde Debatte?
Die Erdölförderung auf Usedom bei Lütow gilt als weitgehend erschöpft. Betreiber ist seit 2018 Neptune Energy.Foto: iStock
Von 21. Oktober 2022

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Die Erdgaskrise müsste eigentlich keine sein, meinen viele Fachleute und denken an Fracking. In deutschen Böden schlummern große Vorkommen, die eine Diskussion auf Jahrzehnte erledigen würde. Vor allem Niedersachsen ist reich an unterirdischen Lagerstätten des Energieträgers. Doch ein Abbau ist seit 2017 hierzulande verboten. Epoch Times fragte die im Landtag vertretenen Parteien in Niedersachsen, wie sie zu einem Abbau stehen.

„Die Fracking-Debatte ist völlig absurd, das würde heute gar nicht helfen“, meint Umweltminister Olaf Lies (SPD) und sprach von „null Akzeptanz“ gegenüber dieser Technologie.  

Stefan Birkner (FDP) betonte, dass heimische Ressourcen genutzt werden müssten. Um für Deutschland eine Entscheidung treffen zu können, müssten die in einem Fracking-Moratorium vorgesehenen Schritte zügig abgearbeitet werden. Stefan Marzischewski-Drewes (AfD) forderte, dass Deutschland bei der Energieversorgung unabhängig bleiben müsse. Per Vertrag müssten allerdings verschiedene Punkte geklärt werden, darunter etwa die Entschädigung von Immobilienbesitzern durch eine Wertminderung im Fördergebiet. CDU und Grüne antworteten nicht.

Pro und Contra

Epoch Times hat die Argumente pro und contra Fracking gegenübergestellt. Dafür spricht sich Hans-Jürgen Weyer, Jahrgang 1953, aus. Er ist promovierter Geologe und war bis zum Eintritt in den Ruhestand im Frühjahr 2022 Geschäftsführer des Berufsverbandes Deutscher Geowissenschaftler (BDG). Derzeit ist er Geschäftsführer der Bildungsakademie des BDG. Seit 2015 ist Weyer außerdem Vorsitzender des bundesweit agierenden Vereins „RohstoffWissen!“ (www.rohstoffwissen.org). Der 69-Jährige wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem erhielt er 2021 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Das Bundesumweltministerium steuerte die Argumente gegen Fracking bei, zuvor wollten wir jedoch vom Ministerium wissen, ob die Ausführungen auf der Internetseite der Behörde noch aktuell sind. Die Pressestelle sei personell derzeit extrem dünn besetzt, hieß es, es würde ein paar Tage dauern. Doch die positive Rückmeldung aus dem Ministerium kam schließlich noch rechtzeitig vor Drucklegung. Die Deutsche Umwelthilfe als kritische Instanz wollte nicht mit uns zusammenarbeiten. Hier die Argumente – was spricht dafür, was dagegen?

Der Geologe Hans-Jürgen Weyer plädiert für eine Förderung von Erdgas in Deutschland

Angesichts der drängenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen einer Gasknappheit und der drastisch steigenden Energiepreise wäre es ein sträfliches Versäumnis, wenn Deutschland nicht alle Möglichkeiten in Betracht zieht, die Gasversorgung abzusichern und sich unabhängiger von Importen zu machen. Bei diesen Überlegungen darf es keine ideologisch bedingten Vorgaben geben. Auch die Fördermethode „Fracking“ darf nicht länger tabuisiert werden.

Fracking ist seit 2017 in Deutschland verboten, in anderen Ländern jedoch seit Langem erlaubt und praktiziert. Allen voran in den USA, die sich seitdem von einem Gasimporteur zu einem Gasexporteur entwickelt haben.

Deutschland verfügt im Wesentlichen in Norddeutschland, in geringerem Maße im Oberrheingraben über erhebliche Vorräte an Erdgas, das nur durch Fracking gewonnen werden kann.

In mehreren Kilometern Tiefe, weit unterhalb aller der Trinkwasserversorgung dienenden Grundwasserschichten, lagern Vorräte von circa 800 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Davon könnten innerhalb von sechs bis sieben Monaten 20 Milliarden Kubikmeter pro Jahr gefördert werden und für Jahrzehnte 20 Prozent des momentanen Verbrauchs von 80 Milliarden Kubikmeter pro Jahr abdecken.

Dabei ist Fracking eine wesentlich sicherere Methode als vielfach behauptet. Etliche Studien – aktuelle wie ältere – sprechen sich für Fracking aus.

Die Bohrtechnik hat im zurückliegenden Jahrzehnt erhebliche Fortschritte gemacht, und die behördlichen Auflagen sind in Deutschland so streng, dass Umweltschäden weitgehend ausgeschlossen werden können.

Verbot von Fracking nicht begründbar

Sofern die gesetzlichen Regelungen und die technischen Standards eingehalten und detaillierte standortbezogene Voruntersuchungen durchgeführt werden, ist der Einsatz der Fracking-Technologie aus geowissenschaftlicher Sicht kontrolliert, sicher und umweltverträglich möglich, heißt es in einer bereits 2013 veröffentlichten Stellungnahme der Staatlichen Geologischen Dienste.

Alle, auch die aktuellen Studien kommen zu dem Schluss, dass sich ein Verbot von Fracking aus wissenschaftlicher und technischer Sicht nicht begründen lässt. Dabei ist heimisches Fracking sogar deutlich klimaschonender als zum Beispiel der Bezug von Flüssiggas aus den USA. Durch die dortigen geringeren Umweltauflagen sowie durch den Transport in Pipelines und Schiffen entweicht ein erheblicher Anteil des Gases in die Atmosphäre. Bei einer Förderung in Deutschland würde dies vermieden!

Zwei weitere Aspekte sollen nicht unerwähnt bleiben. Die Gasversorgung durch Flüssiggas ist sehr teuer. Zunächst müssen Pipelines, Umladestationen, Terminals (in Deutschland und z.B. in Kanada) und Spezialschiffe gebaut werden. Und dann muss dieses Gas ja auch noch bezahlt werden. Wenn Gas in Deutschland gefördert würde, verbliebe die komplette Wertschöpfungskette im Lande!

Und schließlich: Die Gasversorgung durch LNG (Flüssiggas) sicherstellen zu wollen, bringt Deutschland in Abhängigkeit von anderen Staaten. Noch unter dem früheren Präsidenten Donald Trump haben sich selbst die USA nicht als verlässlicher Partner erwiesen. Alles Gründe, die für die Gewinnung von Erdgas durch Fracking in Deutschland sprechen.

Das Bundesumweltamt befürchtet umfangreiche Belastungen für Natur und Menschen

Aus Sicht des Bundesumweltamtes ist Fracking wegen möglicher Auswirkungen auf die Umwelt umstritten. Dies gilt besonders für das Aufsuchen und die Gewinnung von nicht-konventionellen Erdgasvorkommen und die damit verbundenen Gefahren für Grund- und Trinkwasser. Unter nicht-konventionellen Erdgasvorkommen versteht man die Förderung mit technischer Unterstützung. Zu solchen Vorkommen zählt vor allem Gas in Schiefer-, Ton- und Mergelgestein (Schiefergas) oder Kohleflözgestein sowie Gas in dichtem Sand- oder Kalkstein.

Aufgrund der sehr geringen Durchlässigkeit der Speichergesteine müssen diese bei der Förderung hydraulisch aufgebrochen werden. Über Bohrungen wird mit hohem hydraulischem Druck eine Flüssigkeit (Wasser-Sand-Chemikalien-Gemisch) eingepresst, um Risse im Gestein zu erzeugen oder bestehende Risse zu weiten.

Am 11. Februar 2017 ist ein Gesetz in Kraft getreten, das Fracking aufgrund der fehlenden Erfahrungen und Kenntnisse in Deutschland verbietet. Lediglich zu wissenschaftlichen Zwecken können die Bundesländer bundesweit unter strengen Auflagen maximal vier Erprobungsmaßnahmen im Schiefer-, Ton-, Mergel- oder Kohleflözgestein zulassen.

Verunreinigung von Grund- und Trinkwasser, Belastungen durch Lärm und Luftverschmutzung, großer Flächenverbrauch und hoher Wasserverbrauch gehören zu den Beeinträchtigungen für die Umwelt. Besonders oberflächennahes Grundwasser ist durch Fracking-Chemikalien, Methan, Flowback und Lagerstättenwasser gefährdet. So wird das Wasser, das für die Förderung verwendet wird, mit 0,5 bis zwei Prozent Chemikalien sowie mit bis zu 20 Prozent Sand vermischt.

Die Chemikalien der in der Vergangenheit in Deutschland eingesetzten Fracking-Gemische hatten zum Teil hohe human- und ökotoxikologische Gefährdungspotenziale. Aktuell dürfen nur noch Fracking-Gemische zum Einsatz kommen, die nicht oder maximal schwach wassergefährdend sind.

Risiko Wasser

Mögliche Umweltbeeinträchtigungen entstehen für das Grund- und Oberflächenwasser vor allem durch die Lagerung und den Umgang mit Chemikalien sowie Bohrungen, die in der Regel durch Grundwasser leitende Schichten führen. Des Weiteren bestehen Risiken für die Gewässer bei der Entsorgung der Fracking-Gemische und des während der Erdgasförderung zusätzlich geförderten Lagerstättenwassers. Es ist hoch mineralisiert, enthält Kohlenwasserstoffe und ist teilweise radioaktiv.

Zudem wird beim hydraulischen Aufbrechen des Gesteins eine große Menge Wasser verbraucht. So sind bis zu maximal 174.000 Kubikmeter für eine Bohrung mit sechs horizontal abgelenkten Bohrsträngen, die benötigt werden, um eine Gas führende Lagerstätte in jeder Richtung erschließen zu können, erforderlich. Das entspricht ungefähr dem täglichen Wasserverbrauch aller Einwohner Münchens. Daher ist in jedem Einzelfall von der zuständigen Wasserbehörde zu prüfen, inwieweit die Entnahme einer solchen Menge Auswirkungen auf die Umwelt hat.

Wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu Konsequenzen durch eine Schiefer- und Kohleflözgasgewinnung für Grundwasservorkommen und somit auch für Trinkwassergewinnungsgebiete und Oberflächengewässer liegen in Deutschland derzeit nicht vor.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 67, vom 22. Oktober 2022.



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