„Wir sind gut vorbereitet“ – Kultusminister erwarten viele Hunderttausende Kinder

"Viele Hunderttausend Kinder" aus der Ukraine könnten nach Einschätzung der Kultusminister bald auf deutsche Schulen gehen. Für sie soll es mancherorts gesonderte Klassen geben - und psychosoziale Betreuung.
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Ein leeres Klassenzimmer.Foto: iStock
Epoch Times10. März 2022

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Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger möchte geflüchtete Lehrerinnen und Lehrer aus der Ukraine an Schulen und Kitas in Deutschland arbeiten lassen.

Russlands Präsident Wladimir Putin zwinge Frauen und Kinder auf die Flucht, die nun verstärkt in Deutschland ankämen, sagte die FDP-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Für geflüchtete Kinder und Jugendliche würden ausreichend Kita- und Schulplätze benötigt. Es brauche eine schnelle Lösung. „Dabei werden sicher auch geflüchtete ukrainische Lehrkräfte helfen wollen und können“, sagte Stark-Watzinger.

An diesem Donnerstag kommen die Kultusminister der Länder in Lübeck zusammen. Es geht darum, den geflüchteten Kindern schnell ein schulisches Angebot zu machen, wie die Kultusministerkonferenz-Präsidentin und schleswig-holsteinische Ressortchefin Karin Prien (CDU) angekündigte. Sie rechnet mit „vielen Hunderttausend Kindern“.

Prien kündigte gesonderte Klassen an, „dort wo mehrere Kinder und Jugendliche zu uns kommen“. Zudem soll es Angebote zur psychosozialen Betreuung geben. Die CDU-Politikerin sieht Deutschland gut vorbereitet auf die Aufnahme der Kinder. „Es ist unsere moralische Verpflichtung, ihnen nicht nur ein Dach über dem Kopf und ein warmes Essen, sondern vor allem auch den Kontakt mit anderen Kindern so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen“, sagte sie.

„Wir werden sie in unsere etablierten Strukturen, die wir ja haben seit 2015, integrieren“, fügte sie mit Blick auf die damalige Flüchtlingskrise hinzu. „Wir sind gut darauf vorbereitet.“ Die KMK werde dazu eine Taskforce einrichten, „damit wir auch unsere Aktivitäten koordinieren“.

Schon jetzt massiver Lehrermangel

Angesichts der Herausforderung verlangen mehrere Bildungsgewerkschaften mehr Geld für Schulen. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, forderte, dass mehr Lehrpersonal eingestellt wird. „Ich kann mir vorstellen, dass man hierfür auch verstärkt Lehramtsstudenten und pensionierte Lehrkräfte gewinnen kann, weil es da eine enorme Hilfsbereitschaft in der Gesellschaft gibt. Aber dafür muss der Staat auch zusätzliche Ressourcen bereitstellen“, sagte er den Funke-Zeitungen. Schon jetzt gebe es einen massiven Lehrermangel.

Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte, dass das Schulpersonal in der Regel nicht für Trauma-Arbeit ausgebildet sei. „Um den speziellen Bedürfnissen dieser Kinder in der jetzigen Situation bestmöglich begegnen zu können, braucht es multiprofessionelle Teams“, sagte Beckmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, erklärte: „Die Lehrkräfte und die pädagogischen Fachkräfte müssen für das Thema ‚Krieg, Flucht und Traumata‘ sensibilisiert werden, dafür benötigen sie Fort- und Weiterbildungsangebote.“

Täglich über 13.000 ukrainische Flüchtlinge

In den vergangenen drei Tagen sind allein in Berlin täglich mehr als 13.000 ukrainische Flüchtlinge angekommen. Das seien jedoch nur die Zahlen der Busse, Züge und registrierten Angekommenen, sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) am Mittwochabend nach einer Senatssondersitzung. In den zurückliegenden zwei Wochen sei eine Anzahl von Menschen „im mittleren fünfstelligen Bereich“ in der Hauptstadt angekommen. Nicht alle davon seien hier geblieben, sondern viele auch weitergereist.

Giffey sprach von einem „starken Anstieg des Zuwanderungsgeschehens“ in den letzten drei Tagen. Einige Busse würden auch in andere Bundesländer weitergeleitet werden, viele Menschen jedoch in Berlin bleiben wollen. Die Anbindung an die ukrainische Community sei hier „sehr groß“. Die Hauptstadt sei deshalb nach wie vor „am allerstärksten betroffen“.

Um die Aufnahme und Unterbringung der Menschen zu organisieren, will die Landesregierung den ehemaligen Flughafen Tegel als Ankunfts- und Verteilzentrum reaktivieren. Das Zentrum soll nach Angaben Giffeys „sukzessive aufgebaut“ werden, um dort zur Erstunterbringung Platz für 2500 bis 3000 Menschen zu schaffen. Neben Tegel will der Senat auch andere große Anlaufstellen zur Unterbringung prüfen. Zudem werde man die Bundeswehr per Amtshilfeersuchen um Unterstützung bitten.

Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR schon mehr als 2,1 Millionen Menschen geflohen (Stand Dienstag), hauptsächlich Frauen und Kinder. Ukrainischen Männern zwischen 18 und 60 Jahren hat die Regierung in Kiew die Ausreise untersagt, sie unterliegen der Wehrpflicht. In ganz Deutschland wurden inzwischen mehr als 90.000 Kriegsflüchtlinge von der Bundespolizei festgestellt. Da an den EU-Binnengrenzen keine Grenzkontrollen stattfinden, könnte die Zahl aber schon wesentlich höher sein. (adp/afp/red)



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