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Mehr Sicherheit im Auto: VW bringt Knöpfe zurück

Immer mehr Autohersteller kehren von der reinen Touchscreen-Bedienung im Cockpit ab und setzen wieder auf klassische Schalter und Tasten. VW kündigt umfassende Änderungen bei den ID-Modellen an – auch aus Sicherheitsgründen. Studien und Verbraucherorganisationen belegen: Die Rückkehr zu haptischen Elementen bringt mehr Kontrolle und weniger Ablenkung.

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Studien warnen: Touchscreens im Auto erhöhen Unfallrisiko deutlich. (Symbolbild)

Foto: Sean Gallup/Getty Images

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Lesedauer: 5 Min.

Die Zeit minimalistisch anmutender Cockpits in modernen Pkw scheint sich dem Ende zuzuneigen. Gegenüber der britischen Automobilzeitschrift „Autocar“ kündigte jüngst der Technikchef von VW, Kai Grünitz, eine Abkehr vom Trend zum reinen Touchscreen-Betrieb an. Die Modelle ID.3 und ID.4 stünden vor einer umfassenden designtechnischen Überarbeitung.
Diese werde sich vorrangig im Innenraum abbilden. So würden zahlreiche Funktionen, die zuvor über das digitale Anzeigen abrufbar waren, wieder über Tasten und Knöpfe zu bedienen sein. Auch der Schieberegler zur Regulierung der Lautstärke wird wieder einem Rundregler weichen.

VW-Designchef: „Es ist ein Auto und kein Smartphone“

Aber auch das Modell ID.2 wird ab 2026 mehrere Funktionen wieder in haptischer Form zur Verfügung stellen. Bereits im Mai hatte „Motor1“ eine Renaissance der haptischen Elemente auf breiter Ebene angekündigt. Neben VW sollen auch die Tochterunternehmen Škoda, Seat und Cupra nachziehen. Design-Chef Andreas Mindt erklärte, es handele sich um „ein Auto und kein Smartphone“.
Vieles deutet darauf hin, dass Kunden die Abschaffung zuvor immer nur über Knöpfe und Tasten bedienbarer Elemente offenbar nicht als Verbesserung empfunden hatten. Ein Brancheninsider, den „Autocar“ zitiert, resümiert:
„Wenn man etwas entwickelt, das funktioniert, und es funktioniert seit Jahren, gibt es keinen Grund, es zu ersetzen.“
Die Affinität von Autofahrern zu klassischen Bedienelementen ist dabei vor allem ein Phänomen des europäischen Marktes. Der mit 35 Jahren um 21 Jahre jüngere Durchschnittsautofahrer in China hingegen bevorzugt Sprachsteuerung, Vernetzung und KI im Cockpit, wie „RUHR24“ berichtete.

Sicherheit durch zu viele Touchscreen-Elemente beeinträchtigt

Bis dato sprachen auch aus Sicht der Hersteller mehrere Gründe für das moderne Touchscreen-Cockpit. So wirken die schlichten, aufgeräumten Innenräume optisch ansprechend und sparen auch noch Kosten. Die Produktion wird durch weniger verbaute individuelle Schalter und Kabel günstiger, da ein Großteil der Bedienung über den Bildschirm läuft. Auch bedarf es keiner Hardwareanpassung, um Funktionen zu erweitern oder Updates vorzunehmen.
Demgegenüber war die Entwicklung in diese Richtung auch von Bedenken und Kritik begleitet. So gilt die Touchscreen-Bedienung tendenziell als potenziell unsicherer als die traditionellen Knöpfe und Schalter. Während diese dem Fahrer ein unmittelbares haptisches Feedback geben, fehlt dieses bei der Touchscreen-Bedienung.
Der Fahrer muss sich häufig vergewissern, dass sein Befehl befolgt wird. Er muss seinen Blick auch länger von der Straße nehmen. Eine 2023 veröffentlichte Studie des Versicherers Allianz deutet sogar an, dass die Verwendung moderner Bedienelemente während der Fahrt in ähnlicher Weise das Unfallrisiko erhöht wie die Nutzung von Mobiltelefonen. So soll der Bordcomputer das Unfallrisiko um 44 Prozent erhöhen. Die Bedienung des Autoradios über den Touchscreen steigere es sogar um 89 Prozent. Die Studie fand auch, dass jeder vierte tödliche Verkehrsunfall durch mehr Aufmerksamkeit hätte vermieden werden können.

Auch andere Anbieter wollen zurück zu mehr Knöpfen

Einige Elemente nehmen Autofahrer sogar selbst als störend wahr, wenn sie diese über Touch-Applikationen bedienen müssen. Dies ist etwa bei Klimaanlage, Lautstärke oder den Scheibenwischern der Fall. Gerade in diesen Fällen erscheint die haptische Bedienung nicht nur als komfortabler, sondern auch als sicherer. Immerhin erfolge diese meist „blind“, sodass der Autofahrer nicht abgelenkt werde.
Der Trend zum Touchscreen geht auf die 2000er-Jahre zurück, Tesla galt als einer der Pioniere. Nun kehren neben VW auch noch andere Hersteller zu traditionellen Bedienelementen zurück. Neben Hyundai sollen auch Subaru, BYD oder Xiaomi perspektivisch zu mehr intuitiven Bedienelementen zurückkehren.
Das Bewertungsportal European New Car Assessment Programme (Euro NCAP) hat seine Einstufungsrichtlinien angepasst. So soll es im Rahmen des Verbraucherschutzprogramms die maximale Anzahl von fünf Sternen für Sicherheit ab 2026 nicht mehr für Modelle ohne physische Bedienelemente geben. Vor allem Blinker, Warnblinkanlage, Hupe, Wischer und Notruf müssen per Knopf bedienbar sein – gegebenenfalls gibt es keine Bestbewertung.

ADAC ebenfalls gegen Auto ohne Knöpfe und Schalter

Auch der ADAC empfiehlt Herstellern, zumindest einige der haptischen Bedienelemente aufrechtzuerhalten. Häufig genutzte Funktionen müssen per Knopfdruck oder Schalter bedienbar bleiben. Gleiches gelte für sicherheitsrelevante Funktionen. Dies erleichtere auch weniger geübten Fahrern die sichere Beherrschung des Fahrzeugs.
Funktionen für Infotainment können nach Einschätzung des Autofahrerklubs weiter über Touchscreen steuerbar bleiben. Sprachsteuerung ist aus Sicht des ADAC eine angenehme Ergänzung – von einem Standard sieht er sie noch weit entfernt.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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