Biathleten starten in ungewissen Corona-Winter

Corona bestimmt auch die Saison der Biathleten. Keine Fans, weniger Weltcupstationen, ständige Tests und eingeschränkte Kontakte sollen die Skijäger aber nicht von Erfolgen abhalten. Erste positive Corona-Fälle und Quarantäne gibt es bereits vor dem Saisonstart.
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Hat seinen Humor auch in Corona-Zeiten nicht verloren: Arnd Pfeiffer.Foto: Hendrik Schmidt/dpa/dpa
Epoch Times27. November 2020

Die gut neunstündige Busfahrt durch die Einöde Lapplands Richtung Kontiolahti nahm Biathlon-Olympiasieger Arnd Peiffer mit einer dicken Portion Humor.

„Eigentlich finde ich es super, man wuchtet seinen Kadaver einmal in den Bus, pflanzt sich da rein, Kopf aus und dann ist man da“, sagte der 33-Jährige. Denn wegen der Corona-Pandemie flogen die Skijäger vom letzten Trainingslager in Muonio nicht zum ersten Weltcuport. Und das ist nicht die einzige Veränderung in diesem besonderen Corona-Winter, dem schon vor dem Start die möglichen Probleme aufgezeigt wurden.

So fehlt der Thüringer Philipp Horn nach einem nicht eindeutigen Corona-Testergebnis beim Auftakt und reist unter strengen Auflagen zurück nach Deutschland. Wie der Deutsche Skiverband mitteilte, handelt es nach dem „indifferenten“ Befund aber nur um eine „Vorsichtsmaßnahme“. Nach eingehender Prüfung erteilten die finnischen Gesundheitsbehörden dem 26-Jährigen, der keine Symptome aufweist, zwar die Starterlaubnis, dennoch zog der DSV den WM-Staffeldritten vom Weltcup im Osten Finnlands zurück. Alle weiteren deutschen Skijäger wurden mehrfach negativ getestet.

Trotz Hygienekonzepten verpassen wegen positiver Corona-Tests und Quarantäne hingegen die Slowaken, Rumänen und Moldauer – bis auf eine Ausnahme – sowie die beiden Russen Anton Babikow und Jewgeni Garanitschew die ersten Rennen. Auch bei Teammitgliedern aus Italien, Frankreich, Polen und Lettland hatte es vor dem Auftakt am Samstag mit den beiden Einzelrennen (ab 11.00 Uhr/ZDF und Eurosport) positive Befunde gegeben. Über weitere Schritte wird noch entschieden.

Massiv veränderter Rennkalender mit Doppel-Events in Kontiolahti, Hochfilzen, Oberhof und Nove Mesto, permanente Corona-Tests, Vierergruppen mit möglichst wenig Kontakt zu anderen auch im eigenen Team, Maskenpflicht, kein Händeschütteln bei Siegerehrungen, keine Fans: Mit diesem Maßnahmenpaket versuchen der Weltverband IBU und die Teams, so gut wie möglich durch die Saison zu kommen. „Das Grundkonstrukt ist ein sehr, sehr gutes. Es kann funktionieren“, sagte Deutschlands Sieghoffnung Denise Herrmann und ist wie ihre Kollegen froh, „dass wir überhaupt unseren Job ausüben können“.

Der Weltverband IBU hat ein mobiles Testlabor am Start, um schnelle Testergebnisse zu bekommen und rechnet angesichts dieser Maßnahmen sowie der finanziellen Unterstützung für von Absagen betroffene Veranstalter und Nationalverbände mit einem Minus von bis zu vier Millionen Euro.

Die coronabedingten Veränderungen nehmen Peiffer & Co. „stoisch“ zur Kenntnis. So waren er, Erik Lesser, Philipp Horn und Lucas Fratzscher in Muonio auf einer Hütte – Kontakt zu den anderen Teammitgliedern gab es so gut wie nur beim Training. „Es bringt nichts, sich jeden Tag wuschig zu machen. Wir haben ja das Bubble-Prinzip, dass nur getestete Leute zusammen sind und dann können wir das Risiko ganz gut minimieren“, sagte Peiffer, der sich unter anderem mit der Aufzeichnung der neuen Folge des Lesser/Peiffer Podcasts „Das Biathlon Doppelzimmer“ oder Kartenspielen die Zeit vertrieb.

An den Zielen und Ansprüchen ändert Corona aber nichts. Zumal die Vorbereitung so gut wie ohne Einschränkungen durchgezogen werden konnte. „Es gab durch die Corona-Pandemie keine großen Einschränkungen für uns“, sagte Franziska Preuß. Und so ist wie jede Saison die Maßgabe: Einen vorne reinbringen und in jedem Rennen möglichst das Podest angreifen. Mit einem 14-köpfigen Aufgebot, je sieben Damen und Herren, reisen die Deutschen in den Osten Finnlands, wo der erste Teil des Doppel-Weltcups stattfindet.

Fehlen wird erstmals seit 2013 die langjährige Nummer eins Simon Schempp. In den beiden internen Ausscheidungsrennen sicherten sich Lesser sowie Roman Rees die letzten beiden Startplätze und komplettieren das Team um Peiffer, Benedikt Doll, Johannes Kühn, Fratzscher und Horn. „Natürlich stand ich schon unter Druck und war nervös. Aber ich bin es möglichst so angegangen, wie ich andere Höhepunkte auch angehe“, sagte Lesser (32), der in der Vorsaison nach schwachen Leistungen nur als Ersatzmann zur WM nach Antholz gereist war, da dann aber Single-Mixed-Silber und Staffel-Bronze holte. „Wir können für uns sagen, dass wir unser Bestes gegeben haben, um optimal vorbereitet zu sein“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner.

Während bei den Herren nach dem Rücktritt von Frankreichs Superstar Martin Fourcade Vorjahresgesamtsieger Johannes Thingnes Bö (Norwegen) wieder der Topfavorit ist, will bei den Damen Denise Herrmann (31) im Kampf um die Große Kristallkugel Titelverteidigerin Dorothea Wierer (Italien) ärgern. „Ich weiß, dass ich das Zeug habe, vorne dabei zu sein und den anderen das Leben sehr schwer zu machen“, sagte die Verfolgungsweltmeisterin von 2019 der dpa. Sie ist neben Preuß (26) die Deutsche mit den besten Podestchancen. Beim letzten Weltcup in Kontiolahti im März siegte Herrmann im Sprint vor Preuß. (dpa)



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