Zucker raus, Energie rein – was ketogene Ernährung wirklich bewirkt
Brot, Nudeln und Knabbereien enthalten vor allem eins: Kohlenhydrate. Auf sie zu verzichten, mag schwer klingen, ist aber weit mehr als eine Laune moderner Fitnessgurus. Was es heißt, sich ketogen zu ernähren – und was es bewirkt –, erklärt Gastautor und Heilpraktiker René Gräber in seiner wöchentlichen Kolumne bei Epoch Times.
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Was bleibt übrig, wenn vor allem Brot, Nudeln und Süßes wegfallen? Die Antwort: eine ganze Menge.
Wir leben in einer Teig- und Zuckerkultur: Brötchen, Pasta, Snacks, Kuchen. Kaum Nährstoffe, dafür jede Menge Blutzuckerchaos. Die Folgen sind sichtbar – und spürbar: Heißhunger, Gewichtszunahme, Energiemangel, Schlafprobleme.
Viele Patienten erzählen mir, dass sie „ständig etwas brauchen“ – einen Riegel, einen Saft, ein bisschen Obst. Aber der Körper verlangt nicht nach Nahrung. Er verlangt nach Stabilität. Genau hier setzt die ketogene Ernährung an: nicht als Diät, sondern als Rückbesinnung auf einen anderen Stoffwechselmodus.
Ketose statt Kohlenhydratkoma
Ketogen zu essen bedeutet nicht, sich ausschließlich von Speck, Butter und Fleisch zu ernähren. Es bedeutet, dem Körper zu ermöglichen, Fett statt Zucker zu verbrennen. Die Leber bildet dabei aus Fettsäuren sogenannte Ketonkörper – ein sauberer, effizienter Brennstoff für Gehirn und Muskeln. Ketonkörper sind wie kleine Energiewerkzeuge: gemacht aus Fett, gedacht für Leistung.
Dieses Prinzip ist keine Laune moderner Fitnessgurus, sondern eine uralte Fähigkeit des Organismus, in Zeiten knapper Kohlenhydrate leistungsfähig zu bleiben. Ursprünglich wurde die ketogene Ernährung sogar medizinisch eingesetzt – etwa bei Epilepsie.
Heute entdecken immer mehr Menschen ihren Wert jenseits klinischer Diagnosen: als Mittel gegen Entzündungen, Energieeinbrüche, Fettleber, Insulinresistenz, Bluthochdruck oder rheumatische Beschwerden.
So wenig Kohlenhydrate wie nötig – idealerweise unter 50 Gramm pro Tag.
So viel gesundes Fett wie sinnvoll.
Und Eiweiß – aber nicht im Übermaß, sondern hochwertig und bedarfsdeckend.
Die Idee dahinter ist einfach – aber physiologisch höchst wirksam: Wenn der Insulinspiegel dauerhaft hoch bleibt, blockiert er den Fettstoffwechsel wie eine rote Ampel. Erst wenn Insulin heruntergeht, schaltet der Körper um – vom Speichern aufs Verwerten, von der Abhängigkeit zum Eigenantrieb.
Dann beginnt er, Energie aus Fett zu gewinnen – und nicht nur das: Auch die Regeneration der Zellen, die Autophagie, kommt in Schwung. Klingt logisch und überzeugend. Aber was isst man dann eigentlich? Genau das fragen mich viele.
Gesunde Fette und Eiweiße sollten bei einer Keto-Diät überwiegen.
Foto: AlexRaths/iStock
Was bleibt auf dem Teller?
Was bleibt übrig, wenn vor allem Brot, Nudeln und Süßes wegfallen? Die Antwort: eine ganze Menge – wenn man sich von alten Gewohnheiten verabschiedet. Der Speiseplan für einen Tag könnte dabei wie folgt aussehen:
Am Morgen: Eier mit Avocado statt Marmeladenbrötchen,
zum Mittag: gebratenes Gemüse mit Feta, Olivenöl und Pinienkernen statt Pasta,
am Abend: ein Stück Wildlachs mit grünem Spargel und Kräuterbutter,
als Dessert: ein paar Beeren mit Kokoscreme.
Im Zentrum stehen Sorten, die nicht sättigen, sondern versorgen: Brokkoli, Blumenkohl, Zucchini, Kohl und Co. Dazu hochwertige Fette wie Olivenöl, Avocado, Kokosöl, Leinöl, Ghee oder Butter von Weidetieren.
Wer Fleisch isst, sollte auf Qualität achten: Wild, Rind und Geflügel. Schweinefleisch meide ich aus einem einfachen Grund: Der hohe Gehalt an Arachidonsäure kann Entzündungen fördern – gerade bei chronisch Kranken ist das ein Problem.
Ketogen bedeutet nicht Fett in rauen Mengen. Es bedeutet, die richtigen Fette bewusst gewählt, klug eingesetzt. Denn Fett ist nicht gleich Fett. Was der Stoffwechsel braucht, ist Energie, nicht Entzündung.
Doch genau das liefern viele moderne Öle: Transfette aus Margarine und Fritteusen., oxidierte Fette aus mehrfach erhitztem Sonnenblumen- oder Sojaöl und vor allem Linolsäure, eine Omega-6-Fettsäure, die im Übermaß Entzündungen befeuert. Sie steckt in unzähligen Fertigprodukten – flüssig, billig, allgegenwärtig.
Die bessere Wahl: hitzestabile Fette, die nicht gleich in Rauch aufgehen wie Kokosöl, Ghee und Butterschmalz. Fürs Kalte sind Olivenöl und Leinöl ideal, aber bitte naturbelassen und nicht in der Pfanne verbrannt. Gerade in einer ketogenen Phase entscheidet die Fettqualität mit über Wirkung oder Rückschlag. Wer hier unterscheidet, entscheidet über Entzündung oder Heilung.
Olivenöl verbessert die Aufnahme von Lycopin durch Ihren Körper, dem Antioxidans, das Tomaten ihre leuchtend rote Farbe verleiht.
Foto: MarianVejcik/iStock
Die Praxis zeigt, dass es wirkt. Immer wieder berichten mir Menschen von stabilem Energielevel, besserem Schlaf, klarerem Kopf und weniger Appetit. Manche bleiben langfristig ketogen, andere nutzen es als Reset – etwa im Rahmen nach einer Fastenkur oder zur Entlastung bei chronischen Beschwerden.
Fazit: Besser essen, nicht weniger
Die ketogene Ernährung ist kein Dogma und kein Allheilmittel, aber sie bringt uns dazu, bewusster zu essen: über Eiweißqualität nachzudenken, Gemüsevielfalt neu zu entdecken und zwischen Fett und Fett zu unterscheiden; nicht weil es modern ist, sondern weil es Sinn ergibt.
Zurück zur Stoffwechselvernunft heißt: raus aus der Zuckerträgheit, rein in die Selbstregulation. Es muss nicht für immer sein, aber für eine Zeit; als neue Richtung. Nicht weniger essen, sondern besser und bewusster. Die ketogene Ernährung ist kein Trend, sondern eine Erinnerung an das, was möglich ist, wenn wir dem Körper wieder vertrauen.
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
René Gräber studierte Pädagogik und Sportwissenschaften. Aufgewachsen in einer Ärztefamilie, kam er früh mit der Medizin in Kontakt – vor, unter und hinter dem Arzttisch. Bereits in seinen Zwanzigern war seine Krankenakte „so dick wie die mancher 70-Jährigen“. Sein eigenes Leid führte ihn jenseits der klassischen Medizin schließlich zur Naturheilkunde. Die erfolgreiche Selbstbehandlung legte den Grundstein für seine seit 1998 bestehende Praxis mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Alternativmedizin.