Aktionäre in Austin versammelt
Aktionäre entscheiden: Bleibt Musk an der Tesla-Spitze oder zieht er sich zurück?
Elon Musk und Tesla stehen an einem entscheidenden Wendepunkt: Die Tesla-Aktionäre stimmen über ein neues Vergütungspaket ab, das dem Firmenchef bis zu 1 Billion Dollar einbringen oder ihn seinen Posten kosten könnte. Hinter dem Votum steht die Frage, ob der Visionär weiterhin das Gesicht von Tesla bleibt – oder ob die Ära Musk bei dem E-Autobauer endet.

Tesla-Fahrzeuge stehen auf einem Firmengelände in Kalifornien. (Archivbild)
Foto: Noah Berger/FR34727 AP/AP/dpa
In Kürze:
- Tesla-Aktionäre stimmen über Musks „CEO Performance Award 2025“ ab
- Paket im möglichen Gesamtwert von rund 1 Billion US-Dollar
- Ziele: 20 Millionen verkaufte Fahrzeuge, 1 Million Robotaxis, 1 Million humanoide Roboter
- Musk will seinen Anteil von 13 auf 25 Prozent erhöhen – für mehr Einfluss
- Norwegischer Staatsfonds und Stimmberater ISS sowie Glass Lewis empfehlen Ablehnung
- Unterstützer wie Ron Baron und Morgan Stanley warnen vor einem „Tesla ohne Musk“
Am Donnerstag, 6. November, steht der E-Autobauer Tesla vor einer der wichtigsten Entscheidungen seiner Unternehmensgeschichte. Um 15:00 Uhr Ortszeit (22:00 Uhr MEZ) werden die Aktionäre des von Elon Musk mitgegründeten Konzerns in Austin zusammentreten. Geht es nach Musk, soll ein neues Vergütungspaket, über das diese abstimmen sollen, ihn zum ersten Billionär der Welt machen.
Scheitert der „CEO Performance Award 2025“, könnte sich Musk hingegen von der Spitze des Konzerns zurückziehen. Im September hatten die Vorstandsmitglieder Robyn Denholm und Kathleen Wilson-Thompson in einem Brief an die Anteilseigner gewarnt: Ein Scheitern des Vorhabens könnte den Verlust von Musks „Zeit, Talent und Vision“ bedeuten. Die Vorstände unterstrichen, wie entscheidend Musks Führungsqualitäten bei der Entwicklung von KI und autonomer Technologie seien.
1 Billion Dollar – wenn Tesla durch die Decke geht
Der von Musk favorisierte Plan ist ambitioniert und würde ihm, wenn er funktioniert, das Durchbrechen der Schallmauer eines Billionenvermögens ermöglichen. Über die kommenden zehn Jahre soll der Multiunternehmer bis zu 423,7 Millionen neue Tesla-Aktien erhalten. Sollte es Tesla bis 2035 gelingen, eine Marktkapitalisierung von 8,5 Billionen US-Dollar zu erreichen, würden diese einen Gesamtwert von fast einer Billion US-Dollar aufweisen.
Dies würde allerdings eine Versechsfachung des derzeitigen Marktwerts voraussetzen. Musk soll das Aktienpaket auch nicht auf einmal, sondern in zwölf Stufen erhalten – und jedes dieser Pakete wäre an die Erfüllung operativer und finanzieller Ziele geknüpft.
In zehn Jahren will Tesla 20 Millionen seiner E-Auto-Modelle verkaufen. Ein weiteres Etappenziel ist die Verankerung von 1 Million Robotaxis im kommerziellen Betrieb. Darüber hinaus müsste der Konzern eine Million humanoider Roboter aus der „Optimus“-Sparte absetzen. Das autonome Fahrprogramm „Full Self Driving“ müsste zudem 10 Millionen Abos absetzen. Außerdem müsste Tesla über mehrere Quartale hinweg bestimmte Gewinnziele erreichen.
Musk droht mit Rückzug – „dann konzentriere ich mich auf andere Projekte“
Ein weiteres zentrales Ziel, das Musk mit dem „CEO Performance Award 2025“ verfolgt, ist jedoch der Ausbau seiner Kontrolle über das Unternehmen. Um die langfristige Richtung von Tesla bestimmen zu können, besteht der 54-Jährige auf 25 Prozent der Anteile. Derzeit sind es nur 13 Prozent. In Unternehmen wie Meta oder Apple hatten die Gründer sich ihren weiteren Einfluss bereits vor dem Börsengang gesichert – bei Tesla muss Musk diesen Schritt nachträglich gehen.
Gegenüber dem Podcast „All-In“ hatte Musk auch betont, dass ihm das wichtiger ist als das eigentliche Vermögen: „Wenn wir eine Roboterarmee aufbauen, möchte ich sicherstellen, dass ich auch Einfluss auf diese Armee habe.“
Im Vorfeld hatte Musk in Aussicht gestellt, im Fall eines Scheiterns seines Konzepts andere Projekte in den Vordergrund zu stellen. Sollte dieses Worst-Case-Szenario eintreten, wolle er seinen Schwerpunkt auf das Raumfahrtunternehmen SpaceX oder den KI-Konzern xAI verlagern. Denholm betonte zudem, dass Musk leer ausgehe, wenn es ihm nicht gelinge, die Ziele zu erreichen.
Fonds und Berater warnen vor Übermacht des CEO
Die Aktionäre von Tesla sind unterdessen gespalten. Ron Baron von Baron Capital machte in einem offenen Brief deutlich, dass Tesla und Musk „untrennbar verbunden“ sein. Er sei der Einzige, der in der Lage sei, die hochgesteckten Ziele tatsächlich zu erreichen.
In ähnlicher Weise äußerte sich auch Chefanalyst Dennis Lynch von Counterpoint Global, einer Sparte von Morgan Stanley. Lynch unterstreicht ebenfalls, dass es „im besten Interesse der Aktionäre“ sei, dass Musk eine entscheidende Beteiligung am Unternehmen behalte.
Die Stimmrechtsberater Glass Lewis und Institutional Shareholder Services (ISS) raten demgegenüber von einer Zustimmung ab. Sie nennen das Paket „überdimensioniert“ und fürchten um die künftige Flexibilität des Vorstands. Auch der mit 1 Prozent beteiligte norwegische Staatsfonds will gegen den Plan stimmen. Dort betont man zwar Musks „visionäre Rolle“. Gleichzeitig wolle man aber nicht „übermäßig von einer Einzelperson abhängig“ sein.
Musk sieht die Zukunft von Tesla in der Robotik
Während des „All-In“-Podcasts kritisierte Musk auch die Empfehlungen von Glass Lewis und ISS und bezeichnete sie unter anderem als „Terroristen“. Er warf ihnen vor, sie ließen „grundlegende Punkte des Investierens und der Unternehmensführung völlig außer Acht“. Die Empfehlungen gegen den von Musk favorisierten Plan seien „unbegründet und unsinnig“.
Ein Gericht in Delaware hatte Anfang 2024 einen Vergütungsplan aus dem Jahr 2018 für ungültig erklärt. Damals ging es um 55 Milliarden US-Dollar. Das Gericht urteilte damals, Musk habe zu großen Einfluss auf den Vorstand ausgeübt.
Musk hatte in den vergangenen Monaten deutlich gemacht, dass dem Elektroauto perspektivisch nicht mehr sein Hauptaugenmerk gelten werde. Der Roboter „Optimus“ werde zum „wichtigsten Produkt aller Zeiten“ werden, betonte der Tesla-Mitgründer. Dieser solle sich bewegen können „wie ein Mensch im Kostüm“.
Die Technologie könne eines Tages eine Welt ohne Armut schaffen, so Musk. Die Roboter könnten sogar als Chirurgen eingesetzt werden. Allerdings wird Musk das Schicksal der Produkte nur bestimmen können, wenn er den 25-Prozent-Anteil sicherstellt.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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