Unternehmen kürzen deutlich ihre Investitionen – auch wegen „wirtschaftspolitischer Unsicherheit“

Unternehmen in Deutschland haben deutlich weniger investiert, hat das Ifo-Institut festgestellt: „Das Investitionsklima hat sich spürbar eingetrübt.“ Ein Blick auf die Zahlen der Branche.
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Die chemische Industrie schaut nur geringfügig zuversichtlicher auf das kommende Jahr als auf 2023.Foto: iStock
Epoch Times4. Dezember 2023

Die Unternehmen in Deutschland haben ihre Investitionsvorhaben deutlich gekürzt. Das geht aus den jüngsten Konjunkturumfragen des Münchener Ifo-Instituts hervor. Die Investitionserwartungen für das laufende Jahr sind demnach im November auf 2,2 Punkte gefallen, nach 14,7 Punkten im März.

„Das Investitionsklima hat sich spürbar eingetrübt“, sagte Lara Zarges, Konjunkturexpertin am Ifo-Institut. „Das ist Folge der gestiegenen Finanzierungskosten, der schwachen Nachfrage und der wirtschaftspolitischen Unsicherheit.“

Auch für das kommende Jahr sind die Unternehmen zurückhaltend: Mit einem Saldo von 1,2 Punkten liegen die Investitionserwartungen sogar etwas niedriger als in diesem Jahr.

Der Handel ist am pessimistischsten

Am pessimistischsten sind die Unternehmen im Handel: Immer mehr Unternehmen wollen dort ihre Investitionsausgaben kürzen. Für das laufende Jahr sanken die Investitionserwartungen von +3,7 Punkte auf -3,5 Punkte, und für 2024 gehen sie weiter zurück, auf -14,6 Punkte.

Auch die Dienstleister haben ihre Vorhaben für das laufende Jahr deutlich gekürzt: Die Investitionserwartungen sanken von +13,6 Punkte auf +1,0 Punkte. Im kommenden Jahr wollen sie nur geringfügig mehr investieren als in diesem Jahr, der Saldo liegt bei +2,3 Punkten.

In der Industrie sind die Unternehmen am optimistischsten: Eine Mehrheit der Unternehmen will in diesem und im kommenden Jahr etwas mehr investieren. Für dieses Jahr haben die Industrie-Unternehmen ihre Vorhaben allerdings deutlich gekürzt, der Saldo sank von 21,4 Punkten im März auf 6,8 Punkte im November; das heißt, sie wollen immer noch mehr investieren, aber eben nicht mehr ganz so viel wie ursprünglich geplant.

Vor allem die energieintensiven Branchen wollen weniger investieren: Der Saldo fiel von +9,1 Punkten auf -9,2 Punkte. Am stärksten ist die Korrektur in der Chemie, wo die Unternehmen ihre Erwartungen seit dem Frühjahr von +13,9 Punkten auf -15,6 Punkte senkten. In den nicht-energieintensiven Zweigen sanken sie für das laufende Jahr von 22,3 Punkten im März auf 12,6 Punkte im November.

Energieintensive Branchen und Autoindustrie investieren mehr

Die Automobilhersteller halten sogar an ihren ursprünglichen Plänen fest und wollen ihre Investitionsausgaben spürbar ausweiten: Der Saldo blieb beinahe unverändert bei +34,4 Punkten. Die Automobilhersteller wollen ihre Investitionsausgaben erneut spürbar ausweiten: Ihre Investitionserwartungen für das Jahr 2024 liegen bei 34,0 Punkten.

In den energieintensiven Branchen deutet sich eine leichte Aufhellung an: Die Investitionserwartungen liegen bei +3,7 Punkten. Insbesondere die Hersteller chemischer Erzeugnisse planen wieder mehr zu investieren als im laufenden Jahr.

In den nicht-energieintensiven Industriebranchen dagegen wollen geringfügig weniger Unternehmen ihre Investitionen im Vergleich zum Vorjahr ausweiten. Der Saldo sank auf 11,2 Punkte. Für das kommende Jahr sind die Investitionserwartungen in der Industrie weitgehend stabil bei 6,6 Punkten.

Die Punkte bei den Investitionserwartungen geben an, wie viel Prozent der Unternehmen per saldo ihre Investitionen ausweiten wollen. Wenn alle befragten Unternehmen beabsichtigten, ihre Investitionen auszuweiten, läge der Saldo bei +100 Punkten. Würden alle ihre Investitionen senken wollen, läge er bei -100. Die Höhe der geplanten Investitionen wird nicht berücksichtigt. (dts/red)



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