Rund 22 Millionen Euro für Air-Berlin-Sachwalter Flöther

Abgerechnet wird zum Schluss: Eineinhalb Jahre nach dem Insolvenzantrag von Air Berlin bekommt der bestellte Experte Geld für seine Arbeit. Doch wie wird die Vergütung eigentlich geregelt?
Titelbild
Rechtsanwalt und Sachwalter Lucas Flöther.Foto: Silas Stein/dpa
Epoch Times7. März 2019

Seit Air Berlin das Geld ausging, ist der Sanierungsexperte mit an Bord: Sachwalter Lucas Flöther bekommt für die ersten Monate bei der insolventen Fluglinie rund 22 Millionen Euro.

Diese Summe habe das Amtsgericht Charlottenburg ihm aus der Insolvenzmasse zugesprochen, sagte der Jurist aus Halle der Deutschen Presse-Agentur. Die Vergütung ist gesetzlich geregelt.

„Das ist ein Betrag, der dem Großteil der Bevölkerung natürlich erstmal sehr hoch erscheinen muss.“ Er ergebe sich aber aus sehr detaillierten gesetzlichen Regelungen. Die Vergütung decke nicht nur seine Arbeit ab, sondern vor allem die seiner 150 Mitarbeiter. Von der Opposition im Bundestag kommen kritische Stimmen zu der Summe.

Die Vergütung gibt es für Flöthers Zeit als Sachwalter bei Air Berlin zwischen August 2017 und Januar 2018. Inzwischen arbeitet er den Fall als Insolvenzverwalter auf. Die damals zweitgrößte deutsche Airline hatte im Spätsommer 2017 Insolvenz angemeldet. Verschiedene Airlines übernahmen die Töchter und das Geschäft. Mehr als eine Million Gläubiger meldeten Ansprüche an. Die meisten sind Passagiere.

Gerade in der Phase direkt nach dem Insolvenzantrag arbeitete seine Kanzlei sehr intensiv, sagte Flöther: Ein 150-Millionen-Euro-Kredit der Bundesregierung und die Betriebserlaubnis mussten gesichert werden, um einen Verkauf der Airline zu ermöglichen.

Die Gläubiger mussten betreut, neue Investoren gesucht werden. Ein Großteil des Darlehens konnte Air Berlin inzwischen zurückzahlen. Wie viele frühere Kunden ihr Geld zurückbekommen, ist unklar.

Auch Flöther bekommt nicht das erste Mal Geld. „Ich habe bereits vorher vom Gericht die Erlaubnis bekommen, einen einstelligen Millionenbetrag aus der Insolvenzmasse zu entnehmen, um die Auslagen zu decken.“ Diese Summe werde mit den 22 Millionen Euro verrechnet. Auch für seine weitere Tätigkeit wird Flöther Vergütung bekommen.

Der Linken-Verkehrspolitiker im Bundestag, Jörg Cezanne, kritisierte die Vergütung: „Da etliche Flugreisende im Insolvenzverfahren leer ausgehen werden, ist diese Summe niemandem zu vermitteln.“

„Der Verwalter wird immer aus der Insolvenzmasse bezahlt, weil er im staatlichen Auftrag arbeitet“, so frühere Angaben vom Geschäftsführer des Verbands Deutscher Insolvenzverwalter, Daniel Bergner. Die Sätze seien in der Insolvenzrechtlichen Vergütungsordnung geregelt. Zu einem Regelsatz gibt es Zuschläge für komplexe Verfahren, etwa wenn viele Mitarbeiter, Tochtergesellschaften und Auslandsaktivitäten zu betreuen sind. Flöther beantragte bei Air Berlin weniger, als ihm maximal zugestanden hätte, wie das Gericht im Beschluss schrieb. (dpa)



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