Wirtschaftsforscher rechnet nicht mit Inflation in Corona-Krise

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Die Lichter in den Büros der Europäischen Zentralbank (EZB) leuchten in der Abenddämmerung.Foto: Boris Roessler/dpa/dpa
Epoch Times28. April 2020

Trotz der massiven Finanzhilfen der Europäische Zentralbank (EZB) und der europäischen Regierungen in der Corona-Krise rechnet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) nicht mit einem Anstieg der Inflation. Wahrscheinlicher sei trotz der aktuellen Geldschwemme eine Deflation, erklärte IW-Ökonom Markus Demary am Montag. Gründe seien die sinkende Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen durch Firmen und Verbraucher sowie der eingebrochene Ölpreis.

Den Unternehmen seien infolge der Corona-Krise die Umsätze eingebrochen, es drohten hohe Verluste, führte Demary aus. Manager seien froh, wenn sie mit den Hilfsgeldern jetzt Gehälter, Zinsen und bestellte Waren zahlen können – an Investitionen sei hingegen kaum zu denken. „Da die Unternehmen die Hilfskredite zurückzahlen müssen, werden sie Investitionen auch in naher Zukunft eher aufschieben und stattdessen Schulden abbauen“, erklärte Demary. Durch die Zurückhaltung bei den Investitionen fehle dann Nachfrage, wodurch die Preise stagnieren.

Die Nachfrage der Haushalte trägt laut Demary ebenso wenig zur Inflation bei. Zwar würden die Konsumenten bald einige Ausgaben, zum Beispiel für den Friseur, nachholen, dann jedoch ihr Kaufverhalten in gewohntem Muster fortführen. Zudem hätten die Hamsterkäufe am Anfang der Corona-Krise die Vorratskammern gefüllt, die entsprechenden Produkte würden nun kaum nachgefragt.

Geld-Sparen führt nicht zu Inflationsdruck

Außerdem geht Demary davon aus, dass die Haushalte aus Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Krise mehr Geld sparen. Dadurch sinke ebenfalls die Nachfrage, es entstehe kaum Inflationsdruck.

Hinzu komme der jüngst deutlich eingebrochene Ölpreis. Die Inflationsrate wird laut dem IW-Ökonom zu einem großen Teil durch die Veränderung des Ölpreises erklärt – sinkt dieser, fällt in der Regel auch das Preisniveau.

Was den Zusammenhang zwischen Ölpreis und Inflation angeht, seien nun verschiedene Szenarien denkbar. Inflationsdruck könnte demnach in Zukunft über den Benzinpreis entstehen: Menschen, die früher eher mit Bus und Bahn unterwegs waren, fahren in Zeiten von Infektionsrisiken mehr mit ihren eigenen Autos. Es sei aber auch möglich, dass dienstliche Reisen ausbleiben, da Video-Konferenzen und digitales Arbeiten stark an Akzeptanz gewonnen haben.

Insgesamt sei ein Anstieg der Inflation nicht wahrscheinlich, erklärte Demary. „Vielmehr könnte Corona uns in eine Deflation führen.“ Fallende Preise wirken auf Verbraucher erst einmal attraktiv, aber für die Wirtschaft seien sie gefährlich: Wenn Unternehmen und Konsumenten erwarten, dass Waren und Dienstleistungen immer günstiger werden, schieben sie viele Ausgaben auf. So könne sich die Deflation schnell verfestigen und die wirtschaftliche Entwicklung bremsen. (afp)



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