Forscher bestätigen Legende vom „Sonnenstein“ als Navigationshilfe der Wikinger

Ohne Kompass konnten Wikinger um das Jahr 1000 binnen drei bis vier Wochen Grönland oder Nordamerika erreichen. Der Legende nach sollen "Sonnensteine" ihnen bei der Seenavigation geholfen haben. Nun fanden Forscher heraus, dass diese Sonnensteine nicht bloß eine Legende sind.
Titelbild
Die "Havhingsten af Glendalough" (der Meerhengst von Glendalough) – das größte Wikinger-Kriegsschiff, das je nachgebaut wurde.Foto: BJARKE ORSTED/AFP/Getty Images
Epoch Times13. September 2017

Der Legende nach sollen so genannte Sonnensteine den Wikingern bei bewölktem Himmel beim wagemutigen Navigieren über die Meere geholfen haben. Jahrhunderte später haben Forscher nun die urtümliche Methode getestet – und sie für durchaus brauchbar bei der Seenavigation befunden, wie sie in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie berichteten.

Schon vor gut tausend Jahren legten die Wikinger tausende Kilometer auf dem Meer zurück, dabei entdeckten sie noch vor Kolumbus den Kontinent Amerika. Einen Kompass gab es damals noch nicht, die Wikinger richteten sich nach der Sonne. Bei Wolken sollen sie der Überlieferung nach „Sonnensteine“ benutzt haben, um den Stand der Sonne zu ermitteln und die Nordrichtung zu bestimmen.

Die Statue von Leif Eriksson in Reykjavik, Island. Leif Eriksson soll als erster Europäer Nordamerika entdeckt haben. Foto: MARCEL MOCHET/AFP/Getty Images

Bereits 1967 vermutete ein dänischer Archäologe, dass es sich bei dem Stein um einen das Licht auf besondere Art brechenden Kristall gehandelt haben muss – wahrscheinlich Kalzit, Turmalin oder Cordierit. Für ihr Experiment, wie präzise diese „Sonnensteine“ bei der Kursbestimmung auf See tatsächlich sind, nutzten nun Denes Szaz von der Budapester Eötvös-Universität und seine Kollegen alle drei Steine und testeten sie unter 1080 simulierten Wetterbedingungen und Sonnenständen.

Sie kamen zu dem Schluss, dass der Kalzit in der Regel „präziser“ arbeitet als die beiden anderen Kristalle. Besonders zuverlässig arbeiteten die „Sonnensteine“ demnach, wenn der Himmel nicht völlig bedeckt war und die Sonne 35 und 40 Grad hoch am Himmel stand. An ihrem Mittags-Höchststand oder wenn die Sonne an einem bleiernden Himmel auf- oder unterging, funktionierte die Navigationshilfe hingegen so gut wie gar nicht.

Sie wüssten nun erstmals, wie genau die Methode unter den verschiedenen Wetterbedingungen und Sonnenständen sei, erklärte Szaz in den „Proceedings of the Royal Society A“. Als nächsten Schritt wollen die Forscher nun herausfinden, ob die Navigationsfehler so geringfügig waren, dass die Wikinger trotzdem binnen drei bis vier Wochen Grönland oder Nordamerika erreichen konnten. (afp)

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