China: Vogelgrippe beim Menschen verheimlicht?

Alarmierende Zahlen auf internationalem Viren-Symposium in Marburg
Titelbild
Laborproben eines sezierten Schwanes beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim bei München. Als Vorsorgemaßnahme gegen die Einschleppung des Vogelgrippevirus werden dort zur Zeit die Untersuchungen von Wildvogelproben massiv erhöht.Foto: AP Photo/Uwe Lein
Von 22. November 2005

Während des Symposions: „RNS-Viren als Überträger zwischen Tier und Mensch“ an der Uni Marburg vom 18. -19. November legte der Virusforscher Masato Tashiro seinen Kollegen am Schluss seines Vortrags ein unautorisiertes Dokument vor: „Was Sie hier sehen, ist ein inoffizieller, unveröffentlichter Bericht aus China zur Situation der H5N1-Infektionen beim Menschen.“ Dabei handelte es sich um eine Aufstellung, die alle bisherigen Statistiken und Informationen über die Vogelgrippe in den Schatten stellt. Demnach sollten mindestens 300 Menschen in China nachweislich an der Vogelgrippe gestorben sein, mehr als 3.000 Menschen auf Isolierstationen behandelt worden sein und – besonders Besorgnis erregend – bei sieben Fällen läge die Vermutung der gefürchteten Mensch-zu-Mensch-Übertragung nahe. Eine Quelle für das Dokument wollte Tashiro nicht nennen.

Was sich zunächst wie ein Krimi anhört, wundert zumindest Chinakritiker nicht. Dass das in China herrschende kommunistische Regime unliebsame Zahlen und Daten unterdrückt oder fälscht und dies in systematischer Weise, ist bekannt. Der Ausbruch der Lungenseuche SARS etwa wurde in China ein halbes Jahr lang geheim gehalten und führte so zu einer weltweiten Verbreitung mit Todesopfern. Auch im Bereich der Ökonomie und Ökologie werden öfters gefälschte Zahlen vorgelegt.  Bei den Unternehmen etwa sei die doppelte Buchführung gang und gäbe, zitiert der Spiegel in Ausgabe 22/2005 eine Managerin einer Textilfabrik bei Shenzen: „Das machen in unserer Branche fast alle so.“

Dr. Stephan Becker vom Institut für Virologie in Marbach möchte das Dokument Tashiros nicht überbewerten. Dieser habe eigentlich einen Vortrag über H5N1 bei Hühnern gehalten und erst ganz am Schluss dieses Dokument mit chinesischen Zeichen, die die Anwesenden nicht lesen konnten, und dessen Quelle er nicht nennen wollte, gezeigt. Hier möchte Becker auch die Medien in die Verantwortung nehmen, in weniger sensationellem Stil zu berichten: „Wer immer Feuer, Feuer ruft, dem glaubt am Schluss keiner mehr.“ Um die Vogelgrippe wirklich im Griff zu behalten, was auch möglich wäre, wenn Ausbruchsherde wirklich frühzeitig erkannt und gemeldet werden, ist Besonnenheit und gute Zusammenarbeit aller gefragt.

China hat bisher nur drei H5N1-Infektionen beim Menschen offiziell bestätigt. Experten halten es aber für möglich, dass andere Fälle vielleicht nicht erkannt worden sind, weil sie schwer zu diagnostizieren sind. Schwierig ist es vor allem auch, manche entlegene Dörfer, zu denen nicht einmal eine Straße führt, überhaupt zu erreichen. Ein weiteres Problem sei der enge Kontakt Mensch – Geflügel, der gerade in asiatischen Ländern bestehe. Ein Problem sieht Becker auch in den teilweise sehr ineffektiven Impfstoffen für Geflügel in China. So könne ein gesundes Huhn durchaus den Virus weiter übertragen, ohne selber daran zu erkranken. Entwarnung könne also in keinem Fall gegeben werden.


http://www.med.uni-marburg.de/stpg/ukm/lt/hygiene/Program.pdf



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