Corona-Stille in China: Die Positiven und die Negativen bleiben zu Hause

Wo vorher die eiserne Faust der Partei zum Lockdown zwang, bleiben die Leute jetzt freiwillig zu Hause. Chinas 180-Grad-Wende in der Corona-Politik bringt die andere Seite der Medaille auf den Tisch – die doppelte Unfähigkeit, mit Krisen sinnvoll umzugehen.
Titelbild
Eine Frau geht an Barrikaden vorbei, die am 19. Dezember 2022 in Peking, China, an einem noch in Betrieb befindlichen Corona-Testzentrum für COVID-19 auf dem Boden verstreut sind.Foto: Kevin Frayer/Getty Images
Von 21. Dezember 2022

Drei Jahre extreme Lockdowns in China und dann die plötzliche Öffnung. Die 180-Grad-Wende brachte das Corona-Chaos über den KP-Staat. Hoffnungslos überforderte Krankenhäuser sehen sich einer Infektionswelle gegenüber, die durch eine schlecht vorbereitete Bevölkerung hindurchfegt.

Hinzu kommen die schwachen chinesischen Impfstoffe, denen man aus ideologischen Gründen den Vorzug gab. Manche glauben, dass die „White Paper“-Proteste das Pekinger Regime zum Einlenken gebracht hätten. Andere meinen, dies sei nur ein willkommener Vorwand gewesen, den längst überfälligen Schritt zu gehen, aus der für Land und Leute desaströsen Null-COVID-Politik endlich auszusteigen.

Insiderinformationen nach sollen die lokalen Regierungen in China sogar kurz vor dem Bankrott gestanden haben. Mit immer weniger Einnahmen und einer schwer angeschlagenen Wirtschaft sollten immer höhere Ausgaben für Kontrollpersonal und ähnliches gestemmt werden. Ein anderer wichtiger Punkt: die anstehende WHO-Erklärung im Frühjahr zur Herabstufung von COVID-19 zur Epidemie. China hätte damit der internationale Gesichtsverlust ins Haus gestanden.

Stillstand: Selbst das Dorfmegafon schweigt

Doch nun ist alles anders. Menschen in China erzählen, dass jene, die positiv sind, zu Hause bleiben und jene, die negativ sind, aus Angst auch nicht hinausgehen. Die ganze Gesellschaft stehe still, berichtet die chinesischsprachige Epoch Times aus China.

Ein Einwohner aus dem Gebiet der Neun-Millionenstadt Baoding, ehemals Hauptstadt der Provinz Hebei im Nordosten Chinas, meinte, dass die Epidemie in Hebei sehr ernst sei. In seinem Dorf sei mindestens die Hälfte der Bewohner infiziert, erklärte der Mann mit dem Nachnamen Zhang. Seine ganze Familie sei auch infiziert. Hauptsächlich zeigten sich Symptome wie Fieber und Husten.

Zhang erklärte, dass man jetzt nichts mehr benötige, um auszugehen (keine Nachweise, Apps etc.). „Aber die Straßen sind leer, die Positiven sind zu Hause und die Negativen sind zu Hause. Es ist jetzt wirklich gefährlich, man kann sich [eine Infektion] von überall her holen.“

Wo ist das Gesundheitspersonal der Partei?

Alle liegen komplett flach und bleiben zu Hause, besuchen auch keine andere Familie. Selbst das Dorfmegafon bleibt stumm, schilderte Zhang. Er erzählte noch, dass sich jetzt auch die Dorf- und Stadtkader (der Kommunistischen Partei) nicht mehr darum kümmern. Sie leisteten den Dorfbewohnern auch keine Hilfe.

Auch im Internet soll es entsprechende Äußerungen gegeben haben. Internetnutzer hätten sich gewundert, so der Epoch-Times-Bericht, dass, wenn man nicht krank sei, einem die ganze Straße gegeben werde: kostenlose Impfstoffe, man werde sogar dafür bezahlt, sich impfen zu lassen. Tag und Nacht sei man angerufen worden, um kostenlose Corona-Tests zu machen.

Als die Reporter der Epoch Times in Shanghai mit einer Frau namens Li sprachen, konnte diese ihren Ärger kaum zurückhalten: „Wenn sie [die Parteikader] sich wirklich um unsere Gesundheit kümmern würden, dann sollte Peking zu dieser Zeit voll von Weißen [Gesundheitspersonal in Schutzanzügen] sein und sie sollten von Tür zu Tür gehen, um Medikamente kostenlos zu verteilen.“ Doch das ist nicht der Fall. Frau Li: „Aber nein, sie kommen und treten die Tür ein, wenn man sie nicht braucht, und wenn man sie am meisten braucht, sind sie weg.“

Eine anonym bleibende Person in Shanghai hätte sich auch darüber geärgert, dass nach drei Jahren Seuchenprävention es nur quadratische Kabinen, sogenannte Fangcang-Krankenhäuser und Corona-Tests gebe. Es seien keine Vorbereitungen getroffen worden und der Impfstoff sei unwirksam. Die einfachen Leute könnten nicht einmal Medikamente gegen Erkältung kaufen. Es sei genauso wie beim vorherigen SARS-Ausbruch im Jahr 2001. Es passiere nichts. Die Regierung gebe der Öffentlichkeit keine Erklärung. Die Menschen könnten sich nur selbst helfen. „Was sind das für drei Jahre? Ich bin so wütend“, erklärte die Person.

Lange Schlangen für selbstbezahlte Tests

Jingmen liegt in der zentralchinesischen Provinz Hubei. Die Großstadt mit 2,6 Millionen Einwohnern befindet sich rund 250 Kilometer westlich von Wuhan, der Provinzhauptstadt und Quelle des Coronavirus, das sich unter dem Namen SARS-CoV-2 seit Ende 2019 über die ganze Welt ausgebreitet hat. Hier sprach die chinesische Ausgabe der Epoch Times mit einem Einwohner, der sich unter dem Pseudonym Wang Hua zur Lage äußern wollte.

Wang wusste aus privaten Gesprächen mit Ärzten zu berichten, dass es in den vergangenen Tagen in der Stadt mehr als 10.000 neue Fälle pro Tag gegeben habe. Auf der offiziellen Website von Jingmen sei geschätzt worden, dass sich bis zum 15. Dezember etwa 20 Prozent der Menschen infiziert hätten – und das innerhalb nur einer Woche.

Auch Wang berichtet davon, dass die Menschen aus Angst nicht hinausgehen. Auf den Straßen sei wenig los, viele Geschäftsinhaber hätten Angst, zu öffnen. In den Apotheken bekomme man keine Antipyretika, keine Fiebersenker mehr. Selbst in den Onlineshops müsse man sich für eine Reservierung anstellen. Selbst die in etwa den FFP2-Masken entsprechenden N95-Gesichtsmasken seien Mangelware. Es gebe lange Warteschlangen für Corona-Tests. 16 Yuan (2,16 Euro) koste ein Röhrchen.



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